Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
dem Brief. »Das wird ihm nicht gefallen, aber er kann dir alles erklären. Ich vermisse dich jedenfalls, Ol, und du solltest wissen, dass meine Gefühle für dich inzwischen nicht mehr nur freundschaftlicher Natur sind, sondern darüber hinausgehen. Wenn das für dich auch gilt, dann ruf mich doch bitte an.«
Doch er antwortete nie und reagierte auch nicht auf meine E-Mails und SMS-Nachrichten. Ollie konzentrierte sich auf seine Verlobte und überließ mich meinem romantischen Helden, genau wie er es versprochen hatte. Ich erwog, nach London zu fahren, um ihn persönlich zu sprechen, doch wozu sollte das gut sein? Er hatte sich entschieden. Für Nina. Da wäre es wohl ziemlich unwürdig, ihn jetzt zu stalken, oder? Außerdem war ich nach Cornwall gezogen, um ein neues Leben zu beginnen und mich von der dämlichen passiven Katy, die sich nur über ihre Männer definierte, zu verabschieden. Und mit der war ich tatsächlich schon lange fertig.
Ich würde Ollies Entscheidung einfach annehmen und mein eigenes Leben leben müssen.
Das setzte ich mir nun zum Ziel, und deshalb spielte ich mit vollem Einsatz meine Rolle in der gutbezahlten Farce mit Gabriel, überarbeitete unterdessen meinen Roman und schickte Ollie einen Scheck über die Summe, die er für meine Arztrechnungen ausgegeben hatte. Am Ende des Sommers hatte ich Geld auf der Bank, ein fertiges Manuskript und die begehrteste Garderobe im Südosten von Cornwall. Aber machte mich all das glücklich?
Nicht die Bohne.
Ich seufze. Wenigstens sehen meine Haare gut aus. Schon erstaunlich, was man mit teuren Produkten alles erreichen kann. Ein paar Termine beim Starfriseur und einige Behandlungen mit dem Glätteisen, schon heißt es adieu, fuchsroter Lockenkopf, und ich grüße euch, neue glatte Haare, so rostrot und seidig wie Sashas Fell.
Mir steigen immer noch Tränen in die Augen, wenn ich an Sasha denke. Wieso lande ich in Gedanken nur immer wieder bei Ollie? Frankie meint, er sähe seinen Cousin kaum noch, was nicht weiter verwunderlich ist, denn seit die Screaming Queens einen Plattenvertrag bekommen haben, ist er nur noch auf Achse. Er zieht von einer Promo-Party zur nächsten, und in dieser Woche herrscht noch mehr Aufregung, weil die erste Single gerade herausgekommen ist. Ich finde immer noch, dass die Queens sich anhören, als würde man ihnen mit Cocktailspießen die Eingeweide rausziehen, aber was weiß denn schon ich? Alle anderen scheinen sie toll zu finden.
»Alles okay, Katy?« Gabriels Manager Seb taucht neben mir auf.
»Alles gut«, antworte ich. »Wie lange dauert es noch?«
Seb zieht eine Augenbraue hoch. »Macht es dir keinen Spaß?«
Das ist vermutlich die Untertreibung des Jahres. Ich habe Kummer und Sorgen – aber wenigstens hatte ich die Gelegenheit, mein Buch zu schreiben und über mein Leben nachzudenken. Und ich habe ein paar Entscheidungen getroffen.
Doch bevor ich die jemandem kundtue, muss ich mich um Mads kümmern, die immer noch Vibratoren von den Dimensionen Cornwalls verhökert und glaubt, Richard betrüge sie mit irgendeiner Hure namens Isabelle. Ich kann meine Freundin unmöglich ihrem Elend überlassen.
»Ich gehe gleich mit Maddy aus«, sage ich zu Seb. »Muss allmählich mal los.«
»Wollt ihr feiern, dass du deinen Roman vollendet hast?« Er weist mit dem Kopf auf die Notizbücher.
»So ähnlich«, antworte ich ausweichend. De facto ist Mads mit dem Tobenden Theo und Konsorten bei einem Weiberabend vor einer Hochzeit im Einsatz, und ich werde ihr moralische Unterstützung leisten. Und den Umsatz ankurbeln, denn irgendeine der anwesenden Damen erkennt mich immer und will dann die gleichen Höschen tragen wie die Freundin von Gabriel Winters. Seit ich Gabriels offizielle Partnerin bin, macht Mads so gute Geschäfte, dass sie bestimmt bald Richtung Karibik unterwegs sein wird.
Und ich vermutlich in Richtung Klapsmühle, wenn ich diesen Stress, Richard, den Medien und der Welt im Allgemeinen etwas vorzumachen, noch länger aushalten muss.
»Katy!«, flötet die Reporterin. »Könnten Sie bitte zu Gabriel auf die Terrasse kommen? Wir brauchen eine Aufnahme von Ihnen beiden, wie Sie sich im Sonnenuntergang in die Augen schauen. Und dann müssen Sie den Lesern unbedingt noch erzählen, wie Sie Ihren romantischen Helden gefunden haben.«
Wisst ihr, romantische Helden habe ich mir echt abgewöhnt. Irgendwas stimmt mit denen nämlich nicht. Gabriel zum Beispiel: Der ist unerträglich selbstverliebt. Der scharf aussehende
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