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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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James ab?«
    »Das habe ich nicht gesagt, aber er möchte, dass ich dieses Essen gestalte. Das ist wirklich sehr wichtig, nicht wahr, James?«
    »Nicht so wichtig wie meine Mutter«, antwortet er patzig.
    »Ich kann mir keine Sekunde länger anhören, wie Katy dich beschuldigt.« Cordelia greift über die Kochinsel hinweg nach ihrer Louis-Vuitton-Tasche. »Ruf mich später an, Schatz, ich bin einfach zu verletzt , um sie noch länger anzuschauen. Du weißt ja, wie sensibel ich bin.«
    Sensibel? Ein Elefant im Porzellanladen hat mehr Feingefühl als sie, aber das kann ich natürlich jetzt nicht einwenden, sonst stehe ich noch schlechter da. Ich schüttle traurig den Kopf und frage mich, wie es ihr immer gelingt, mich zum Bösewicht abzustempeln. James wird sich auf ihre Seite stellen, wie er es grundsätzlich tut, und ich darf zu Kreuze kriechen. Wieder mal.
    »Oh!« Cordelia fasst sich an die Stirn und schwankt theatralisch. »Ich spüre, dass eine Migräne im Anzug ist! Du musst mich heimfahren, mein Engelchen, ich kann nicht mehr klar sehen.«
    »Keine Sorge, Mutter«, sagt das Engelchen beruhigend. »Natürlich fahre ich dich nach Hause.« Über ihren Kopf hinweg wirft er mir einen noch böseren Blick zu. Jetzt muss er die weite Strecke nach Richmond fahren und morgen auch noch Cordelias Wagen zurückbringen, das heißt, er kann sich in dieser Zeit nicht auf dem Golfplatz bei seinen Bossen einschleimen. Und für mich hagelt es weitere Strafnoten.
    »Ich kann dir ein Taxi rufen, Cordelia«, biete ich an.
    »Das lässt du schön bleiben!«, faucht James. »Meine Mutter hat sich dank deiner Rücksichtslosigkeit viel zu sehr aufgeregt. Ich werde sie selbst heimfahren.«
    Die beiden tappen in den Flur und die Treppe runter, wobei Cordelia weiter vor sich hin winselt und James beruhigend auf sie einredet. Ich versuche krampfhaft, an schöne Dinge zu denken. Wie ich schon sagte: Ich hatte Antiaggressionstraining diese Woche, was mir jetzt sehr zupasskommt. Sobald die Haustür zugefallen ist, schreie ich aus Leibeskräften, wie ich es im Training gelernt habe. An schöne Dinge zu denken gestaltet sich schwieriger, weil die im Moment Mangelware sind in meinem Leben. Ersatzweise zerschmettere ich drei Teller. An sich keine gute Idee, weil James sein Crown-Derby-Geschirr liebt und nun noch wütender auf mich sein wird als ohnehin schon.
    Eigentlich sollte es doch nicht so stressig sein, jemanden zu lieben, oder?
    Zumindest habe ich jetzt wunderbare anderthalb Stunden ganz für mich allein. Cordelia wird James unter keinen Umständen nach Hause fahren lassen, ohne ihm zuvor ein Gourmet-Dinner aufzutischen. Sie lebt in dem Glauben, dass er unfähig ist, den Herd auch nur zu entdecken und ein Fertiggericht reinzuschieben, und dass ich eine Feministin von der BH-Verbrennersorte bin, die ihren armen Jungen sich selbst überlässt.
    Als ob ich meinen BH verbrennen würde!
    Das wäre ziemlich idiotisch, wenn man Körbchengröße D hat.
    Ich schenke mir ein großes Glas Wein ein und klaube die Nummer vom Pizzaservice aus der Mülltonne. Da ich jetzt dringend Seelentrost brauche, bestelle mir die größte und fetteste Variante. Den Teufel werd ich tun und jetzt noch in dieses Kleid von Cordelia passen. Und was Sit-ups angeht – die können mir gestohlen bleiben!
    Als ich auf dem Hocker an der Kochinsel sitze, eine rauche und die Minuten bis zum Erscheinen des Pizzalieferanten zähle, fällt mein Blick auf meinen Rucksack, aus dem Wayne Lobbs Heft herausragt – nass vom Regen und mit Eselsohren. Sofort beruhigt sich mein Puls ein wenig, und meine Wut lässt nach. Ich ziehe das Heft raus, schlage eine neue Seite auf und suche in dem Plunder am Boden des Rucksacks nach einem Stift. Nachdem ich mehrere Tampons, ein Bonbon voller Fusseln und diverse konfiszierte Schmuckstücke zutage gefördert habe, ist mir das Glück hold, und ich bekomme einen klebrigen Kuli zu fassen. Ein Weilchen beiße ich auf dem Plastikende herum, als könne ich so meine zukünftige Schwiegermutter zerbeißen.
    Dann trinke ich einen großen Schluck Wein und beginne zu schreiben.
    Millandras böse Stiefmutter, die Gräfin Cordelia, war eine der schrecklichsten Frauen von ganz London …
    Hat nicht mal jemand behauptet, die Feder sei mächtiger als das Schwert?

4
    N ormalerweise liebe ich Samstagvormittage. James stürzt meist zu unchristlicher Zeit zum Golfplatz davon, was mir Gelegenheit gibt, bis mittags im Bett herumzuhängen, Toast zu essen, Tee zu trinken

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