Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
gestern kam er einfach vorbei.«
»Das hast du mir nicht erzählt«, sagt Ollie ruhig.
»Weil es nichts zu erzählen gibt. Alles andere muss ich dir später berichten. Unter vier Augen.«
Nina platziert eine Kralle auf Ollies Arm. »Wir zwei müssen wirklich mal reden. Aber nicht hier draußen. Lass uns reingehen, da ist es wärmer.«
»Fünf Minuten«, sagt Ollie grimmig. »Fünf Minuten, nicht länger.«
Ich bin das reinste Nervenbündel. Was hat James jetzt wieder angerichtet?
»In einer halben Stunde, vergiss es nicht«, sagt Ollie über die Schulter. Seine Haare schimmern, als er unter den Lichterketten hindurchgeht. »In einer halben Stunde – es sei denn, du überlegst es dir noch anders.«
»Tu ich auf keinen Fall«, gelobe ich.
Als die Verandatüren aufgehen, hört man für einen kurzen Moment Stimmen und Musik, dann herrscht wieder Stille.
Ollie dreht sich nicht mehr um, und trotz der zärtlichen Küsse, die erst einige Momente zurückliegen, kommt es mir vor, als verwandle sich das Fundament meines Glücks gerade in Treibsand.
Ich kriege Gänsehaut an den Armen. »Was hat James ihr erzählt?«
»Ach, irgendeinen Scheiß«, antwortet Frankie leichthin. »Darüber würde ich mir an deiner Stelle keine Gedanken machen. Ollie liebt dich, Katy.«
»Meinst du?« Seit Ollie verschwunden ist, scheint es mir, als seien die Erlebnisse von vorhin nur ein Traum gewesen; Gewissheiten kullern davon wie Quecksilber.
Frankie nickt. »Ja, das meine ich allerdings. Hätte ich dir auch schon vor Monaten sagen können. Weiß doch jeder, dass er verrückt nach dir ist.«
Ach ja? Und wieso hat mir keiner was davon gesagt? Recht herzlichen Dank auch.
Frankie lächelt vage. »Du kannst echt froh sein, dass du jemanden hast, der dich so liebt.«
»Aber du hast doch Gabriel.«
Frankie lässt den Kopf hängen. Als er wieder aufschaut, sehe ich erschrocken, dass in seinen Augen Tränen glitzern. »Meinst du den Gabriel, der so tut, als sei er hetero, um seine ach so kostbare Karriere zu retten? Und der dich bezahlt, damit du dich als seine Partnerin ausgibst?«
Ähm, ja.
Den Gabriel meine ich.
»Das ist doch sinnlos«, schluchzt Frankie nun und schlägt die Hände vors Gesicht. »Was für eine Zukunft haben wir, wenn er nicht zu mir steht? Kann man das Liebe nennen, Katy?«
»Aber er kann sich nicht zu dir bekennen«, rufe ich Frankie in Erinnerung. »Das hast du doch von Anfang an gewusst. Gabriel ist seine Karriere enorm wichtig. Du hast es mir selbst gesagt.«
»Wichtiger als ich?« Frankie wischt sich mit dem Handrücken die Augen. »Er wird es niemals jemandem erzählen, nicht? Ich werde immer sein dunkles Geheimnis bleiben. Ich seh da keinen Sinn drin.«
»Aber was für eine Lösung kann es sonst geben? Du meinst, Gabriel soll sich outen?«
»Großer Gott, nein!« Frankie blickt erschüttert. »Das würde ihn umbringen. Er ist der festen Überzeugung, dass er damit als Schauspieler erledigt wäre. Niemand darf die Wahrheit jemals erfahren.« Er packt mich an den Armen. »Versprichst du, dass du es niemals verrätst? Dass du niemandem etwas sagst?«
»Ollie muss ich es sagen.«
»Nein!«, ruft Frankie aus. »Absolut niemand darf es erfahren. Wenn das rauskommt, ist alles aus für Gabriel. Es würde ihn zerstören!«
»Dann solltest du von jetzt an sehr sorgfältig überlegen, was du tust, Katy.«
Huch, was war das? Nicht Frankies Stimme jedenfalls. Ich habe wohl dem Schampus zu kräftig zugesprochen und liege nun irgendwo besoffen herum, denn sofern Frankie nicht bauchreden kann, hätte ich schwören können, James’ Stimme gehört zu haben.
Hinter den Fliederbüschen raschelt es, und eine schwarze Gestalt tritt in Erscheinung.
Das ist echt ein abgefahrener Traum. Nicht genug, dass ich den halben Abend damit beschäftigt war, Ollie zu küssen – nun erscheint auch noch Darth Vader im Garten meiner Patentante. Ich bin bitter enttäuscht. Garantiert werde ich jeden Moment aufwachen, Ollie wird immer noch mit Nina zusammen sein, und ich hänge in Cornwall herum und leide vor mich hin.
Elender Mist.
»Aarrgh!«, kreischt Frankie. »Wer ist das?« Er springt so panisch auf, dass er mich von der Bank stößt und ich mit den Knien im Schotter lande.
Aua. Das Zeug kann ich mir jetzt bestimmt wochenlang aus den Knien pulen.
Was wohl heißt, dass ich doch wach bin.
»Wisst ihr«, sagt Darth Vader und schält sich langsam die Maske vom Gesicht, »ich finde es immer sehr interessant, was man alles
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