Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
rausgeschmissen! Was glaubst du, warum du hier bist? Wir hätten eine besoffene Irre wohl kaum ohne Grund in ein Taxi geschafft und ihr die ganze Fahrt beim Kotzen zugeguckt.«
Die Frage, warum ich eigentlich hier bin, hatte ich mir in der Tat noch gar nicht gestellt. Ich lande nämlich immer bei Ollie, wenn ich Stress habe. Wenn ich was vermassle, kümmert er sich um mich. Dass ich nach einem Katastrophenabend bei Ollie aufwache, gehört sozusagen zum Programm.
»War James sehr sauer?«, erkundige ich mich. Da könnte ich genauso gut fragen, ob die Erde rund ist. Katy verpfuscht was, und James ist sauer. Das ist quasi ein physikalisches Gesetz.
»Sauer? Der war vollkommen außer sich vor Wut! Vor allem als du auch noch den Seegrasteppichboden im Bad vollgekotzt hast«, berichtet Frankie.
Mir läuft es kalt den Rücken hinunter. James ist völlig vernarrt in diesen Teppichboden. Er hat monatelang nach der richtigen Struktur und Farbe gesucht. Ich finde das Seegras ziemlich kratzig an den Füßen, aber hey! Wie er immer sagt: Es ist doch super, dass ich von ihm was über Stil lernen kann, denn ich habe keine Ahnung davon.
»So ein Theater wegen einem Teppichboden.« Ollie blickt verständnislos. Für ihn sind Teppiche dazu da, Krümel und Staubflocken aufzufangen. Wenn eine seiner Kurzzeitfreundinnen es nicht mehr ertragen kann, wird auch mal gestaubsaugt, aber ansonsten sind Bodenbeläge für Ollie etwas zum Betreten, nicht etwas zum Beweinen.
Frankie zieht eine Augenbraue hoch. »Schätzelchen, ist er womöglich schwul?«
Ich schenke den beiden keine Beachtung. Natürlich ist James nicht schwul. Nur weil er nicht so versessen auf Sex ist und eine Schwäche für Inneneinrichtung hat, muss er ja nicht gleich schwul sein. Wenn ich schlanker wäre, würden wir uns wahrscheinlich alle naselang im Heu wälzen. Und wenn nur schwule Männer sich für Möbel und Teppiche interessieren, wer kreuzt dann, bitte schön, am Wochenende bei IKEA auf?
»Ich gehe nach Hause und entschuldige mich«, verkünde ich so würdevoll, wie das jemandem möglich ist, der wie ein Bandmitglied von KISS aussieht. »Ich habe James enttäuscht, und der Abend war eine Katastrophe. Und du«, ich werfe Ollie einen stählernen Blick zu, »hast entscheidend dazu beigetragen.«
Ollie macht den Mund auf, vermutlich, um einmal mehr kundzutun, dass James ein Arsch/Wichser/Vollidiot ist, aber angesichts meiner Miene besinnt er sich eines Besseren. Ich bin nicht umsonst dafür bekannt, dass ich die übelsten Rabauken unterrichten kann und Kids, die doppelt so groß sind wie ich, das Fürchten lehre.
»Sasha war vielleicht als Gast nicht so der Bringer«, räumt Ollie ein und folgt mir, als ich die Treppe runterstapfe. »Und vielleicht wollte ich auch ein bisschen provozieren, indem ich Frankie eingeladen habe.«
»Das hab ich gehört!«, flötet Frankie aus dem Hintergrund.
Über dem Treppengeländer hängt mein Mantel. Ich schlüpfe hinein, Ollie geflissentlich übersehend. Ab durch die Mitte. Ich habe eine Mission zu erfüllen. Ich werde zu Kreuze kriechen wie noch nie jemand zuvor, und ich werde meine Beziehung retten.
Denn, raunt eine niederträchtige kleine Stimme in meinem Kopf, was hast du überhaupt sonst noch im Leben?
»Du hast es darauf angelegt, Stunk zu machen, weil du weißt, was für ein Spießer Julius Millward ist. Wie konntest du nur, Ollie? Ich habe dir doch gesagt, wie wichtig diese Einladung war, und du hast alles dafür getan, sie zu torpedieren. Und ich habe geglaubt, du seist mein Freund .«
»Katy!« Ollie packt mich und dreht mich zu sich herum. Er hält mich an beiden Armen fest und zieht mich an sich, bis sein Gesicht ganz dicht vor meinem ist und ich beinahe seine dunklen Bartstoppeln spüre.
Millandra fühlte sich magisch zu Jake hingezogen. Als er sie in seine starken Arme zog, schlug das Herz in ihrer zarten Brust so schnell …
Ich rufe mich zur Ordnung. Ollie ist kein Jake. Ollie hat so gar keine Ähnlichkeit mit einem romantischen Helden. Er rülpst, er klappt den Klodeckel nicht runter, er findet Sitcoms wie Dad’s Army witzig, er braucht eine Lesebrille … Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Dennoch vergesse ich manchmal, wie stark er ist. Beim Surfen und Skifahren kriegt man mehr Muskeln als beim Korrigieren von Arbeiten.
»James behandelt dich wie Scheiße«, sagt Ollie unverblümt. »Für den bist du der Fußabtreter, mach dir das doch endlich mal klar. Er ist ein oberflächlicher,
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