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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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bohrt sich in Ihre Haut«?
    »Au!«, jaulte Ollie und hielt sich die Hand. »Herrje, Katy!«
    »Ich habe eine niedrige Schmerzgrenze.«
    »Du hast gar keine Schmerzgrenze«, schnaufte Ollie und rieb sich die Finger. »Kann ich bitte ein Betäubungsmittel für meine Hand haben?«
    Aber Dr. Morris war zu beschäftigt damit, sich in meine Haut zu graben. Als ich an mir herunterschaute, wurde mir flau.
    »Sei nicht so neugierig«, befahl Ollie streng. »Schau lieber auf den Bildschirm. Du wolltest doch immer ins Fernsehen.«
    Ich schaute folgsam weg und konzentrierte mich darauf, Ollie die Finger zu brechen.
    Ich will gerecht sein: Die Ärztin war gründlich und bemühte sich, möglichst behutsam zu sein. Ollie litt wahrscheinlich schlimmere Schmerzen als ich; es dauerte Stunden, bis die Abdrücke von meinen Nägeln verschwunden waren. Während Dr. Morris an mir herumschnipselte, versuchte er mich abzulenken, indem er mir aus dem Klatschblatt vorlas und die neuesten Anekdoten aus der Schule erzählte. Nachdem ich aus dem Behandlungszimmer entkommen war, mich aber noch schwach und schwindlig fühlte, marschierte er schnurstracks mit mir zur Kantine und kaufte mir das größte Stück Möhrenkuchen, das ich je gesehen hatte. Dann gingen wir ins Pub und schütteten uns zu. Ich durfte nicht einen Drink bezahlen, und Ollie wollte nicht mal eine Dankesbezeugung hören.
    »Wozu hat man Freunde?«, sagte er nur.
    Ja, denke ich, als ich mit meinem Tee ins Wohnzimmer zurückwandere. Ollie ist ein echter Freund. Das Mädel, das den mal abkriegt, kann sich glücklich schätzen. Ich hoffe nur, es läuft nicht auf Nina raus. Er hatte wirklich was Besseres verdient.
    Ich lasse mich aufs Sofa sinken, blättere ein Frauenmagazin durch und versuche mich auf ein doppelseitiges Interview mit Gabriel Winters zu konzentrieren, diesem hinreißenden Schauspieler, der in der neuesten BBC-Verfilmung eines Brontë-Romans die Hauptrolle spielt. Allerdings finde ich es extrem beunruhigend, dass nun eine gesamte Generation von Fernsehzuschauern glaubt, Jane Eyre habe tatsächlich in einem Unwetter mit Mr. Rochester gevögelt und sei dann von Bertha Mason, die man in einem besonderen Verständnis von Heimpflege auf dem Dachboden eingesperrt hat, eine Schlampe geheißen worden. Das nenne ich mal eine sehr freie Auslegung der BBC. Charlotte Brontë wälzt sich vermutlich im Grab. Gabriel Winters kann man derzeit jedenfalls schwer entkommen, denn sein markantes Gesicht mit dem Schlafzimmerblick und dem umwerfend charmanten Lächeln sieht man ständig auf Werbetafeln, Zeitschriften und den Titelseiten der Boulevardpresse. Und er verbraucht Models, Serienstars und Mitglieder von Girlbands mit demselben Affenzahn wie ich Kleenextücher. In dem Artikel erfährt man, dass er seine Rolle als Mr. Rochester toll findet und meint, die hinzugefügte Sexszene könne dem Roman nicht schaden. Dann erklärt er, was er von der Frau an seiner Seite erwartet.
    Dass sie schlank und blond ist. Eine echte Überraschung.
    Wieso sind Männer so berechenbar? Das muss was Biologisches sein.
    Ich lege die Zeitschrift angewidert weg, weil sie sich bestenfalls als Klopapier eignen würde. Ich nehme mir vor, sie Frankie zu geben, der völlig verschossen ist in Gabriel Winters, und fahre fort, Nägel zu kauen.
    Und dann klingelt das Telefon.
    Ich fahre hoch und schnappe mir den Hörer, wobei ich das Gefühl habe, dass mir gleich wie im Cartoon das Herz aus der Brust springen wird. Das wär’s dann.
    »Hallo?«, sagt eine ruhige, sachliche Frauenstimme. »Könnte ich Katy Carter sprechen, bitte?«
    »Am Apparat.« Ich höre mich an, als hätte ich Helium inhaliert, und meine Hand zittert.
    »Hallo, Katy, hier ist Dr. Morris. Wie geht es Ihnen?«
    Wie es mir geht? Hat die noch alle Tassen im Schrank?
    »Gut«, piepse ich, weil »ich bin kurz vorm Durchdrehen« vermutlich nicht die erwünschte Antwort ist.
    »Mr Worthington und seine Kollegen haben heute Ihre Ergebnisse besprochen«, fährt sie fort, und ich höre Papiere rascheln. Mein Puls rast so heftig wie bislang nur bei meinem ersten und einzigen Versuch mit Step-Aerobic. Aus ihrem Tonfall kann ich nicht schließen, ob sie mir nun gleich die gefürchtete Nachricht mitteilen wird.
    »Ach ja?«, quieke ich.
    »Und ich freue mich sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass der Tumor gutartig ist.«
    Im ersten Moment bin ich völlig verwirrt. Was war gleich wieder gut- und was bösartig? Ich weiß, dass ich Sprache unterrichte, aber mein

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