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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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und Schundromane zu lesen.
    Himmlisch!
    Dann wurstle ich für gewöhnlich eine Weile in der Wohnung herum und überlege, ob ich irgendwas im Haushalt machen sollte, ehe ich in die Stadt gehe und meine Kreditkarten Gassi führe. Ich streife für mein Leben gern durch den Camden Market, stöbere in Secondhand-Klamotten, krame in Schatztruhen voller Krimskrams und probiere klobige Stiefel an, die mich so riesig machen, dass ich fast eine Sauerstoffflasche brauche. Dann kaufe ich mir im überdachten Teil eine Pita mit Hummus und wandere zum Kanal, wo ich mir die interessanten, Händchen haltenden Paare anschaue, die knallbunte Klamotten und coole Hüte tragen und so glücklich wirken. Manchmal überlege ich mir, wie es wohl wäre, dort selbst einen Stand zu haben. Ich glaube, ich würde auch Secondhand-Klamotten verkaufen: Kleider aus schwerer burgunderfarbener Seide und dunkellila Samt, cremefarbene Rüschenblusen und Tücher mit lebhaftem Paisleymuster. Ich würde lange Haare und Piercings haben. Das wollte ich schon immer. Einen Bauchnabelring zum Beispiel, aber James hält das für ordinär. Er hat auch ziemlich unverblümt darauf hingewiesen, dass es ohnehin ein sinnloses Vorhaben wäre, weil ich keinen flachen Bauch habe. Ich weiß, dass er mich nur anspornen will, fitter zu werden, aber manchmal würde ich mir wünschen, er täte das etwas weniger schonungslos.
    Mein Camden-Traum gefällt mir trotzdem. Er ist fast so gut wie der, in dem ich als Bestsellerautorin in einem Cottage auf einem einsamen Kliff lebe. Ich sehe aus wie Meryl Streep in Die Geliebte des französischen Leutnants : lange wehende Röcke und windgezauste Locken, und ich starre gedankenverloren übers Meer, ehe ich dann weiterschreite und im Nebel verschwinde.
    Das Problem ist bloß, dass James in beiden Träumen nicht vorkommt. Nicht weil ich das nicht möchte, sondern weil er beide Lebensformen verabscheut. Camden kann er nicht ausstehen, weil da seiner Meinung nach nur »Hippie-Schnorrer« herumhängen. Und was die Natur und das Land angeht, hält er sich dort nur auf, um mit seinen Arbeitskollegen bedauernswerte Fasane abzuschießen oder bei Landhauspartys Kontaktpflege zu betreiben. Wenn es keine asphaltierte Straße in der Nähe gibt, wird er nervös. Das bedeutet wohl, dass wir immer Stadtbewohner sein werden, was ich sehr bedaure, weil ich seit jeher gerne auf dem Land leben wollte.
    Aber in der Ehe muss man lernen, Kompromisse zu schließen, nicht wahr? Und da James mein Held und mein Seelenverwandter ist, muss ich mich wohl an eine Zukunft in der Stadt gewöhnen.
    Dieser Samstag heute ist jedenfalls kein gewöhnlicher Samstag. James kam gestern erst gegen Mitternacht von Cordelia zurück und saß dann eine Stunde an seinem Laptop, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Weshalb ich mich mit Jake und Millandra in der Küche aufhielt und mir dabei eine ganze Flasche Wein zu Gemüte führte, während er bis spät in die Nacht hinein auf die Tasten einhackte und seine schlechte Laune unschwer zu erkennen war.
    Ich war echt übelst in Ungnade gefallen.
    Als ich mich zum Boden der Weinflasche durchgetrunken und dabei eine besonders perfide Szene geschrieben hatte, in der Millandras abgetakelte alte Stiefmutter von Jake zurückgewiesen wird, fühlte ich mich sowohl mutiger als auch wahrhaft ungerecht behandelt. Es war ja wohl mein gutes Recht, mir mein Hochzeitskleid selbst auszusuchen! Und wenn mir der Sinn danach stand, das gesamte Lager einer Schokokeksfabrik zu verputzen, ging das auch nur mich was an! Nach meinem achten Glas Wein packte mich jedenfalls der gerechte Zorn.
    Cordelia sollte sich ab jetzt gefälligst aus meiner Hochzeit heraushalten, und das würde James nun als Erster erfahren!
    Es überrascht euch wahrscheinlich wenig, dass diese Forderung bei ihm nicht sonderlich gut ankam. Wir hatten einen Riesenkrach, und ich schlief danach auf der Couch.
    Wie es dazu kommen konnte, ist mir, ehrlich gesagt, nicht ganz klar. Ich bin immer noch der Überzeugung, dass ich im Recht war. Allerdings war es wohl nicht gerade hilfreich, dass James Wayne Lobbs ehemaliges Schulheft in die Finger bekam und das letzte Kapitel las.
    »Was ist denn das für eine Scheiße?«, brüllte er und wedelte mit dem Heft vor meiner Nase herum. »›Lady Cordelias dünne Lippen zogen sich zurück und entblößten ihre fleckigen Zähne. Jake erschrak wie ein Kaninchen vor der Schlange. Die bösen dunklen Augen schienen ihn förmlich zu verschlingen, während ihre

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