Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
verlegen zu sein. Er war Zeuge, als ich aufgeschnitten wurde, und er hat mich x-mal nach gemeinsamen Saufereien reiern sehen. Als mir ein Zahn gezogen wurde, hat er erlebt, wie ich als sabberndes Nervenbündel aussehe.
»Das darf alles nicht sein«, sagt Ollie dann abrupt. »Du bist mit jemand anderem zusammen.«
»Das ist vorbei«, sage ich hastig. »Und im Grunde genommen war da nie was.«
»Er ist ein Filmstar. Mr Rochester. Alles, was du dir immer gewünscht hast. Er kann dir alles geben.«
Ja. Mit Ausnahme einer entscheidenden Sache.
Ich muss es ihm jetzt sagen. »Du musst etwas wissen über Gabriel. Er …«
Ollie legt mir den Finger auf die Lippen. »Ich will nicht mehr über Gabriel oder Nina reden. Ich weiß, dass ich dir nicht viel zu bieten habe. Einen gelben Campingbus, einen Irish Setter und gerade mal dreihundert Mäuse auf dem Konto. An der Seite von Gabriel Winters könntest du ein Leben führen, von dem die meisten Menschen träumen. Ich kann dir nichts Entsprechendes bieten.«
Ich versuche etwas zu sagen, aber Ollies Hand ist mir im Weg. Er weiß aus Erfahrung, dass ich nur mit drastischen Mitteln zum Schweigen zu bringen bin.
»Aber ich liebe dich. Ich liebe dich Millionen Mal stärker, als er es jemals vermag. Ich weiß, dass du überall Chaos machst und dass du leere Milchpackungen im Kühlschrank stehen lässt und alle Brötchen aufisst.«
Niemals! Ich esse nie alle Brötchen.
Na ja, vielleicht ab und an mal.
»Du putzt das Bad nicht, versteckst deine Kreditkartenrechnungen unter der Spüle und hast einen grauenhaften Musikgeschmack«, fährt Ollie mit seiner Aufzählung fort, die allmählich erschreckende Dimensionen annimmt. »Aber ich will dich genau so. Gabriel Winters kann dich niemals so lieben wie ich.«
Du weißt ja gar nicht, wie recht du hast, Ollie!
»Komm mit mir«, sagt Ollie und drückt meine Hand. »Heute Abend noch. Der Bus steht draußen; wir müssen nur einsteigen und losfahren. Ich bespreche alles mit Nina – wenn sie einen falschen Eindruck gewonnen hat, muss ich das klären –, und du kannst mit Gabriel reden. Und dann verreisen wir zusammen. Nur du, ich und Sasha.«
»Ehrlich?« Eine gewaltige Glücksblase steigt in mir auf und verdrängt den ganzen Morast dieser Leidensmonate. »Dein Ernst?«
»Na, aber sicher!«, lacht Ollie und küsst mich so stürmisch, dass unsere Nasen aufeinanderknallen.
»Aua!«, äußere ich kichernd, als ich wieder Luft kriege.
»’tschuldige.« Er grinst. »Ich führe mich auf wie ein Sechzehnjähriger. Ist mir aber ganz egal. Das Leben ist zu kurz, um es zu vertrödeln. Wenn ich in den letzten paar Monaten irgendwas gelernt habe, dann das.«
Wir sitzen dort draußen eine gefühlte Ewigkeit, umhüllt von unserem Glück. Wir reden, lachen, küssen uns, während drinnen die Party weitergeht. Die Lichterketten glitzern, und ich höre Jewell lachen. Ich kann es kaum erwarten, ihr von uns zu erzählen – obwohl ich eigentlich das Gefühl habe, dass sie schon Bescheid weiß. Sie wirkt heute Abend ihre Magie.
»Okay«, sagt Ollie schließlich und verschränkt seine Finger mit meinen, »treffen wir uns in einer halben Stunde vor dem Haus, ja? In der Zeit kannst du Jewell Bescheid sagen und mit Gabriel alles klären. Und …«, er schaut mir tief in die Augen, und in seinem Blick liegt so viel Hoffnung, aber auch Unsicherheit, dass mir ganz anders wird, »du kannst in dieser Zeit auch noch mal in Ruhe nachdenken und es dir anders überlegen.«
»Das werde ich aber nicht tun.«
»Es ist eine große Entscheidung«, erwidert Ollie fest. »Ich möchte, dass du es dir wirklich genau überlegst. Ich selbst hatte monatelang Zeit, das alles zu durchdenken, aber dich habe ich jetzt damit überfallen. Du musst sicher sein wegen Gabriel.«
Gabriel? Kommt mir vor wie ein Name aus einem anderen Leben, einer anderen Welt. Wieso war ich so aberwitzig dumm, mich in all diesen Lügen zu verstricken? Das ist nicht mal mehr ein Spinnennetz, sondern eher schon eines von Guys Schleppnetzen. Ich weiß, dass ich geschworen habe, nichts zu verraten, aber …
Ich muss Ollie die Wahrheit über Gabriel sagen.
Ich hole tief Luft, öffne den Mund und …
»Ach, hier seid ihr!«, kreischt Frankie, der durch die Verandatür getorkelt kommt und uns entdeckt hat. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht um euch!«
Wieso tritt Frankie immer in entscheidenden Momenten in Erscheinung? Das scheint ihm zur Gewohnheit zu werden.
Kurz darauf kommt Marilyn Monroe
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