Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
abwechselnd an einer Seite herumreißt und sie dann zerknüllt. Ich beobachte den Vorgang fasziniert. »Wie soll sie Geld verdienen? Fischen gehen? Brötchen backen? Wir haben keinen Bedarf an arbeitslosen Lehrern in Tregowan.«
»Ich schreibe ein Buch«, bringe ich hilfreich vor.
»Du hast deinen Beruf aufgegeben, um ein Buch zu schreiben?« Richard schlägt die Hände vors Gesicht. »Bitte gib mir Kraft, oh Herr.«
»Es ist ein Liebesroman«, berichte ich. »Über einen Banditen, der …«
»Erspar mir die Details«, stöhnt Richard. »Erzähl sie lieber der Presse, da kommen sie bestimmt gut an.«
»Liebling«, sagt Mads beruhigend zu ihrem Mann, »ich finde, du übertreibst. Das Ganze ist in Kürze vergessen, die Presse wird sich wieder verziehen, und Katy und ich werden einen schönen Sommer zusammen verbringen. Sie kann hier alles Mögliche machen. Wir gehen gleich nachher zur Jobvermittlung.«
»Aber was ist mit dem Bischof? Der wird bestimmt nicht erfreut sein über diesen Presserummel. Das lenkt von unseren eigentlichen Zielen ab.«
»Der Bischof ist ein aufgeschlossener Mann«, wendet Maddy ein. »Er bezeichnet sich gern als ›nicht weltfern‹, weißt du nicht mehr, Liebling? Katy braucht jetzt unsere Unterstützung. Sie hat eine schlimme Zeit hinter sich, mit dieser gelösten Verlobung und der Krebsangst. In solchen schwierigen Zeiten muss man seine Freunde um sich haben. Wo bleibt dein Mitgefühl, Richard? Was würde Jesus tun?«
Wow! Sie ist echt gut! Selbst mir kommen fast die Tränen.
»Er würde sie lieben und für sie sorgen, nicht wahr?«, legt Maddy noch nach.
Richard ist nun hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, mich vor die Tür zu setzen, und seinen christlichen Werten. »Vermutlich, ja. Ja, gewiss würde er das tun. Also gut, Katy. Du kannst bleiben.«
»Oh danke, mein Schatz!« Mads umarmt Richard und küsst ihn auf den Kopf, wobei sie mir zuzwinkert. »Katy wird ein Zugewinn für uns sein. Sie wird sich nützlich machen – im Haushalt mithelfen, die Kindergruppe übernehmen und so.«
Und Sextoys verhökern?
Ich nicke nachdrücklich. »Als Erstes bringe ich Zwicki ins Meer zurück.«
»Das ist ihr Hummer«, beeilt sich Mads zu erklären. »Außerdem musst du zugeben, dass es uns gelegen kommt, wenn Katy einen Teil der Miete übernimmt.«
Richard horcht auf. Der Mammon führt auch ihn in Versuchung.
»Ich werd ganz viel bezahlen«, gelobe ich. »Und kochen und saubermachen.«
»Nun übertreib es nicht«, sagt er trocken. »Ich hab ja schon zugestimmt. Versuch dich bitte nur von Fernsehstars fernzuhalten, ja?«
»Oh, ganz bestimmt! Von denen lass ich die Finger!«
Ich hoffe nur, dass Frankie nicht auf die Idee kommt, auf der Jagd nach seinem Schwarm unangekündigt hier aufzutauchen. Da würde den guten alten Rich wohl der Schlag treffen.
Richard befreit sich von seiner Gattin und murmelt etwas davon, dass er nach Truro müsse. Als wir die Haustür hinter ihm zufallen hören, stoßen Mads und ich einen Seufzer der Erleichterung aus.
»Scheiße noch mal«, sagt sie. »Das war verdammt knapp. Das nächste Mal sag mir bitte vorher, welche Lügen du meinem Mann aufgetischt hast.«
»Und du sagst mir Bescheid, bevor du deinem Mann Skandalstorys über mich in Schmierblättern zeigst«, versetze ich.
Ich schalte den Wasserkocher ein, obwohl ich, offen gestanden, tatsächlich was Stärkeres als Tee vertragen könnte. Mads blättert weiter in den Zeitungen, aber ich kann nicht mal hinschauen. Seit heute glauben Ollie, James und der Großteil der Bevölkerung Großbritanniens, ich sei Gabriel Winters’ neuste Flamme.
Scheußliches Chaos.
Chaos? Das ist die Untertreibung des Jahrzehnts. Ich habe so gut wie allen Beziehungen in meinem Leben den Garaus gemacht. Und meine Eltern reden nur deshalb noch mit mir, weil ich sie kaum sehe.
Während ich mich meinen trübsinnigen Gedanken hingebe, klingelt das Telefon. Maddy nimmt ab und klemmt sich den Hörer unters Kinn, während sie das heiße Wasser in eine blaue Porzellanteekanne gießt.
»Pfarrhaus Tregowan. Oh! Hallo! Ja? Schön!«
Was ist los mit ihr? Sie klingt wie Marilyn Monroe mit Asthma.
»Katy? Ja. Sie ist hier.«
Maddy legt die Hand auf die Sprechmuschel und schaut mich mit fiebrig glänzenden Augen an.
»Bist du sicher, dass du mir alles erzählt hast, Katy Carter?«, fragt sie und droht mir mit dem Finger. »Sonst gibt’s echt Ärger.«
»Na klar«, antworte ich. »Warum?«
Mads deutet auf den Hörer. »Weil
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