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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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Netzwinde und hält mit der anderen ihre Haare aus dem Gesicht. Guy hockt nicht müßig herum wie seine Passagiere, sondern eilt umher – womit er mir einen furchtbaren Schrecken einjagt, bis ich merke, dass er das Boot auf Autopilot gestellt hat –, wickelt die Seile auf, die sich schlangengleich um unsere Füße winden, stapelt gelbe Kisten und befördert Abfälle ins Meer. Jetzt, da er in seinem Element ist und den Mund nicht mehr aufmacht, kapiere ich, was Mads mir vermitteln wollte. Der Mann hat etwas Erdiges und zutiefst Maskulines an sich. Ob das nun damit zu tun hat, dass er tagtäglich sein Leben aufs Spiel setzt, oder einfach daran liegt, dass er anstrengende körperliche Arbeit leistet – er strahlt eine Selbstsicherheit aus, die an Überheblichkeit grenzt. In Kombination mit seinem muskulösen Körper, dem sinnlichen Mund und Wangenknochen, für die etliche Frauen ein Vermögen blechen würden, ist der Effekt ziemlich umwerfend.
    Ein attraktiver Bursche, das merke ich wohl. Aber ich stehe trotzdem nicht im Mindesten auf ihn. Nicht auf Gabriel und auch nicht auf Guy. Was ist los mit mir? Frankie würde sich im siebten Himmel wähnen angesichts dieser Auswahl an Prachtkerlen.
    Ich bin einigermaßen verstimmt. Kommt mir vor, als wäre ich in einer Schokoladenfabrik und hätte plötzlich eine Aversion gegen Süßigkeiten.
    Ich beobachte Guy, wie er sich auf dem Boot bewegt, und bewundere die Sicherheit, mit der sich seine Bewegungen den Wellen anpassen. Vor meinem inneren Auge sehe ich ihn in engen weißen Kniehosen und pluderigem Leinenhemd, mit Messer an der Hüfte und einem gefährlich glitzernden Diamanten im Ohr. Und der rostige Fischtrawler verwandelt sich in eine prachtvolle Galeone mit gewaltigen weißen Segeln und hoch aufragender Takelage.
    Hey! Vielleicht hat Mads tatsächlich recht mit dieser verrückten Heldenidee. Ein Jammer, dass ich mein Notizbuch nicht dabeihabe.
    Millandras Handgelenke waren fest verschnürt, das raue Seil schürfte an ihrer zarten Haut. Das Schiff schwankte und bebte unter ihren Füßen und pflügte mit solch wilder Wucht durch die Wellen, dass Millandra gewiss gestürzt wäre, wenn man sie nicht an den Mast gefesselt hätte .
    An den Mast? Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich schaue auf und bin ganz verblüfft, als ich Guy nicht in Piratenkluft sehe, sondern in einer Ölhose, die so gelb ist wie Katzenkotze. Er macht irgendwelche waghalsigen Sachen auf dem Dach des Steuerhauses, und aus rein recherchetechnischem Interesse bemerke ich, dass er sein T-Shirt ausgezogen hat und halb nackt arbeitet. In der Sonne Netze herumzuhieven bleibt offenbar nicht ohne Wirkung, denn sein Oberkörper ist bronzefarben, muskulös und sehnig.
    Da würde so mancher Mann vor Neid erblassen.
    »Alles okay?« Guy bemerkt meinen Blick und zwinkert mir zu.
    Oh Scheiße! Er glaubt, ich hätte ihn beäugt! Ich laufe rot an und schaue rasch weg. Wie absolut entsetzlich peinlich.
    »Alles bestens, danke«, antworte ich steif.
    »Bestens!«, echot Guy grinsend. »Hört sich an, als hätt ich die Queen an Bord!« Leichtfüßig springt er auf Deck und verschwindet im Steuerhaus. Kurz darauf verstummt der Motor, und himmlische Stille tritt ein. Man hört nur noch das Schwappen der Wellen und das Kreischen der Möwen, die sich im Nu über uns versammeln.
    »Okay«, sagt Guy. »Dann werft den Kerl ins Wasser, und wir fahren zurück.«
    Ich blicke zum Horizont. Tregowan ist zu ein paar Punkten in einem grünen Klecks geschrumpft. Davor erstreckt sich meilenweit das tiefblaue Meer. Ich fühle mich wie der alte Seemann aus dem Gedicht von Coleridge – nur mit cooleren Schuhen.
    »Was haben diese ganzen Fähnchen zu bedeuten?«, frage ich.
    »Die zeigen Hummerfangkörbe an«, erklärt Maddy. »Ziemlich durchschaubar, Guy.«
    Guy knurrt irgendwas von Quoten und der EU und Existenzkampf vor sich hin und bewegt das Boot etwa hundert Meter weiter.
    »So, damit hat sich’s«, verkündet er und fixiert Mads und mich mit stählernem Blick. »Mehr Sprit verschwend ich nicht auf einen Scheißhummer. Nun schmeißt das verdammte Vieh endlich ins Wasser.«
    Ich schaue Zwicki an, und Zwicki schaut mich an. Ich weiß, dass es furchtbar albern ist, aber mir ist ziemlich weh ums Herz.
    »Nun beeilen Sie sich schon.« Guy verschränkt die Arme. »Er braucht keinen Abschiedskuss.«
    »Leb wohl, Zwicki«, flüstere ich und hieve die Kiste auf die Reling. »Danke, dass du James verjagt hast. Ich steh in deiner

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