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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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dem Auspuff, und Guy eilt auf Deck umher und holt Seile und alte Autoreifen ein.
    »Leinen los!«, schreit er Maddy und mir zu. »Wenn ich achtern bin, stoßt euch von der Mauer ab.«
    Wir tun wie uns geheißen, obwohl die Mauer rau und glitschig ist und wir keinen blassen Dunst haben, was achtern zu bedeuten hat. Aber ich würde tatsächlich fast alles tun, um möglichst viel Abstand zwischen mich und Prada-Bomber-jacke zu bringen. Die ist nämlich schon fast auf der Dancing Girl , steht nur noch mit einem Fuß auf der Leiter. Sie sieht stinkwütend aus, und ich lege nicht den geringsten Wert darauf, ihr in die Hände zu fallen. Als Lehrerin habe ich zwar mehr Chancen, auf den Mond zu kommen als zu Prada, aber ich kann mir ungefähr vorstellen, was das Jäckchen gekostet hat.
    Doch zu meinem Glück geht Guy nun auf volle Kraft voraus, und die Dancing Girl schießt ruckartig los. Etliche Möwen kreischen empört, erheben sich in die Lüfte und kacken munter auf die erneut herbeiströmenden Reporter.
    Jewell klatscht in die Hände. »Wunderbar!«
    Und noch wunderbarer ist das laute Platschen, mit dem Angela Andrews kopfüber im Hafenbecken landet.
    »Hoppla!«, äußert Guy im Steuerhaus. »Ist da etwa jemand ins Wasser gefallen?«
    Angela Andrews paddelt mit wutverzerrtem Gesicht im Wasser herum. Die silberne Jacke plustert sich auf wie eine ultraschicke Rettungsweste, und auf ihrem Kopf thront ein glibberiger Algenhaufen. Oben am Kai schütten sich ihre Kollegen vor Lachen aus und fotografieren eifrig.
    »Ich hoffe nur, dass Richard das alles nicht mitkriegt«, sagt Mads besorgt. »Der dreht sonst durch.«
    Es liegt mir auf der Zunge, sie zu fragen, ob sich das von seinem normalen Zustand unterscheidet, aber ich halte lieber den Mund. Angesichts der Wutfratze von Angela Andrews, der aufgebrachten Reportermeute und der Ollie-Lücke in meinem Leben brauche ich wahrhaftig jeden einzelnen Freund, der mir geblieben ist. Es ist schon traurig genug, dass ich Richard zu diesem rapide schwindenden Grüppchen zählen muss.
    Guy tritt aus dem Steuerhaus. »Planänderung. Wir fahren nach Fowey, da gibt’s einen guten Pub. Dort könnt ihr euch aufhalten, bis es dunkel ist, und dann zu Fuß nach Tregowan zurückgehen.«
    »Gute Idee«, sagt Mads. »Wenn wir den Weg über die Klippen nehmen, finden die uns nicht.«
    »Wir schwärzen uns das Gesicht!«, ruft Jewell begeistert. »Und tarnen uns mit Blättern!«
    Ich sinke auf eine leere Fischkiste und schlage die Hände vors Gesicht.
    »Ich brauch was Starkes zu trinken«, sage ich.
    Und zwar nicht nur ein Glas davon. Sondere mehrere, randvoll.
    Allmählich wünsche ich mir, ich wäre in London geblieben.
    Als das Taxi uns am Tregowan Hill rauslässt, wird es schon dunkel. Das rote Sonnenlicht am Horizont ist so blass wie die Reste des scharlachroten Lippenstifts auf Jewells Mund, und unter uns funkeln die Lichter des Dorfes. Wir sind an einem überwucherten Trampelpfad abgesetzt worden, der offenbar seit der Zeit der Schmuggler nicht mehr benutzt wurde, und dürfen uns nun einen Weg durch die verhedderten Ranken bahnen.
    Nicht dass das jemanden stören würde. Alle sind viel zu besoffen, um sich darum zu scheren. Guy trägt Jewells Turban und raucht einen Joint, Mads legt sich immer wieder auf den Erdboden, um zum Himmel aufzublicken, und Jewell singt aus vollem Hals »Show Me the Way to Go Home«. Ab und an macht jemand »schsch!«, gefolgt von einem Lachanfall.
    Ach so! Das scheine ich selbst zu sein.
    »Katy!« Maddy packt mich – heftig schwankend – am Arm. »Schau nur!«
    »Was?«
    »Im Pfarrhaus ist kein Licht. Wo ist Richard?«
    Wir schwanken gemeinsam hin und her, und die glitzernden Lichter drehen sich schwindelerregend.
    »Ausgegangen«, fügt Mads hinzu. »Zu einer anderen Frau.«
    Ich halte das für höchst unwahrscheinlich. Und zwar deshalb, weil ich es schon erstaunlich finde, dass Rich überhaupt eine einzige Frau gefunden hat, die mit ihm vögeln will. Dass es nun sogar zwei sein sollen, kann einfach nicht sein.
    »Ich werd ihn finden«, gelobt Mads und tappt mit Volldampf ins Dunkel. »Und dann hack ich ihm die Eier ab.«
    »Autsch.« Guy zuckt zusammen.
    »Ich helf dir«, offeriert Jewell, die hinter Mads herstolpert.
    »Und wo willst du hin?« Guy hält mich am Ärmel fest, als ich ihr folgen will. »Du sollst doch bei Gabriel Winters sein. Dinner bei Mr. Sexyman, schon vergessen? Und der wohnt da drüben.« Er weist mit dem Zeigefinger nachdrücklich auf

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