Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
blöd hält der mich? Ich schwöre bei Gott, Katy, ich werd ihn verlassen. Ich habe fast fünftausend zusammengespart, damit komme ich fürs Erste aus.«
»Das kannst du nicht machen! Du liebst ihn doch! Und was ist mit dem Sandals?«
»Vergiss das Sandals. Ich geh doch da nicht mit einem untreuen Scheißkerl hin, der mich betrügt.«
»Du weißt überhaupt nicht, ob er dich betrügt.« Keine Ahnung, weshalb ich mich für Richard einsetze. Der Mann macht mich rasend. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass er Maddy treu ist.
»Doch, ich weiß es.« Mads hält mir einen Karton hin. »Hier ist der Beweis.«
»›Grecian 2000, Naturschwarz‹«, lese ich vor. »›Wirkt in nur fünf Minuten, so schnell wie ein Shampoo‹.« Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Ich dachte, du hättest Kondome oder so was gefunden. Wieso soll das hier beweisen, dass Richard dich betrügt?«
»Weil«, erklärt Maddy in dem gedehnten Tonfall, in dem man für gewöhnlich mit Dorftrotteln oder Kleinkindern spricht, »er sich die Haare färbt. Er will gut aussehen. Offenbar für eine andere Frau, denn ich weiß, dass er graue Haare bekommt. Er kriegt sogar schon graue Schamhaare.«
Auf diese Info hätte ich gut verzichten können.
»Ich färbe mir auch die Haare«, wende ich ein. »Und du.«
»Aber wir sind Frauen! Wir müssen eitel sein. Hier geht es um Richard, Katy, nicht um deinen Gabriel.«
»Er ist nicht mein Gabriel«, sage ich verdrossen. Mads weiß das allerdings; sie ist der einzige Mensch außer Jewell, dem ich es erzählen durfte. Aber Jewell zählt nicht. Die hält sich derzeit zur Entgiftung in einer Schönheitsfarm auf, um für ihre Geburtstagsparty fit zu sein. Typisch Jewell. Die meisten Leute entgiften nach Exzessen, aber sie legt Wert darauf, ihre Leber auf eine Misshandlung im großen Stil vorzubereiten.
»Egal.« Maddy wedelt wegwerfend mit der Hand. »Ausgerechnet Richard! Hast du jemals einen Mann getroffen, dem weltliche Dinge weniger bedeuten als Richard?«
Nein, vermutlich nicht. Ich glaube, dass Rich als Mann in mittleren Jahren mit Soutane zur Welt kam.
»Und jetzt«, jammert Mads, »hat er ein Handy und ist nie zu Hause. Und wenn er mal da ist, steckt er im Badezimmer und wäscht sich die Spuren von diesem Flittchen ab!« Ihre Stimme klingt gefährlich zittrig. »Und was ist mit dem Geld und dem Zettel auf dem Schrank? Das kann nichts Harmloses sein.«
»Aber manchmal muss man ein bisschen genauer hinschauen, um unter die Oberfläche zu blicken«, sage ich, eingedenk meines eigenen derzeitigen Lebens.
Mads starrt mich an. »Hältst du dich jetzt für Yoda oder was? Er ist ein untreuer Schuft, und ich werde es beweisen.«
»Und wie willst du das anstellen?«
Sie zuckt die Achseln. »Wenn mir was eingefallen ist, bist du die Erste, die es erfährt.«
Als ich sehe, wie Maddy danach vor sich hin murmelnd durchs Haus stapft und aufgebracht die Kisten mit Ware die Treppen hinunterzerrt, kann ich nur hoffen, dass ich nicht in ihrer Nähe bin, falls sie tatsächlich entdecken sollte, dass Richard sie betrügt – was ich einfach nicht glauben kann. Er benimmt sich zwar wirklich zwielichtig, aber ich bin mir sicher, dass er keinen Ehebruch begehen würde. Zum einen ist er Pfarrer, und zum anderen weiß ich, dass er Maddy aufrichtig liebt.
Während ich mit Prospekten und Kartons beladen hinter ihr den Weg hinuntertrabe, versuche ich irgendwie Durchblick in diesem Chaos zu kriegen, aber es will mir nicht so recht gelingen.
Auf der gesamten Fahrt nach Bodmin ereifert sich Mads über Richard, und ich darf mir auf der vierzig Kilometer langen Strecke unentwegt »Dreckskerl!« und »Wichser!« anhören, worauf ich an passenden Stellen mit »Mhm« oder »echt ein Idiot« reagiere.
Dabei schaue ich aus dem Fenster und versuche die Aussicht zu genießen, was nicht so einfach ist, wenn die menschliche Entsprechung zum Ätna neben einem am Steuer sitzt. Es ist ein wunderbarer Sommerabend, und ich kurble das Fenster runter und atme tief den betörenden Duft von warmer Erde und frisch gemähtem Gras ein. Als wir durch ein Wäldchen fahren, freue ich mich an den smaragdgrünen Bäumen und den weißen Blütenkerzen auf den ausladenden Blättern der Kastanien. Lichtstrahlen brechen durch das Blätterdach über uns und tanzen wild auf dem Asphalt, und die Hecken sind gesprenkelt mit blühendem Wiesenkerbel, roten Lichtnelken und Butterblumen.
»Ist das nicht bezaubernd?«, sage ich, in der Hoffnung, die Laune meiner
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