Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
dir machen, damit du mich wieder interessanter findest.«
»Aber ich finde dich interessant!«, protestiert Richard. »Ich bin regelrecht verrückt nach dir! Ich dachte nur, ich sei nicht mehr gut genug für dich, und je länger ich mich darüber ausgeschwiegen habe, desto schlimmer wurde alles. Du hast so unglücklich gewirkt, und plötzlich waren da so viele Geheimnisse, dass ich nicht mehr wusste, wo ich überhaupt anfangen sollte.«
»Wie das Geld auf dem Kleiderschrank«, werfe ich ein. »Und die heiße Nachricht von Isabelle.«
»Du hast das oben auf dem Schrank gefunden?« Rich stöhnt. »Gibt es denn gar keine sicheren Orte? Die Nachricht war nur in deiner Fantasie heiß. Ich hab sie nach meinem allerersten Auftrag bekommen. Isabelle ist sechzig, und ihre Töchter haben mich dafür bezahlt, dass ich zu ihrem Geburtstag ihr Schlafzimmer neu streiche. Sie hat mir fünfzig Pfund Trinkgeld gegeben und mir weitere Aufträge bei ihren Freunden verschafft. Ich verdanke ihr sehr viel.«
Mads küsst Richard auf die Nase. »Ich bin so froh, dass du keine Affäre hast. Und ich verstehe überhaupt nicht, weshalb du geglaubt hast, du seist nicht gut genug für mich. Deine Figur ist doch super!«
»Ich glaube, durch die körperliche Arbeit bin ich ein bisschen kräftiger geworden«, erklärt Richard und zieht seine Frau auf seinen Schoß. »Und ich muss zugeben, dass ich mich in letzter Zeit auch besser fühle. Aber ich werde jetzt aufhören mit diesem Job. Euch beide hier heute Abend zu treffen hat mir einen schweren Schock versetzt. Stellt euch nur vor, es wäre der Bischof gewesen.« Er wird etwas grün im Gesicht bei dieser Vorstellung. »Wenn der wüsste, dass ich nebenbei schwarzarbeite und dass meine Frau und ihre Freundinnen Sexhilfen verkaufen, würde man mich vermutlich exkommunizieren. Ich kann mir schon denken, dass man bei diesen Partys gutes Geld verdient, aber das ist zu riskant für eine Pfarrersfrau.«
»Ganz meine Meinung!«, sage ich sofort. »Und ich habe nur assistiert, möchte ich klarstellen.«
»Ich kann es mir wohl kaum erlauben, euch Vorhaltungen zu machen, nicht wahr?«, sagt Richard reuevoll. »Ich habe schließlich selbst nicht die Wahrheit gesagt. Aber das muss alles ein Ende haben, bevor wir in Teufels Küche kommen oder einer von Katys Pressefreunden was darüber schreibt.«
»Das sind nicht meine Freunde!«, protestiere ich. »Ich kann ja wohl kaum was dafür, dass die alle so verrückt sind nach Gabriel.«
Richard zieht eine Augenbraue hoch, und ich mache mich auf eine Predigt gefasst. Doch dann seufzt er nur.
»Das ist wirklich ein Schlamassel, den ich dir nicht in die Schuhe schieben kann, Katy. Aber«, sagt er zu seiner Frau, »wir müssen mehr miteinander reden, Maddy, anstatt immer nur zu mutmaßen, was der andere empfindet.«
Dem Blick nach zu schließen, mit dem Maddy ihn ansieht, steht ihr allerdings der Sinn nach ganz anderen Tätigkeiten als Reden. Sie sitzt mitten in einer Busladung Sextoys mit dem durchtrainierten Richard in den Armen, und ein eiliger Rückzug scheint mir angebracht.
Ich habe in letzter Zeit genügend verfängliche Situationen erlebt, um zu wissen, wann ich unerwünscht bin.
»Ich fahr das andere Auto zurück«, erbiete ich mich, schnappe mir die Schlüssel und bewege mich nach draußen. »Dann könnt ihr euch in Ruhe, äm, austauschen.«
Aber Mads und Richard knutschen schon und können nicht mehr antworten. Irgendwie glaube ich, dass die eine ganze Weile nicht mehr recht bei sich sein werden. Ich komme mir vor wie eine prüde alte Jungfer, als ich die Tür schließe und zum Fiesta tappe.
Während der Rückfahrt nach Tregowan sinne ich über die Ereignisse des Abends nach. Wäre unser aller Leben in letzter Zeit nicht erheblich unkomplizierter gewesen, wenn Mads Richard ihre Gefühle offenbart hätte? Dann hätte er ihr im Gegenzug gestanden, wie unglücklich er war, und voilà ! Kein Krach, keine Tränen und ganz sicher keine Nebenjobs. Immerhin können die beiden jetzt ins Sandals abdüsen und total verliebt wiederkehren, und alle sind glücklich bis an ihr Lebensende, vor allem meine Wenigkeit, die nicht länger in Angst und Schrecken leben muss, weil Richard womöglich dem Doppelleben seiner Gattin auf die Spur kommen könnte.
Als ich den Wagen geparkt habe und den Weg zum Pfarrhaus hochwandere, gestehe ich mir ein, dass auch mein Leben wesentlich unkomplizierter wäre, wenn ich mich in meinen Beziehungen aufrichtiger verhalten hätte. Wenn
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