Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
sehr gepflegte Hände habe –, »die Leser von Hiya! würden für ihr Leben gerne wissen, wie Sie und Gabriel in Ihrem zauberhaften Schlupfwinkel in Cornwall Ihre Tage verbringen.«
Ist das zu glauben? Diese Leute reden auch wie eine Illustrierte.
»Tja«, antworte ich und lasse mich in die dicken Kissen sinken, »ich verkaufe Sextoys und schreibe, während Gabriel tagelang auf meinem schwulen Freund herumlümmelt.«
Nun gut, das äußere ich natürlich nicht, würde es aber gerne tun. Ich muss schon sagen: Hut ab vor all diesen Leuten, die systematisch ihr Ehegespons betrügen. Dauerflunkern ist eine echte Herausforderung – etwa so, als müsse man die Handlungen von drei kompletten Seifenopern im Kopf haben, ohne was durcheinanderzubringen.
»Wir führen ein großes Haus.« Sprachlich beherrsche ich inzwischen alle Kniffe; nach zwei Monaten als Gabriels Partnerin habe ich reichlich Erfahrung mit Interviews. Ich habe der Mail verraten, wie es ist, in einen berühmten Mann verliebt zu sein, in Heat gab es unvorteilhafte Zellulitis-Fotos von mir, und Hiya! wird in der Herbstausgabe eine lange Reportage über uns bringen.
»Das tun wir in der Tat.« Gabriel lässt der Reporterin sein Hundert-Watt-Lächeln zukommen, und sie blickt ihn verzückt an. Er sieht aber auch wieder umwerfend aus in seinen ausgewaschenen Jeans und dem kuschelweichen Kaschmirpulli, der so hyazinthblau ist wie seine Augen. Die langen maisblonden Locken umrahmen seine glatte sonnenbraune Stirn und streifen sein markantes Gesicht, das man in Kürze wieder im Fernsehen erblicken wird, wenn er einen kühnen Piratenkapitän verkörpert. Gabriel nimmt meine Hand und küsst sie. »Katy ist eine exzellente Köchin.«
Die Kotztüte bitte.
»Und eine talentierte Schriftstellerin«, schwärmt Gabriel. »Sie hat gerade ihren ersten Roman fertiggestellt.«
»Sie schreibt Romane«, sagt die Reporterin. »Hinreißend.«
Ich schaue zum Couchtisch, auf dem zwischen üppig gefüllten Obstschalen meine beiden Notizbücher liegen. Trotz aller Widrigkeiten – die von James zerfetzte erste Fassung und die halbe Ewigkeit, in der ich Banalitäten von mir geben oder mit Mads Sextoys verkaufen musste – ist es mir tatsächlich gelungen, Das Herz des Banditen zu Ende zu schreiben. In diesen beiden Notizbüchern gibt es so viel lodernde Leidenschaft, dass es an ein Wunder grenzt, wenn sie nicht demnächst in Flammen aufgehen. Ich werde schon ganz kribbelig, wenn ich nur an die Schlussszene denke, in der Jake und Millandra sich auf der Klippe lieben.
Bedauerlicherweise war das auch alles an Sex, was es in letzter Zeit in meinem Leben gab.
»Ich muss ihn noch überarbeiten und mir einen Agenten suchen«, sage ich, aber Gabriel hat sich bereits einem wesentlich erschöpfenderen Thema zugewandt: sich selbst. Mit einem Seufzer blicke ich auf meine Uhr, ein abscheulich teures Teil, das ich wegen des Showeffekts tragen muss, und stelle entnervt fest, dass es noch nicht mal Zeit zum Abendessen ist.
Die Zeit ist bleiern, wenn man eine Dame des Müßiggangs ist, so viel steht fest. An der Schule war sie immer im Nu um. Ollie und ich haben stundenlang ohne Pause und sogar ohne Kaffee durchgehalten und sind erst zur Ruhe gekommen, wenn wir um vier im Pub auf die Sitze sanken.
Ich blicke in den riesigen Spiegel, den ein berühmter TV-Designer unbedingt über dem Kaminsims aufhängen wollte, und stelle erstaunt fest, dass es sich bei der Person, die ich sehe, um mich selbst handelt. Dieses Herummarschieren an den verfluchten Abhängen in diesem Dorf hat mich etliche Pfund gekostet. Ich schüttle den Kopf, und das Mädchen mit den seidigen glatten Haaren im Spiegel schaut mich traurig an. Ich fühle mich hundeelend. Wenn ich nur die Uhr zurückdrehen könnte zu dem Lunch im Trawlers …
Danach rief ich Ollie sofort an und jaulte vor Frust, weil sein Handy ausgeschaltet war. Als ich ihn endlich erreichte, war er nicht in Redestimmung, und sobald ich ihm die Sache mit Gabriel irgendwie erklären wollte, wechselte er das Thema.
»Hör zu, Katy«, sagte er schließlich, »du brauchst mir das nicht haarklein zu erzählen. Ich war schließlich da. Ihr scheint sehr glücklich zu sein. Das freut mich für dich. Ganz ehrlich.«
»Aber es ist nicht so, wie du denkst!«
»Doch, klar. Gabriel Winters ist der perfekte romantische Held. Er ist genau der Mann, nach dem du immer gesucht hast.«
»Nein, das stimmt nicht!«
»Es ist okay«, sagte Ollie sanft. »Als ich Gabriel und
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