Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
ihm warst.«
Ich drücke Ollies Hand. »Meine Beziehung mit Gabriel ist nicht das, was sie zu sein scheint.«
»Ist mir egal«, erwidert Ollie. »Wie lange kennst du mich?«
»Eine Ewigkeit«, schniefe ich.
»Und wieso hast du dann Nina geglaubt? Wusstest du in deinem tiefsten Inneren nicht, dass ich solche Dinge niemals sagen würde?«
Ich kenne die Antwort auf diese Frage. Und ich muss mich beherrschen, damit ich nicht die Hand in die Luft reiße und »Ich weiß es, Sir!« schreie.
»Aber Nina ist so, wie du dir deine Freundin vorstellst«, rufe ich ihm in Erinnerung. »Sie ist blond, dünn und erfolgreich. Alles in allem das Gegenteil von mir. Alle deine Freundinnen waren wie Nina, Ol. Man muss keine höhere Mathematik beherrschen, um das zu erkennen.«
»Dann können wir ja von Glück sagen, dass du Englisch und nicht Mathe unterrichtest«, sagt Ollie. »Du bist doch echt ein Dödel, Katy. Was glaubst du wohl, wieso diese Beziehungen alle nicht lange gehalten haben?«
Darf ich mal das Publikum fragen?
»Weil, du Dämeline«, Ollie legt mir die Hand an die Wange, »ich mir nur die Zeit vertrieben habe, während ich auf jemand anderen gewartet habe, auf eine ganz besondere Frau. Die Bratspeck-Sandwiches genauso liebt wie ich, die Hummer rettet und in der Badewanne unterbringt, die in der Pause heimlich mit mir eine rauchen geht.« Er streichelt meine Wange. »Kennst du so jemanden, Katy Carter?«
Ich kriege kaum noch Luft. »Schon möglich.«
»Tja«, murmelt Ollie. »Ich auf jeden Fall. Und diesmal lasse ich mich nicht mit irgendwelchem Gerede über Freundschaft abspeisen, weil ich da keinen Bock mehr drauf habe, Katy. Ich möchte nicht mehr dein Freund sein.«
Ich beschäftige mich eingehend mit einer falschen Wimper. »Was denn dann?«
Aber Ollie hat offenbar auch keinen Bock mehr auf Reden. Stattdessen zieht er mich an sich, und seine Lippen streifen die meinen. Was eine verblüffende Wirkung hat! Es kommt mir vor, als seien perlende Lustbläschen in meinem Blut unterwegs, und mir wird ganz schwindlig. Dann legt Ollie die Arme um mich und küsst mich sachte. Seine Zunge liebkost die meine und erkundet meinen Mund. Ich lege meine Hand in seinen Nacken – und weiß nun endlich, wie es sich anfühlt, diese weichen Locken zu berühren.
Himmlisch nämlich.
Ich könnte ihn küssen bis in alle Ewigkeit.
»Mein Gott!« Ollie löst sich von mir. Seine dunklen Augen wirken aufgewühlt, und seine Hände zittern. »Du weißt ja gar nicht, wie lange ich das schon tun wollte.«
Vielleicht weiß ich es aber doch – womöglich so lange, wie ich es mir selbst auch gewünscht habe. Warum habe ich mir nur so lange eingeredet, Ollie sei nur ein platonischer Freund für mich? Wem wollte ich etwas vormachen? Ich ziehe mit den Fingern die Konturen seines sinnlichen Mundes nach und lächle. Wie kam ich nur auf die Idee, er sei als romantischer Held nicht geeignet? Wenn ich an den schrillen Haufen Männer denke, die ich in den letzten Monaten kennengelernt habe, könnte ich mich schlagen, weil ich so blöd war. Der perfekte romantische Held war die ganze Zeit in Reichweite, direkt vor meiner Nase. Romantische Helden können Beanie-Mützen tragen und beim Kochen die Küche verwüsten. Sie können vergessen, den Klositz runterzuklappen und staubzusaugen. Sie können sogar stundenlang Xbox spielen. Auf dieser kalten Steinbank in Jewells Garten habe ich eine Offenbarung, ähnlich wie dieser Typ aus der Bibel, dem es wie Schuppen von den Augen fiel, nur weniger unappetitlich. Um ein romantischer Held zu sein, muss man keinem bestimmten Bild entsprechen, denn – seien wir ehrlich – Gabriel und Guy mögen den äußeren Anschein eines Helden haben, sind aber in etwa so romantisch wie kalter Kaffee. Um mein romantischer Held zu sein, braucht es aber gar nicht viel.
Man muss nur Ollie sein.
Die Magnolien raunen leise, und die Lichterketten zwischen den Bäumen erzittern, als sich ein leichter Wind erhebt. Silbrige Lichtstrahlen leuchten auf unseren Gesichtern. Ollie hebt mein Kinn an und küsst mich auf die Lippen, so zart wie dieser Windhauch. Dennoch macht mein Magen einen Purzelbaum, etwa wie damals, als Jewell mich in einem Vergnügungspark gezwungen hat, mit ihr Achterbahn zu fahren.
Diesmal muss ich aber zum Glück nicht kotzen.
Ich fühle mich plötzlich wie ein schüchternes Mädchen, was ich ziemlich seltsam finde, da ich doch mit Ollie zusammen bin. Es gibt keinen Grund, in seiner Anwesenheit scheu und
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