Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
erklärt Ollie, und ich höre, dass er lächelt. »Wir wollen reisen. Ich hab ein Wohnmobil gekauft und will das Haus verkaufen. Es kommt einiges in Bewegung. Du bist nicht die Einzige, die ihr Leben geändert hat.«
Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Wenn ich ihm gratuliere, hört es sich an, als wolle ich ihn loswerden, aber wenn ich ihm gestehe, dass mir das Herz in die Hose rutscht, klingt das jämmerlich. Mich packt eine fürchterliche Angst. Ollie verlässt die Schule, verkauft sein Haus und verändert sein Leben von Grund auf. Ich sehe ihn plötzlich mit Nina irgendwo am Strand Cocktails trinken, in einem fantastischen glutroten Sonnenuntergang. Und dann spazieren die beiden durch feinen weißen Sand davon.
Dieser verfluchte Sandals-Prospekt hat sich sogar in meinem Kopf festgesetzt.
»Ich bin dir eigentlich zu Dank verpflichtet«, fügt Ollie hinzu. »Ohne dich hätte ich das alles nicht geschafft.«
»Ohne mich?«
»Ja. Ich habe gesehen, wie du dich aufgeschwungen und ein neues Leben angefangen hast, ohne auch nur einmal zurückzublicken. Und da hab ich mich gefragt, weshalb ich das nicht auch schaffen soll. Ich möchte pragmatisch und leidenschaftslos sein. So wie du.«
Ich bin völlig perplex. »Pragmatisch und leidenschaftslos? Ich?«
Das ist unfassbar unfair. Wenn Ol wüsste, wie viele Tränen ich seinetwegen vergossen habe. Ich meine, es mag ja so wirken, als sei ich total verliebt in Gabriel, aber ich habe mich schließlich nicht verlobt, oder? Und ich habe auch nicht unsere Freundschaft abgebrochen und jeglichen Kontakt gemieden.
»Das find ich ja ziemlich dreist aus deinem Mund«, platze ich heraus. »Du hast dich doch überhaupt nicht gemeldet.«
»Was? Hör mal, ich habe zig Nachrichten bei diesem Manager hinterlassen.« Verächtlicher kann man das Wort nicht aussprechen. »Hätte es dir wirklich geschadet, wenn du mal angerufen hättest, Katy? Ich hatte geglaubt, wir seien Freunde. Das war wohl nichts, oder?«
Ich traue meinen Ohren kaum. »Du hast versucht mich zu erreichen?«
»Nun komm schon, das musst du doch wissen. Ich habe mich vermutlich völlig zum Narren gemacht. Weiß der Himmel, was dieser Typ, Seb, sich denkt. Der hält mich vermutlich für einen Stalker oder so was.«
»Ich habe keine einzige von diesen Nachrichten bekommen, Ollie. Ich schwöre bei Gott. Der muss mich total abgeschirmt haben.«
»Scheiße, das gibt’s doch nicht«, sagt Ollie.
»Aber was war denn mit meinen Nachrichten? Ich muss an die hundert auf deinem Anrufbeantworter hinterlassen haben. Und mein Brief? Hast du den nicht gekriegt?«
Einen Moment lang herrscht Schweigen am anderen Ende. Dann seufzt Ollie tief. »Ich glaube, ich hab eine Ahnung, was da passiert ist. Verfluchte Scheiße, was für ein elender Schlamassel.«
Ich fange an zu lachen, aber aus dem Lachen wird ein Schluchzen. »Also war es gar nicht so, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest?«
»Natürlich nicht! Aber Katy, du bist jetzt mit Gabriel zusammen, und ich verstehe schon, was sein Manager sich gedacht hat. Und ich bin auch gebunden. Vielleicht war das alles gut so.«
»Nein, war es nicht!«, erwidere ich flehentlich. »Wir müssen uns so viel erzählen. Ich muss wirklich dringend mit dir über bestimmte Sachen reden.«
Ollie seufzt. »Ja, es gibt sicher viel nachzuholen, aber ich muss morgen früh um sechs zum Rudern los und brauche noch ein bisschen Schlaf.«
Ich bin imstande, dezente Hinweise zu verstehen. Ich soll aus der Leitung verschwinden. Aber ich will einfach noch nicht auflegen. Was ich stattdessen tun will, ist jammern, dass es mir schrecklich leidtut, dass ich alles verbockt habe und dass ich wohl wirklich in ihn verliebt bin. Aber ich glaube, das will er nicht hören, weil er sein Leben doch jetzt so prima geordnet hat und es so verflucht toll ist.
So viel zu Aufrichtigkeit.
»Okay«, sage ich schnell und schlucke heftig, damit der Kloß in meinem Hals verschwindet. »Dann erzählen wir es uns eben ein andermal. Kommst du nächste Woche zu Jewells Geburtstagsparty? Ich weiß, dass sie dir eine Einladung geschickt hat.«
In dieser Woche haben alle möglichen Leute in ganz Großbritannien Jewells regenbogenbunte Einladungskarten auf ihren Fußmatten vorgefunden. Dieses Jahr ist das Partymotto »Komm als dein Lieblingspromi«, was ein Witz, vielleicht aber auch ernst gemeint sein könnte. In jedem Fall wird das Haus in Hampstead Heath zu diesem Anlass mit Lichterketten geschmückt und bis
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