Herztod: Thriller (German Edition)
ihr nachweisen können, wird es schwer für uns.«
»Sie könnte Hilfe gehabt haben, oder?«, schlug Pochna vor, der in der offenen Tür stehen geblieben war.
Schaubert nickte. »Vielleicht liegt sogar ein Auftragsmord vor. Florian hat aus der KTU interessante Details mitgebracht. Demzufolge ist Caroline Meisner mit einem wertvollen russischen Dolch getötet worden, einem sogenannten Kindschal. Der Rechtsmediziner hält es für möglich, dass die Waffe nach dem tödlichen Stich noch einmal entfernt wurde, um dem Täter den Transport querfeldein und hoch zum Bismarckstein zu erleichtern. Oben angelangt, hat der Mörder die Waffe dann wieder in ihr Herz gestoßen … Wenn das keine Ansage ist – außerdem fühlt sich da jemand sehr sicher.«
Hannah atmete tief ein. »Ein russischer Dolch«, murmelte sie.
»Diese Waffen kriegen Sie überall auf der Welt, aber wir werden sehen, ob wir nicht irgendeine Verbindung entdecken«, entgegnete Schaubert. »Ihr PC wird bereits gecheckt, das Handy und der andere Kram auch.«
»Gut, dann auf zu Vernehmung zweiter Teil.«
Schaubert ging voran und beauftragte Pochna im Vorbeigehen, sich mit Florian Decker und Gerd Kuse kurzzuschließen.
Marie Schade blickte mäßig interessiert auf, als die Kommissare eintraten und sich setzten.
»Bleiben Sie bei Ihrer Aussage, Frau Schade?«, fragte Hannah, nachdem Schaubert sich vorgestellt hatte.
»Ja, natürlich. Warum sollte sich innerhalb einer Stunde etwas daran geändert haben?«, entgegnete sie. »Ich kann mich nur wiederholen: Ich kenne das Mordopfer nicht, und ich habe diese Frau nicht umgebracht. Und dass ich kein Alibi habe, kann ich nicht ändern. Ich wünschte, es wäre anders.«
»Aber Sie wissen, dass diese Frau die Geliebte Ihres Mannes war?«
»Das habe ich erst von Ihnen erfahren. Ich weiß, dass mein Mann hin und wieder flüchtige Affären hat und …«
»Warum eigentlich?«, warf Hannah ein.
»Was?«
»Warum hat Ihr Mann Affären?«
»Das geht Sie gar nichts an!« In ihren Augen blitzte es auf.
»Bei Mord geht mich alles etwas an.«
»Sie werden aber keine Antwort bekommen.«
»Warum nicht?«
Marie Schade schüttelte den Kopf. »Was soll das? Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?«
Hannah beugte den Kopf vor. »Frau Schade, Ihr Sexleben interessiert mich herzlich wenig, das Ihres Mannes auch nicht, aber sobald Sexualität eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit einem Verbrechen spielt, noch dazu wenn es sich um einen grausigen Mord handelt, muss ich dem nachgehen.«
»Das habe ich schon verstanden, ich bin ja nicht schwer von Begriff. Ich will trotzdem nicht antworten. Das sollten Sie versuchen zu respektieren.«
»Warum zieren Sie sich so? Was ist eigentlich so schwer daran,mir etwas von einer offenen Ehe zu erzählen?«, beharrte Hannah. »Von der stillschweigenden Vereinbarung, dass ein Partner oder sogar beide diskret ihren Spaß haben dürfen – außerehelich? Das ist nun weiß Gott nichts Ungewöhnliches.«
»Ihren Spaß«, wiederholte Marie Schade leise.
»Haben Sie keinen Spaß?«
Schade kniff die Lippen zusammen.
»Führen Sie eine glückliche Ehe?«
»Ich bin zufrieden. Glück ist eine Illusion, der man viel zu lange hinterherrennt, statt sich mit der Realität zu befassen und das Beste daraus zu machen.«
»Wann haben Sie mitbekommen, dass Ihrem Mann die Beziehung zu Caroline Meisner wichtiger ist als andere Affären?«
»Davon habe ich nichts mitbekommen«, entgegnete Marie Schade. »Ich kann mich nur wiederholen – er hat hin und wieder Affären, über die wir nicht reden, und alles bleibt, wie es ist.«
»Das nenne ich eine perfekte Illusion.«
Marie Schade warf ihr einen scharfen Blick zu. Hannah hielt ihm gelassen stand, bevor sie in den bereitgelegten Hefter griff und das Foto der Studentin hervorzog, die während einer Studienfahrt nach Lissabon ums Leben gekommen war. »Nun gut, diese junge Frau dürfte Ihnen allerdings bekannt sein, auch wenn Ihr letztes Zusammentreffen mit ihr bereits einige Jahre zurückliegt – fünf, um genau zu sein.«
Marie Schade hielt die Luft an. Sekundenlang blickte sie auf das Foto der seinerzeit Dreiundzwanzigjährigen – einer attraktiven jungen Frau mit blonden Locken und grünen Augen, die ein fröhliches Lächeln aufgesetzt hatte und ohne Scheu, fast vorwitzig in die Kamera blickte.
»Lilly Heinrich«, fuhr Hannah fort, »eine Ihrer Studentinnen. Sie starb in Lissabon. Wir überprüfen zurzeit die Umstände ihres Todes.« Das war
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