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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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einmal eine Zahnbürste.
    Wie auf Stichwort klopfte es erneut. »Housekeeping«, verkündete eine Frauenstimme.
    Hatte das Zimmermädchen gemerkt, dass es sich geirrt und Devon doch erkannt hatte? Marcy riss die Tür auf und stand einer etwa sechzigjährigen grauhaarigen Frau mit großen Brüsten gegenüber, die in einer Hand eine Zahnbürste, in der anderen eine kleine Tube Zahnpasta hielt. »Ich habe gehört, die brauchen Sie«, sagte sie fröhlich.
    »Vielen Dank«, sagte Marcy und griff mit der Hand, in der sie Devons Foto hielt, nach der Zahnbürste.
    »Oh, wer ist denn das?«, fragte die Frau.
    »Kennen Sie sie?«, fragte Marcy zurück.
    Die Frau betrachtete das Bild mehrere Sekunden. »Einen Moment hab ich gedacht, es könnte Katie sein.«
    »Katie?« Marcys Herz pochte so heftig, dass sie den Namen kaum über die Lippen brachte.
    »Die Tochter meiner Nachbarin.«
    »Sie heißt Katie?«
    »Ja, aber das ist sie nicht.«
    »Sind Sie sicher?«
    Die Frau nickte. »Bei genauerem Hinschauen sehen die Augen ganz anders aus.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Marcy noch einmal. »Wie lange kennen Sie Katie schon?«
    »Nur ihr ganzes Leben lang«, sagte die Frau und lachte. »Ein echter Sturkopf. War sie schon immer. Wer ist denn das?«
    »Meine Tochter«, sagte Marcy. »Auch ein Sturkopf.«
    Die Frau lächelte. »Nun ja. In einem bestimmten Alter sind sie das wahrscheinlich alle. Ich muss weiter. Genießen Sie Ihren Aufenthalt. Wenn Sie noch irgendetwas brauchen, klingeln Sie einfach.«
    Ich brauche meine Tochter , dachte Marcy. »Vielen Dank«, sagte sie. »Diese Katie …«, setzte sie dann neu an, ohne zu wissen, was sie sagen wollte.
    »Ja?« Die Frau wartete, und ein verwirrtes Runzeln störte ihr ansonsten heiteres Lächeln.
    »Wissen Sie, wohin sie gerne ausgeht? Irgendein Lieblingspub? Ich erwarte nämlich meine Tochter«, fügte sie hinzu, als sie den fragenden Blick der Frau sah. »Ich dachte, es wäre vielleicht nett, mit ihr irgendwohin zu gehen, wo viele junge Leute sind.«
    »Oh, da gibt es reichlich Möglichkeiten.« Die Frau lachte. »Zum Beispiel das Dingle’s in der Oliver Plunkett Street. Ich habe gehört, das ist ziemlich beliebt. Und dann das Mulcahy’s am Corn Market. Es ist ein bisschen wild, aber die Kids lieben es.«
    »Vielen Dank.« Die Corn Market Street war im Stadtzentrum. Wahrscheinlich war sie in den letzten paar Tagen schon oft am Mulcahy’s vorbeigelaufen, ohne es zu bemerken. Vielleicht lohnte sich ein Besuch. Aber zuerst musste sie duschen.
    Ein Strahl heißes Wasser würde sie hoffentlich wecken, dachte sie, als sie unter den überdimensionierten Duschkopf trat. Sie leerte die kleine Shampooflasche, die das Hotel bereitgestellt hatte, schrubbte ihre Kopfhaut, bis sie prickelte, und wünschte, sie könnte ihren Kopf auch von innen reinigen, alle Spinnweben der Vergangenheit wegwischen, die Zweifel und Selbstvorwürfe, die sie überall mit sich herumtrug. Und nun waren neue Fragen aufgetaucht: War es möglich, dass Vic Sorvino etwas mit ihrem verwüsteten Zimmer im Doyle Cork Inn zu tun hatte? War er zu so einer Gemeinheit fähig, und wenn ja, warum?
    Sie seifte ihren nackten Körper mit einer kleinen runden, nach Veilchen duftenden Seife ein und genoss den reichhaltigen Schaum. In ihrem Kopf ratterten die Fragen weiter: War Vic wütend, weil sie weggelaufen war? War er eifersüchtig, weil er sie mit einem anderen Mann hatte wegfahren sehen? War er ein Psychopath?
    Wusste er etwas über Devon? Etwas, das sie nicht herausfinden sollte?
    Der Gedanke durchfuhr Marcy wie ein Stromstoß. Sie riss die Arme hoch und ließ die Seife fallen, die auf den Boden prallte und in eine Ecke schlidderte. Marcy erstarrte.
    War das möglich?
    Nein, sagte sie sich, als sie Fassung und Gleichgewicht wiedergefunden und die Seife vom Boden aufgehoben hatte, während weiter warmes Wasser über ihre Wangen strömte und einen bitteren Veilchengeschmack in ihrem Mund hinterließ. Es war nicht möglich. Es ergab keinen Sinn.
    Aber was ergab schon einen Sinn?
    Als sie aus der Dusche trat, hörte sie ihr Handy klingeln.
    »Marcy, alles in Ordnung?«, fragte Liam, sobald sie sich gemeldet hatte. »Die Gardai waren gerade im Grogan’s und haben alle möglichen Fragen gestellt. Was zum Teufel ist passiert?«
    Marcy klemmte das Telefon zwischen Schulter und Ohr, wand sich mühsam in den Frotteebademantel und schlang sich ein Handtuch um ihre nassen Haare. »Die Polizei war da?«
    »Die Beamten sind gerade gegangen.

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