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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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selbstsüchtiger, eitler Snob, und ich weiß, dass ich das schon mal gesagt habe, aber scheiß drauf: Er ist ein echter Wichser.«
    »Du magst ihn also nicht?«, versuche ich zu witzeln, aber Ollie ist nicht in der Stimmung dafür.
    »Der hat dir schon so oft eingeredet, wie unfähig du bist, dass du es inzwischen selbst glaubst«, fährt Ollie fort. »Ich musste mit ansehen, wie dir der letzte Rest Selbstvertrauen flöten gegangen ist, und das kann ich nicht länger ertragen. Der Typ ist kein Romanheld, Katy, sondern einfach nur ein Arschloch. Also servier ihn endlich ab, um Himmels willen.«
    Ich glotze ihn an.
    »Er interessiert sich ohnehin nur wegen des Geldes für dich«, fügt Ollie hinzu. »Für James ist Geld das einzig Wichtige im Leben.«
    Ah ja. Das Geld.
    An sich habe ich kein Geld, oder habt ihr schon mal einen reichen Lehrer gesehen? Gegen mich ist eine Kirchenmaus Krösus. Ollie spielt wohl darauf an, dass Tante Jewell ziemlich begütert ist und immer schon vieldeutige Bemerkungen über ihr Testament gemacht hat. Die aber niemand ernst nimmt.
    Dachte ich jedenfalls bis jetzt …
    »Das ist doch albern«, sage ich.
    »Ach ja? Hat Jewell nicht kurz vor eurer Verlobung James zehn Riesen geliehen?«
    »Aber dafür gab es einen guten Grund: James’ Aktienpaket hat nicht genug für meinen Ring abgeworfen.«
    »Er ist ein gottverfluchter Banker!«, donnert Ollie. »Der verdient in einer Woche mehr als wir in sechs Monaten! Wieso muss er sich da von irgendwem Geld borgen?«
    Darauf weiß ich auch keine Antwort, aber sagen wir’s mal so: Meine Kreditkartenabrechnungen sind nicht die einzigen, die sich unter der Küchenspüle stapeln.
    »James betrachtet dich als die perfekte Gelegenheit«, setzt Ollie seine Brandrede etwa so dezent fort wie ein wutschnaubendes Nashorn. »Das liegt doch auf der Hand. Er glaubt, du würdest Jewells Haus in Hampstead erben. Und kann es kaum erwarten, es in seine dreckigen Pfoten zu kriegen.«
    »Das ist doch Blödsinn! Außerdem wär das ja wohl ein ziemlich langfristiger Plan.«
    »Meinst du?« Ollie zuckt die Achseln. »Mir scheint, seine Liquiditätsprobleme lösen sich ein bisschen zu leicht durch die gute alte Tante Jewell.«
    Ich starre ihn aufgebracht an und wünsche mir, ich hätte mir bei der Geburt die Zunge entfernen lassen. Wieso habe ich Ollie nur von James’ Liquiditätsproblemen erzählt? Ol ist Englischlehrer – der hat doch keine Ahnung von Termingeschäften, Optionen und Staatsobligationen.
    Na ja, das gilt natürlich für mich auch, aber darum geht es jetzt nicht, oder? Wie James sagt: Finanzmärkte sind schwankend, und manchmal muss er eben etwas wagen. Jewell hat ihm immer gerne ausgeholfen. Manchmal kauft sie sogar Aktien bei ihm.
    »Tut mir leid, dass ich das so hart formulieren muss«, fährt Ollie fort, der mein Schweigen offenbar als Zustimmung deutet, »aber du solltest jetzt zu dir kommen und Lunte wittern. ›Tough Love‹ nennt man das heutzutage.«
    Ollies verfluchte Vorliebe für Psycho-Fernsehshows. Als Jerry Springer in England war, lebte ich wochenlang in Angst. Ich würde es Ollie durchaus zutrauen, dass er mich aus Jux und Tollerei in irgendeine Show mit dem Titel ›Wach auf, Mädel, du bist in einen Wichser verliebt!‹ zerren würde.
    »James glaubt, er sei mit seinem ganz persönlichen Geldautomaten verlobt«, behauptet Ollie nun. »Der muss sich gefreut haben wie ein Schneekönig, als ihr euch wiedergetroffen habt und du ihn zu Jewells Fest mitgenommen hast. Kein Wunder, dass er dir einen Heiratsantrag gemacht hat.«
    »Schönen Dank auch.«
    »Das musste einfach mal gesagt werden.«
    »Nein, musste es nicht!« Bestürzt merke ich, dass mir heiße Tränen in die Augen steigen und in meinem Hals ein golfballgroßer Kloß sitzt. »Du musstest mir nicht sagen, dass ein Mann nur mit mir zusammen sein will, weil ich eine großzügige Patentante habe und eines Tages was erben werde.«
    Ich schlucke die Tränen runter und beschäftige mich damit, meine Stiefel anzuziehen. Die Schnürsenkel wollen sich aber nicht binden lassen, weshalb ich sie einfach in die Schuhe stopfe. Hoffentlich falle ich beim Rausgehen hin und breche mir das Genick. Das hat Ollie dann davon.
    »Das habe ich nicht gesagt!«
    »Doch, hast du.« Ich eile jetzt mit einem Tempo zur Tür, mit dem ich mich als Sprinterin für die nächste Olympiade qualifizieren könnte. »Ganz genau das hast du gesagt. Dass ich so scheiße und unbrauchbar und hässlich und fett bin, dass

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