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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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stilvolle Verlobte eines Bankers geworden. Hocherfreut über diesen Akt der Verwandlungskunst, ziehe ich den Duschvorhang wieder zu und überlasse Zwicki seinen Wasseraerobic-Übungen.
    Nach einem weiteren Glas Wein empfinde ich eine wunderbare alkoholselige Wärme und Zuversicht. Das ist allerdings ein ziemlicher Balanceakt. Ich möchte gern in dem Zustand verweilen, in dem ich mich wie das prachtvollste Wesen unter der Sonne fühle, weiß aber, dass ich mit ein klein wenig zu viel Alkohol im Nu zu einem wandelnden Desaster mutieren kann. Heute ist ganz gewiss nicht der richtige Abend, um sich die Kante zu geben.
    »Das riecht ja grandios hier.« James ist hinter mich getreten und umfasst meine Taille. Seine Lippen streifen mein Ohrläppchen, und ich kriege eine wohlige Gänsehaut. Ich schmiege mich an ihn, fast bewusstlos vor Erleichterung. Der Kalte Krieg zwischen uns scheint beendet, die betörenden Düfte von Ollies kulinarischen Köstlichkeiten haben den Mann entwaffnet. »Du bist echt ’ne Wucht, Pummel.«
    Das stimmt tatsächlich. Ich kann Beowulf im Original lesen und weiß alles über trochäische Versfüße, aber das interessiert James nicht die Bohne. Für ihn zählt vornehmlich, eine Frau zu haben, die kochen und den Haushalt führen kann.
    Mit dem Beowulf wäre er besser beraten. In den anderen Punkten bin ich nämlich eine Vollniete.
    Dennoch lächle ich strahlend und bin froh, dass mir das Debakel mit Cordelia offenbar vergeben wurde. »War mir ein Leichtes«, sage ich. »Hat echt kaum Mühe gemacht.« Was ja nicht direkt gelogen ist, oder?
    »Tut mir leid, dass ich so grantig war«, erklärt James, legt die Hände auf meine Brüste und küsst mich auf den Hals. Ich warte darauf, dass sich eine La-Ola-Welle der Lust einstellt, doch nichts tut sich. Ganz und gar nichts. Auch wenn mein Kopf offenbar nicht mehr gekränkt ist, scheint mein Körper anderer Meinung zu sein.
    »Ich bin einfach unglaublich gestresst im Moment«, führt James nun zu seiner Verteidigung an und haucht Küsse auf meine bloßen Schultern. »Diese Hochzeit kostet ein Vermögen, und wenn ich bei Millward ernsthaft was erreichen will, muss dieser Abend ein absoluter Erfolg werden.«
    »Aber«, wende ich ein, weil mir das ein sinnvoller Gedanke zu sein scheint, »sollten die dich nicht befördern, weil du in deinem Job gut bist, und nicht, weil deine Verlobte gut kochen kann?«
    »Das ist alles eine Imagefrage«, sagt James, stellt seine Bemühungen, mich scharfzumachen, ein und wendet sich stattdessen dem Wein zu. »Die Vorstandsmitglieder müssen eine Menge Kontaktpflege betreiben, und deren Ehefrauen spielen dabei eine wichtige Rolle. Bevor Julius mich befördert«, ein verstohlenes Lächeln tritt auf James’ Gesicht, »und ich denke, das wird er tun, will er wissen, was in dem Paket alles drin ist. Wenn wir häufig Gäste einladen, müssen wir uns natürlich ein Haus zulegen, und du musst lernen, welches Besteck man wozu benutzt und welche Weine man serviert. Einladungen gehören zu den Aufgaben einer Ehefrau. Es riecht wahrhaft himmlisch hier. Du wirst das bestimmt gut hinkriegen.«
    Ihr kennt doch sicher die Szene in Titanic , in der Kate Winslets Figur ihre Zukunft vor ihrem inneren Auge sieht und sich vom Schiff stürzen will? Nun, so fühle ich mich, während ich in den Töpfen rühre, ein todesstarres Lächeln auf dem Gesicht. Kann ich wirklich für den Rest meines Lebens eine Rolle spielen, anstatt ich selbst zu sein? Ich kann mir kaum vorstellen, dass Ollie mir die nächsten vierzig Jahre zur Seite stehen wird.
    Trotz all meiner guten Vorsätze schenke ich mir noch ein Glas Wein ein. Ich muss James die Wahrheit sagen, was dieses Essen angeht, oder meine Ehe wird auf einer Lüge begründet sein.
    »Schatz …«, setze ich an, werde aber von der Türklingel unterbrochen.
    »Ich mach auf!«, ruft James. »Das muss Julius sein. Er war im Clubhaus direkt hinter mir.«
    Ich verstumme und lasse ihn zur Tür rennen. Wenn James ein Hund wäre, würde er jetzt bellen und mit dem Schwanz wedeln. Scheint, als müsste ich den Rest des Abends dreist lügen und erst danach beichten.
    Oh welch verwirrt’ Geflecht …
    »Katy!«, schreit James und kommt in die Küche gelaufen. »Julius und Helena sind da!«
    »Das ist ja wunderbar«, trällere ich wie eine Figur aus einem Noël-Coward-Stück. »Wie schön, euch zu sehen!« Ich gebe der pfeildürren Helena Luftküsschen und versuche das auch bei Julius. Der ist aber leider ein geiler

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