Herztod: Thriller (German Edition)
und strich sich übers Kinn. Der Mord ist eine Botschaft, dachte er. Warum sollte mansich sonst derartige Mühe machen und noch dazu eine edle Tatwaffe zurücklassen? Aber für wen? Er klopfte Heinsen auf die Schulter. »Danke, Kollege, das ist ein entscheidender Hinweis.« Im Hinausgehen zückte er sein Handy und informierte Stefanie Hobrecht.
10
Die Zimmertür wies keinerlei Einbruchsspuren auf, aber Roman war hundertprozentig sicher, dass er ungebetenen Besuch gehabt hatte: Der Laptop war zugeklappt. Roman hatte ihn lediglich heruntergefahren, aber er klappte den Bildschirm nie herunter, solange er den Computer nicht transportierte. Eine alte Gewohnheit, auf die er sich verlassen konnte. Kurz darauf stellte er fest, dass sein Schreibtisch durchwühlt worden war, und auch seine Kamera lag an einem anderen Platz – auf dem ersten Regalbrett über dem Schreibtisch und nicht auf dem zweiten, wo sie sonst stets neben einem Fotohandbuch thronte, Irrtum ausgeschlossen.
Er spürte, wie die Angst durch seine Eingeweide kroch und den Rest von Müdigkeit und Zweifel verdrängte. Sein Gaumen war trocken. In welches Wespennest hatte er mit seinen Fragen gestochen? Worum ging es eigentlich – Kinderhandel? Gesund mussten sie sein. Der Schweiß brach ihm aus.
Ich muss ein paar Tage verschwinden, dachte er. In Ruhe überlegen, was zu unternehmen ist. Polizei? Er hatte nichts in der Hand, um seine Befürchtungen überzeugend zu untermauern. Niemand würde aufgrund dieser mageren Hinweise etwas unternehmen. Roman goss sich ein Glas Orangensaft ein, leerte es in einem Zug und fuhr dann seinen Laptop hoch. Der Eindringling hatte seine Mails gecheckt, wie er anhand der Uhrzeit feststellen konnte, zu der das Programm das letzte Mal geöffnet worden war – um zwei Uhr nachts. DerMailwechsel mit Ilja war gelöscht. Dann rief er sein Fotoprogramm auf. Die Aufnahmen der Adoptionsdokumente waren ebenfalls gelöscht.
Roman lehnte sich nachdenklich zurück. Der Eindringling dürfte festgestellt haben, dass sich im Speicher seiner Kamera keinerlei Aufnahmen befanden, sehr wohl aber im Bilderarchiv seines Laptops. Die Schlussfolgerung, dass er alle Fotos in Sankt Petersburg mit seiner Kamera gemacht und auf den PC überspielt hatte, war naheliegend, aber falsch, denn die entscheidenden Fotos waren mit der Handykamera entstanden. Und in deren Speicher befanden sich die Aufnahmen immer noch.
Roman stand auf und holte sich ein weiteres Glas Saft. Inzwischen atmete er ruhiger. Er öffnete sein Navigationsprogramm, rief die letzten Suchaktionen auf und notierte sich die Adressen, bevor er die Verläufe komplett löschte. Anschließend klickte er sein Handy-Synchronisationsprogramm an, um die entscheidenden Fotos zu kopieren und zusammen mit den Adressen auf einen externen Online-Speicher hochzuladen, wo er häufiger größere Datenmengen sicherte, um jederzeit auch von unterwegs und von jedem x-beliebigen PC Zugriff zu haben. Sicherheitshalber löschte er sie dann sowohl aus dem Programm als auch vom Handy.
Mit dem dritten Glas Saft gönnte er sich ein Frühstück. Er fühlte sich wesentlich besser. Sein Puls normalisierte sich. Er hatte die Fotos immer noch, und niemand wusste davon. Später besorgte er sich ein zusätzliches Türschloss – kein Profi würde sich davon abschrecken lassen, aber ihm gab es ein gutes Gefühl.
Jan Pochna hatte vorgeschlagen, unterwegs am Hafen einen deftigen Imbiss zu besorgen, Fisch natürlich, und Hannah hatte sich nicht lange bitten lassen. Der Kommissar orderte drei Portionen, und Hannah war amüsiert, wie selbstverständlich er Kotti in die Mittagspause einbezog. Als sie im Präsidiumeintrafen, befand sich Marie Schade bereits im Vernehmungsraum. Sie war blass, wirkte aber alles andere als eingeschüchtert.
»Sie war gerade zur erkennungsdienstlichen Behandlung und hat eine DNA-Probe abgegeben. Einen Anwalt will sie auch nicht«, meinte Schaubert achselzuckend. »Sie hat lediglich darum gebeten, dass wir ihren Mann in der Klinik benachrichtigen, damit der später dafür sorgt, dass die Kleine aus der Kita abgeholt wird.«
»Sie kennt Caroline Meisner, da bin ich hundertprozentig sicher – zumindest hat sie die Frau auf dem Foto erkannt«, erwiderte Hannah und drehte ihren Kaffeebecher zwischen den Händen. »Sie hat nicht mal den Hauch eines Alibis, und sie duldet keine Nebenbuhlerin – allein der Ausdruck empörte sie zutiefst.«
»Wenn sie keine Spuren auf der Leiche hinterlassen hat, die wir
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