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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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werden mal groß rauskommen.«
    »Suck on it, baby!«, kreischt Frankie mit geschlossenen Augen und wippt im Rhythmus. »Give it to me hard!«
    James drückt die Stopptaste, und peinliches Schweigen tritt ein.
    »Wollen wir essen?«, frage ich munter. »Hilfst du mir mit den Horsd’ œ uvres, Schatz?«
    »Was soll die Scheiße?«, faucht James, als wir in die Küche marschieren. »Versuchst du vorsätzlich meine Beförderung zu ruinieren?«
    »Ich kann nichts dafür«, versuche ich mich zu verteidigen, während ich die Vorspeisen aus dem Kühlschrank hole und sie ihm reiche. Solange er die Hände voll hat, kann er wenigstens nicht Ollie verhauen. »Ich wusste doch nicht, dass er Frankie mitbringen würde.«
    »Du hast diesen Blödmann Ollie eingeladen«, knurrt James, »und trägst also in jeder Hinsicht die Verantwortung für das Ganze. Sieh bloß zu, dass du ihn jetzt im Griff behältst.«
    Die Drohung ist nicht zu überhören. Ich schlucke nervös. In meiner Badewanne paddelt ein Hummer, im Büro hockt ein durchgedrehter Setter, und in meinem Wohnzimmer sitzt der Sänger der Screaming Queens. Keine verheißungsvolle Kombi.
    Ich serviere die Horsd’ œ uvres, und alle machen höflich Konversation. James und ich bemühen uns, daran teilzunehmen, aber wenn wir uns mit »Schatz« oder »Liebling« ansprechen, klingt das eher giftig als liebevoll, und die Luft ist so dick, dass man eine Kettensäge bräuchte, um sie zu schneiden. Frankie erzählt eine skandalöse Geschichte von einem Bandmitglied, Sophie und Helena besprechen einen gemeinsamen Aufenthalt in einem Wellness-Hotel, und James versucht mit Julius Geschäftsthemen zu erörtern, was wegen Frankies aufgeregtem Gekreisch und Gefuchtel eher schwierig ist. Ich versenke mein Messer in meiner Vorspeise und wünsche mir, sie wäre eine Voodoo-Melone. Dann würde Ollie sich jetzt am Boden wälzen und sich den Bauch halten. In meinem eigenen scheint sich jedenfalls gerade die gesamte Truppe von Riverdance warmzutanzen.
    Wir gehen zum Hauptgang über, und ich muss zugeben, dass Ollie gute Arbeit geleistet hat. Frankie ist jetzt zu sehr mit Essen beschäftigt, um schockierende Storys zum Besten zu geben, und Julius macht mir Komplimente für meine Kochkünste. Helena nimmt demonstrativ nur Gemüse zu sich. Selbst schuld. Ollie mag sich aufführen wie der Leibhaftige, aber er kann kochen wie ein Engel. Das Steak zergeht auf der Zunge, und die Soße ist eine Offenbarung für die Geschmacksnerven. Julius verleibt sich genüsslich einen Nachschlag ein, und sogar James macht einen besänftigten Eindruck. Vielleicht geht ja doch alles reibungslos vonstatten.
    Aber ich muss in meinem letzten Leben furchtbar böse gewesen sein, denn das Karma zahlt es mir doppelt heim. Als ich aufs Klo sause, um den Wein abzulassen, spähe ich hinter den Duschvorhang.
    Zwicki ist nicht in der Wanne.
    Scheiße.
    Ich sinke auf den Klositz, und mir bricht der kalte Schweiß aus, als ich mir vorstelle, dass ein neun Pfund schwerer Hummer in meiner Wohnung umgeht. Wo zum Teufel ist er hin, das undankbare Ungeheuer? Jetzt gerade wünsche ich mir, Ollie hätte ihn doch bei lebendigem Leibe gekocht. Noch nie fand ich Hummer Thermidor verlockender.
    Nur die Ruhe, sage ich mir, während ich möglichst ruhig atme, um meinen Herzschlag auf ein normales Tempo zu senken. Die Wohnung ist klein, und der Hummer ist ein Riesenoschi. Er kann nicht weit gekommen sein. Einen Hummer verliert man nicht so leicht.
    Hoffe ich jedenfalls.
    Mit etwas Glück hat er sich in irgendeine Ecke verkrochen und ist verendet. Oder er macht Winterschlaf. Oder was Hummer sonst in ihrer Freizeit tun.
    Ich husche aus dem Bad, schleiche in die Küche und trinke den Chardonnay gleich aus der Flasche. Keine Zeit für ein Glas, solange Zwicki frei herumläuft. Meinen guten Vorsatz, mich nicht volllaufen zu lassen, trete ich jetzt endgültig in die Tonne, was ich auch gerne mit Zwicki tun würde. Ich mache mich über das Käsebrett her, scheiß auf die Kalorien. Wenn mein Herz noch länger derart rast, werde ich nicht lange genug leben, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich suche mir einen schönen reifen Brie aus und packe ein großes Stück davon auf einen Cracker, den ich mir in den Mund stopfe und genüsslich mampfe.
    Pummel? Ich?
    »Ach, hier bist du!«, schnauft Julius, der unversehens mit lüsternem Blick in der Küchentür lehnt und mir mit dem Finger droht. »Den ganzen Brie auffuttern, du kleines Luder!«
    Heiliger

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