Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
Freundin zu verbessern. Aber Mads ist zu beschäftigt damit, wutschnaubend darüber nachzusinnen, wie sie ihrem Gatten auf möglichst schmerzhafte Weise die Eingeweide rausreißen kann, um sich über die Schönheit der Natur auszulassen.
»Arschloch«, murmelt sie. »Wart’s nur ab.«
Irgendwie hege ich die Befürchtung, dass dieser Abend von der endlos langen Sorte sein wird.
Bodmin ist ein Städtchen, das ganz plötzlich aus dem Nichts aufzutauchen scheint. Im einen Moment sind wir noch auf dem Land, umgeben von tirilierenden Vögeln und blökenden Schafen, im nächsten stehen wir an einem riesigen Kreisverkehr und fahren durch ein Industriegebiet.
»Sind wir hier richtig?«, frage ich und blicke nervös auf die Betonwüste draußen, die mich stark an Uhrwerk Orange erinnert.
»Sind wir.« Mads biegt rechts ab, und wir fahren unter einer Eisenbahnbrücke durch. Linker Hand befindet sich eine Schule, die mit ihren grauen Wänden und schmutzigen Fenstern Ähnlichkeit mit meiner eigenen hat. Aber vielleicht sehen alle Schulen wie Gefängnisse aus. Wiewohl ja nicht alles schlecht war an meiner Schule. Ich werde sogar ein bisschen wehmütig beim Gedanken an sie. Das kann doch wohl nicht sein, dass ich tatsächlich meinen Schulalltag vermisse! Normalerweise habe ich zu dieser Zeit des Jahres immer wie eine Irre Lottoscheine ausgefüllt und Kapitel meines Romans an Agenten verschickt, in der verzweifelten Hoffnung, dass mich bis Ferienende jemand retten würde. Und nun, da ich ein Leben ohne Kreidestaub und schmierende rote Kulis führen kann, sehne ich mich doch wahrhaftig danach, mich vor einem Haufen mürrischer Pubertierender ins Zeug zu legen.
Das Leben ist wirklich sonderbar.
Und natürlich würde ich zu gerne Ollie wiedersehen. Wenn wir uns auf ein, zwei Kippen in den Heizungskeller verdrücken würden, könnten wir die ganzen Missverständnisse bestimmt aus dem Weg räumen. Und falls das nicht klappen sollte, könnte ich immer noch Nina Pasta aus der Schulkantine zu essen geben, eine undefinierbare pappige Masse, die eher an Tapetenleim denn an Nahrung erinnert und die Nina gewiss im Handumdrehen den Garaus machen würde.
»Okay.« Es ist ein Wunder, dass die Handbremse nicht abbricht, als Mads sie wütend hochreißt. »Wir sind da.«
Da bedeutet, dass wir uns in einer kleinen Wohnsiedlung befinden, die aus puppenhausartigen Gebäuden in Bonbonfarben besteht. Schweinchenrosa Reihenhäuser mit sonnengelben Terrassen umrunden eine winzige Grünanlage inklusive Ententeich.
»Nummer elf.« Mads springt aus dem Minibus. »Trag schon mal was rüber, ich sag inzwischen Bescheid, dass wir hier sind.«
Ich mache die Hecktüren auf, schnappe mir ein paar Kartons und bewege mich damit Richtung Haus. Dabei muss ich mich zwischen geparkten Autos durchdrängen. Was an sich nichts Ungewöhnliches ist, aber mein Blick fällt auf einen kleinen blauen Fiesta, der vor der Nummer elf steht. Auch das ist eigentlich nicht merkwürdig, wenn nicht auf dem Rückfenster ein Sticker mit Fischsymbol kleben würde, was mich beschäftigt, da Richard genau so ein Auto hat.
Das ist ein eigenartiger Zufall, weil Richard sich wohl kaum bei einem Weiberabend in Bodmin aufhalten wird. Außerdem ist dieses Auto mit Farbeimern und -rollen vollgeladen, nicht mit Bibeln und Kirchenutensilien. Bei der Vorstellung von Richard bei einem Weiberabend muss ich kichern, aber dann vergesse ich das Ganze wieder und konzentriere mich auf unsere Vorbereitungen. Während Mads sich ein Glas Wein genehmigt und mit den schon schwer angeschickerten Ladys plaudert, baue ich das Dessous-Display auf und sortiere die Karten für das erotische Wortspiel, wobei ich missbilligend feststelle, dass Maddy das Wort »Cunnilingus« falsch geschrieben hat.
Einmal Lehrerin, immer Lehrerin.
Die Party läuft prima. Die Weiber sind ganz wild auf unsere Spiele und noch wilder darauf, ihr Geld loszuwerden, und es hagelt Aufträge. Die Anstreicher sind wohl im Haus, arbeiten aber im Esszimmer, so dass die Frauen angesichts des Tobenden Theos und seiner Kumpane hemmungslos herumkreischen können. Mads und ich kommen mit dem Papierkram für die Bestellungen kaum hinterher. Ich drücke so fest die Daumen, damit Maddy heute Abend ihre Marge erreicht, dass mir fast das Blut stockt. Okay, es ist eine langweilige Leier, aber ich kann diesen Stress nicht mehr länger ertragen. Ich brauche ein ruhigeres Leben.
Und ich brauche Ollie.
Mads und ich haben uns zur Buchführung in die
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