Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
geht das alles von selbst vorbei. Die Vogel-Strauß-Taktik hat bei mir noch nie versagt.
»Es wäre mir lieber, du würdest das nicht tun«, sagte Gabriel langsam. »Vielleicht werden sie dann noch hartnäckiger. Die werden uns belagern, bis sie eine Geschichte kriegen, und wenn sie keine haben, werden sie eine erfinden. Oder so lange herumstochern, bis sie irgendwas Schlüpfriges ans Licht zerren können. Du hast doch keine Leichen im Keller, oder?«
Ich dachte an die Vibratoren unter meinem Bett. Herumschnüffelnde Reporter waren in der Tat das Letzte, was wir brauchen konnten. Eine Pfarrersfrau mit einem Doppelleben als Vertreterin für Sexspielzeug gäbe eine fantastische Story ab.
Richard würde durchdrehen.
Und noch schlimmer: Ich wäre obdachlos.
»Natürlich nicht«, antwortete ich. »Und du?«
Gabriel blieb stumm.
Au Scheiße, dachte ich und kriegte schweißnasse Hände. Der hat irgendwas Furchtbares am Bein.
»Eigentlich nicht.« Seine Stimme klang angespannt. »Aber es gibt da etwas, was ich mit dir besprechen sollte.«
Mein Hirn machte olympiareife Verrenkungen. Was hatte der Mann zu verbergen? »Na ja, du bist der Experte in Sachen Berühmtheit. Was schlägst du vor?«, fragte ich.
»Ich bin fast den ganzen Tag unterwegs.« Ich hörte, wie er in einem Terminkalender blätterte. »Komm doch heute zum Abendessen zu mir. So um sieben?«
Ich blieb erst mal stumm. Wollte ich mit Gabriel zu Abend essen?
»Dann können wir überlegen, wie wir mit der Situation umgehen. Ich werd meinen Agenten um Rat fragen«, fuhr er fort. »Mach dir keine Sorgen, Katy, wir kriegen das schon hin. Und ich kann gut kochen. Mein Coq au vin ist legendär.«
Ich befand mich in einer surrealen Lage. Einer der umwerfendsten Männer unter der Sonne lud mich zu sich zum Abendessen ein. Der Großteil der weiblichen Bevölkerung Großbritanniens hätte alles gegeben, um an meiner Stelle zu sein – weshalb blieb ich dann so gelassen? Hatte ich nicht genau das gewollt? Neue Horizonte? War ich nicht deshalb nach Cornwall gekommen?
»Klingt super«, hörte ich mich sagen. »Also bis heute um sieben.«
Gabriel beschrieb mir noch den Weg zu seinem Haus – offenbar musste man einen Abhang hinaufsteigen – und legte dann auf. Danach tigerte ich in der Küche herum, bis Maddy mich schnappte und nach oben führte, damit ich mich endlich anzog. Jobsuche war genau das Richtige, um mich von der Andy Warhol’schen Viertelstunde Ruhm abzulenken, aber Mads ließ mir ja keine Ruhe.
Nachdem ich ihr mein Gespräch mit Gabriel in allen Einzelheiten geschildert habe, frage ich mich, ob wir jemals wieder über etwas anderes reden werden. Man könnte meinen, ich hätte einen Sechser im Lotto gehabt, anstatt einfach nur zu einem Fernsehstar nach Hause eingeladen zu werden. Gabriel mag berühmt sein, aber ich bin mir sicher, dass er genauso rülpst und furzt wie alle anderen Menschen.
»Geh auf’s Ganze, Mädel«, jauchzt Mads. »Ein Date mit Gabriel Winters. Jetzt bist du doch bestimmt froh, dass du das sexy Höschen gekauft hast, oder?«
»Das ist kein Date«, erwidere ich entschieden. »Sondern eine Maßnahme zur Schadensbegrenzung.«
»Ein Essen für zwei in einem entlegenen Haus«, kreischt Mads. »Komm schon, nicht mal du kannst so naiv sein!«
Ich schüttle den Kopf. Mads soll denken, was sie will, aber ich bin mir absolut sicher, dass Gabriel kein sexuelles Interesse an mir hat. Ich meine, er sieht fantastisch aus und ist ein begabter und charismatischer Schauspieler, aber ich weiß einfach, dass er nicht scharf auf mich ist. Klar, wir haben gelacht und geplaudert und sogar ein klein bisschen geflirtet, aber da war nicht das geringste Fünkchen erotischer Spannung zwischen uns.
»Aha!« Mads lässt vom Thema Gabriel ab und betrachtet mit Interesse eine Jobanzeige. »Wir kommen der Sache näher. Wie steht es um deine Reitkünste?«
Ich löse mich aus meinen Erwägungen über Gabriel und wende mich Maddy zu. »Meine was?«
»Reitkünste.«
»Auf Pferden, meinst du?«
»Natürlich! Was dachtest du denn, du verdorbenes Ding?«
Jetzt steht es fest. Mads ist wahnsinnig geworden. Dieses ganze Vibrator-Verticken hat sie in den Irrsinn getrieben.
»Ich bin mit fünfzehn zum letzten Mal geritten.« Ich denke zurück an die Zeit, in der ich bis über beide Ohren verliebt war in ein Pony namens Toffee und keine anderen Sorgen hatte, als mein Pferd zum Kanter zu veranlassen. Damals war mein Leben zweifellos unkomplizierter.
»Aber das
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