Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
Schuld.«
Zwicki blickt ziemlich panisch; vermutlich fragt er sich, was aus seiner Edelbadewanne und dem teuren Koi-Fischfutter geworden ist. Die Aussicht auf Freiheit scheint ihn nicht gerade zu begeistern. Das ist vermutlich so, als müsse man plötzlich beim Billigdiscounter einkaufen, wenn man die Feinschmeckerabteilung eines Luxuskaufhauses gewöhnt ist.
»Sieh dich vor Hummerfangkörben vor«, rät ihm Mads.
»Allen außer meinen«, wirft Guy grinsend ein.
Ich schließe die Augen, kippe die Kiste um und platsch!, Zwicki ist weg.
»Dem Himmel sei Dank«, äußert Guy, kehrt ins Steuerhaus zurück und startet den Motor. Wir tuckern Richtung Festland zurück, und nur ein paar kleine Wellen künden noch von der Stelle, an der Zwicki in die Freiheit abgetaucht ist.
Mads legt den Arm um mich. »Sei nicht traurig. Wir können dir jederzeit einen Hamster oder so was besorgen.«
Ich presse die Fingerspitzen in die Augenwinkel. Ich werde jetzt nicht wegen Zwicki das Heulen anfangen. Es ist nur so, dass dieser Hummer das letzte Bindeglied zu meinem alten Leben gewesen ist – in dem ich zwar keineswegs immer glücklich war, aber wenigstens alles klare Strukturen hatte. Ich war verlobt, James war ein Arschloch und Ollie mein Freund. Jetzt ist alles anders, und ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Ich habe keinen festen Platz mehr in meinem eigenen Leben. Was soll nur aus mir werden? Es kommt mir gerade so vor, als hätte ich nicht nur Zwicki über Bord geworfen, sondern auch mein gesamtes Wissen und meine Hoffnungen.
So viel zum Akzeptieren von Veränderungen und Dankbarkeit für eine zweite Chance. Offenbar schwanke ich im Stundenrhythmus zwischen freudiger Erregung und völliger Panik hin und her.
Jewell würde sich für mich schämen. Ich muss mir mehr Mühe geben.
Während das Boot Richtung Hafen schippert, starre ich übers Meer und bemühe mich um Zuversicht.
»Schau mal!«, ruft Mads aus. »Was ist denn da am Kai los?«
Die Dancing Girl hat die Landzunge umrundet, und Guy drosselt den Motor für die Einfahrt in den Hafen. An der Kaimauer hat sich eine große Menschenmenge versammelt, die unser Boot zu beobachten scheint.
»Hey, die Leute winken uns zu!« Mads winkt aufgeregt zurück. »Hallo! Hallo!« Sie schaut mich an, und ihre Wangen sind ganz rot vor Aufregung. »Ist das nicht romantisch? Mit dem Fischerboot in einen alten Hafen einlaufen? Die Touristen finden das richtig toll. Schau nur, wie sie alle winken.«
Ich schirme die Augen gegen die grelle Sonne ab. Tatsächlich herrscht am Kai ein heftiges Gewimmel; jeder versucht sich vorzudrängen, um die beste Aussicht zu ergattern, Kameras blitzen, und mit Camcordern wird die Ankunft unseres Bootes gefilmt. Das aufgeregte Geschnatter hört man sogar über das Dröhnen des Motors hinweg.
Wisst ihr, so verrückt es sich anhört, ich bilde mir ein, dass sie meinen Namen rufen. Was ja wohl nicht sein kann, oder?
»Katy! Katy! Stimmt es, dass du mit Gabriel Winters zusammen bist? Hat er für dich wirklich Stacy Dean verlassen?«
Mir wird abscheulich flau im Magen – etwa so wie in dem Moment, als die Schüler meiner Klasse zur Prüfung antraten und ich merkte, dass ich die falschen Lektionen mit ihnen vorbereitet hatte. Dieser Haufen hier besteht garantiert nicht aus Touristen. Man sieht nirgendwo ein Eis am Stiel, und keiner mampft irgendwelche Sandwiches, was meiner Erfahrung nach unerlässlich ist für Touristen. Unerquicklicherweise sehen diese Gestalten, die jetzt mitsamt ihren Kameras fast vom Kai fallen, verdächtig nach Reportern aus.
»Maddy!«, stöhne ich. »Ich glaube, die Presse ist mir auf den Fersen!«
Ein Blitzlichtgewitter bricht los, und ich schlage die Hände vors Gesicht.
»Ich bin ungeschminkt!«
»Egal!« Mads zerrt mich übers Deck und schiebt mich ins Steuerhaus. »Wie können wir denen jetzt entkommen?«
»Scheiß drauf! Die versperren mir den Weg!« Guy lässt wütend die Bootshupe ertönen. »Verpisst euch! Haut ab!«
»Darauf hören die nicht«, merke ich an, als plötzlich vor dem Fenster eine Kamera auftaucht, raffiniert an einer Planke befestigt.
»Ach ja? Meinst du?« Guy schüttelt den Kopf. »Herrje! Ich hätte einfach fischen gehen sollen.« Er stürmt auf Deck und schmeißt glitschige Seile nach oben auf die Reporter. »Ich kann nicht anlegen, wenn ihr Idioten hier im Weg rumsteht!«
»Wie komm ich von diesem Boot runter?« Ich gerate zusehends in Panik. Es hat nicht nur den Anschein, als müsse
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