Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
Vom Netzwerk:
Krankenschwester kramte in einem Regal herum. Raschelnde grüne Plastikpäckchen, deren Inhalt verdächtig nach Nadeln aussah, wurden neben dem Waschbecken abgelegt. »Einige Teile scheinen eine glatte Oberfläche zu haben, was auf ein Fibroadenom hinweisen könnte.«
    Ich hatte die verfluchten Broschüren so oft durchgelesen, dass ich inzwischen Expertin war. Ein Fibroadenom war ein gutartiges Geschwulst, das aus Bindegewebe entstand. Mittlerweile wünschte ich mir keinen Lottogewinn mehr, sondern diese Sorte von Tumor.
    »Die Chancen stehen also fifty-fifty«, sagte ich. »Es könnte alles gut sein …«
    »Muss man aber immer abklären«, sagte die Schwester und wischte mir die Brust ab. »Versuchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
    Na klar.
    »Wir betäuben die Brust jetzt mit einem Lokalanästhetikum«, erklärte Dr. Morris und zog eine Spritze auf. »Dann mache ich einen kleinen Schnitt und entnehme die Probe. Kurz darauf werden Sie ein Klicken hören, das so ähnlich klingt wie ein Tacker. Das bedeutet, dass ich die Zellen entnommen habe.«
    »Haben Sie ein Problem mit Nadeln?«, erkundigte sich die Schwester, der wohl mein entsetzter Blick nicht entgangen war.
    Was war das für eine Frage? Wer mag denn bitte schön Nadeln? Bei mir löst schon die Vorstellung einer Spritze fast eine Ohnmacht aus. Ich war seit Jahren nicht mehr beim Zahnarzt, weil ich solchen Schiss davor habe. Meine Zähne sehen aus wie Stonehenge.
    »Können Sie mich nicht vollständig betäuben oder so?«, fragte ich. Kalter Schweiß sammelte sich zwischen meinen Schulterblättern. Die Vorstellung, miterleben zu müssen, wie sie mich aufschnitten, war grauenvoll. Das wollte ich bitte lieber verschlafen.
    »Sind Sie vielleicht ein bisschen zartbesaitet?«
    Die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich werde schon beim Anblick eines rohen Steaks bewusstlos.
    »Nur ein bisschen«, sagte ich.
    »Der Vorgang ist unangenehm, dauert aber nicht lange.« Dr. Morris klopfte mit dem Zeigefinger auf die Spritze. »Ich werde so schnell und behutsam arbeiten wie möglich. Legen Sie sich auf die linke Seite und heben Sie den rechten Arm über den Kopf.«
    »Möchten Sie, dass ich Ihre Hand halte?«, fragte die Schwester.
    Ich dachte einen Moment darüber nach. Mir war bewusst, dass es jämmerlich war; vermutlich war diese Prozedur ein Klacks im Vergleich zu denen, die zeitgleich in anderen Bereichen der Klinik durchgeführt wurden, aber ich hatte dennoch richtig Angst. Von Sekunde zu Sekunde erinnerte mich die Spritze mehr an eine Harpune, und die lange Silbergerätschaft, mit der das Gewebe entnommen werden sollte, wäre auch in einer mittelalterlichen Folterkammer nicht fehl am Platz gewesen.
    Angst war gar kein Ausdruck mehr.
    Mich packte das nackte Grauen.
    »Ich hab es mir anders überlegt«, krächzte ich. »Könnte mein Freund doch reinkommen?«
    Plötzlich fand ich die Vorstellung, Ollie bei mir zu haben, sehr beruhigend. Er ist ziemlich abgehärtet, weil er viel in der Natur unterwegs ist, und es würde ihm sicher nichts ausmachen, wenn ich meine Nägel in seine Hand bohrte, wohingegen die Schwester davon vielleicht nicht so begeistert wäre. Außerdem war es ja nicht so, dass er noch nie eine nackte Brust gesehen hätte, oder? Der hatte schon mehr Gespielinnen als Hugh Hefner; der Anblick meiner bedauernswerten Brust würde ihn also kaum schockieren. Und wir waren schließlich Freunde. Dass er mit einem Pimmel ausgestattet war, spielte da keine Rolle. Es gab praktisch keinen Unterschied zwischen meiner Freundschaft zu ihm und meiner Freundschaft zu Mads.
    Davon abgesehen, dass ich Mads noch nie abgeknutscht habe.
    Aber ich hatte ja auch gar nicht vor, Ollie abzuknutschen. Das ist Jahre her, und ich war einfach furchtbar betrunken.
    »Da ist er!«, verkündete die Schwester munter, als sie mit Ollie zurückkehrte.
    Er blieb unsicher stehen, seine Beanie-Mütze in der einen, die Zeitschrift in der anderen Hand, und schien nicht zu wissen, wo er hinschauen sollte.
    »Setzen Sie sich hierher«, sagte Dr. Morris und verschob den Bildschirm, damit Ollie sich neben mir niederlassen konnte. »Na, dann ist doch jetzt alles prima!«
    Prima? Ich sah Ollie an und musste wider Willen lachen. Mir wären für meine Lage ein paar andere Vokabeln eingefallen.
    »Katy ist ein wenig nervös«, erklärte die Ärztin, die Spritze im Anschlag. »Halten Sie ihre Hand. Es brennt gleich ein bisschen.«
    Brennt ein bisschen? Wieso sagte sie nicht gleich »eine dicke Nadel

Weitere Kostenlose Bücher