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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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erschüttert. »Wohl eher nicht. Bei dieser Hochzeit wird es nichts Billiges oder Geschmackloses geben. Wenn James darauf besteht …«, sie unterbricht sich, und die Worte »dich zu heiraten« hängen fast so sichtbar in der Luft wie etwas aus Harry Potter , »Hochzeit zu feiern, dann werde ich mein Bestes geben, damit sie perfekt wird. Und dazu gehört nun einmal, dass die Braut ein Designerkleid trägt.«
    Cordelia kann von Glück sagen, dass ich diese Woche an der Schule Antiaggressionstraining gemacht habe, denn sonst würde jetzt die Bratpfanne auf ihrem Kopf landen. Und da es sich dabei um eine gusseiserne Le-Creuset-Pfanne handelt, die nicht mal ein Mann im Alleingang anheben kann, hätte Cordelia keinen schönen Anblick geboten. Da sie aber meine künftige Schwiegermutter ist, atme ich tief durch und zähle bis zehn, während sie sich weiter über meine (zahllosen) Schwächen ereifert, von denen die schlimmste offenbar meine Abstammung von exzentrischen Eltern ist. Was ich freilich etwas ungerecht finde, da ich davon selbst nicht begeistert bin. Als sie schließlich wieder davon anfängt, wie Dad 1989 auf der Schwelle ihres Hauses das Bewusstsein verlor – er war nicht mehr ganz sicher, wo sich Jewells Haus befand – , nutze ich die Chance, um das Wort zu ergreifen. Wer weiß, wann ich das nächste Mal Gelegenheit dazu bekomme?
    »Mir gefällt dieses Kleid am allerbesten«, sage ich zähneknirschend. »Dad hat übrigens gesagt, dass er es für mich kaufen will, du brauchst es also nicht zu bezahlen. Ich hatte vor, heute noch eine Anzahlung zu machen.«
    »Das ist nicht nötig«, sagt Cordelia hastig, weil sie mich nun zweifellos in irgendeinem Hippiefummel, von Haschischwolken umwabert, zum Altar schreiten sieht. »Ich kaufe der Verlobten meines Sohnes natürlich nur allzu gern ihr Hochzeitskleid. Nun sag doch mal: Wie war denn die Anprobe heute?«
    Die Anprobe.
    Au Scheiße.
    Ich habe die Anprobe vergessen.
    Ich öffne den Mund, aber ausnahmsweise hat es mir die Sprache verschlagen. Was soll ich auch sagen? Dass ich, anstatt in einer der exklusivsten Boutiquen Londons an mir herumzupfen und mich beäugen zu lassen, mit meinem besten Freund saufen war? Dass ich mit Ollie im Supermarkt Hindernisrennen mit Einkaufswagen gemacht hatte, anstatt Entscheidungen über Farben und Seidenpumps zu treffen?
    »Ähm«, krächze ich, während Wein und Kekse unangenehm in meinem Magen herumbrodeln, »ich konnte den Anprobetermin nicht wahrnehmen. Tut mir leid.«
    »Nicht wahrnehmen!«, kreischt Cordelia und hört sich dabei an wie Lady Bracknell, als sie sich über das Handköfferchen auslässt. »Was soll das heißen?«
    »Dass ich nicht dort war!«
    Nun könnte man den Eindruck gewinnen, ich hätte auf Cordelia geschossen. Jegliche Farbe weicht aus ihrem Gesicht, und sie taumelt fast zur Tür.
    »Ist dir klar, was du getan hast? Ich musste meine Beziehungen spielen lassen, damit sie sich auf eine Anprobe für dich eingelassen haben. Meinen eigenen guten Namen musste ich ins Spiel bringen und eine höhere Summe bezahlen. Dieses Kleid war ursprünglich für ein Supermodel vorgesehen!«
    Na ja, kein Wunder, dass es mir nicht gepasst hat. Das Einzige, was Kate Moss und ich gemein haben, ist die Tatsache, dass wir beide Luft zum Atmen brauchen.
    »Tut mir wirklich leid«, wiederhole ich.
    »Es tut dir leid? Das ist mir vollkommen einerlei, du dummes, undankbares Ding!« Cordelias Stimmlage erinnert jetzt an eine startende Boeing 747. Ich höre eine Tür aufgehen und Schritte auf dem Parkett. Na super. James im Anmarsch. Der alles andere als begeistert sein wird, dass er bei seiner Vorbereitung auf das wichtige Geschäftsgespräch gestört wurde. Sobald er in Erscheinung tritt, wird Cordelia zur liebenswerten Lichtgestalt mutieren, und mir wird die Rolle des Oberschurken zufallen, auch ohne dass ich schnurrbartzwirbelnd in schwarzem Cape dastehe. Wie Cordelia das immer wieder hinkriegt, ist mir ein Rätsel; muss irgendeine übersinnliche Gabe sein.
    »Ich kann nicht fassen, dass du mir das angetan hast! In meinem ganzen Leben bin ich noch nie so verletzt worden!« Cordelias Stimme legt noch ein paar Dezibel zu, während ihr Blick Richtung Flur huscht. Sie hört, dass James näher kommt, und bereitet sich auf eine oscarreife Darbietung vor. Ihre schiefergrauen Augen legen sich mächtig ins Zeug, um Tränen zu produzieren, und ihre Hand flattert zu ihrem Hals. Nicht mal ich kann mich dieser Dramatik entziehen, und ich bin

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