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Herztod: Thriller (German Edition)

Herztod: Thriller (German Edition)

Titel: Herztod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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stieß er seine Hand weg und rappelte sich mühsam hoch. »Leck mich am Arsch, Biltner.« Damit drehte er sich um und eilte in die entgegengesetzte Richtung davon, ohne sich noch ein einziges Mal umzusehen.
    Sascha sah ihm einen Moment hinterher, dann warf er Katja einen langen eisigen Blick zu, bevor er schließlich ebenfalls grußlos davonstapfte. Katja blieb wie erstarrt zurück und wusste nicht, was sie mehr erzürnte und beschämte – die glanzlose, lächerliche Vorstellung von Möller oder Saschas souveräne Haltung.
    Möller verschwand in dieser Nacht. Niemand sah ihn nach der Auseinandersetzung mit Sascha je wieder. Katja spielte eine ganze Weile mit dem Gedanken, dass Sascha und er sich doch noch einmal begegnet waren und ihre Auseinandersetzung tödliche Folgen nach sich gezogen hatte, doch wirklich überzeugt war sie von dieser Darstellung nicht, auch wenn ihr klar war, dass Biltner kein Mann war, der sich die Butter vom Brot nehmen ließ. Ein herumhampelnder Möller, der sich vor einer Frau aufblasen wollte, war kein Gegner für ihn, so einfach war das.
    Wieder zurück in Hamburg, forderte Sascha sie auf, Stillschweigenzu bewahren und den Streit in der Bar zu vergessen, damit kein schlechtes Licht auf die Firma fiel.
    »Und was krieg ich dafür?«, fragte sie mit kokettem Lächeln.
    »Du wirst die Firma zum Jahresende verlassen«, erwiderte er ruhig. »Ich zahle dir eine vernünftige Abfindung und beurlaube dich mit sofortiger Wirkung. Ich will dich hier nie wieder sehen, und ich rate dir, keinen Mist über mich zu verbreiten, sonst lernst du mich von einer Seite kennen, die du nie vergessen wirst.« Mit den letzten Worten war er dicht an sie herangetreten. »Du kotzt mich an. Verschwinde!«, zischte er und gab ihr einen Stoß, der sie taumeln ließ. »Lauf mir nie wieder über den Weg.«
    Das wirst du bereuen, dachte Katja, während sie ihren Schreibtisch mit zitternden Händen ausräumte. Irgendwann bietet sich die Gelegenheit, dir eins auszuwischen. Als sich die Polizei meldete, wusste sie, dass die Zeit reif war, aber ihr war auch klar, dass sie sehr geschickt agieren musste, um punktgenau und doch gut versteckt einen Stachel zu setzen. Die Rolle der wissbegierigen und ein wenig sensationslüsternen Exmitarbeiterin, die auf der einen Seite ein schlechtes Gewissen plagte, doch auf der anderen zögerte, den großzügigen Exchef, mit dem sie zwar auch mal im Bett war und vor dem sie dennoch einen gehörigen Bammel hatte, in die Pfanne zu hauen, gelang ihr ganz gut. Zumindest hatte sie diesen Eindruck. Nun musste sie ein, vielleicht zwei Tage abwarten und dann ein weiteres Detail nachschieben, damit die Beamten nachdenklich blieben. Man musste das Süppchen am Kochen halten, hatte ihre Großmutter immer gesagt. Wenn Katja Glück hatte, würde die Polizei sehr bald bei Sascha auf der Matte stehen, herumschnüffeln und jede Menge Fragen stellen. Die Vorstellung wärmte ihr Herz.

18
    Niemand kümmerte sich um sie. So lief es meist bei verdeckten Einsätzen ab – Irina agierte so unauffällig, dass sie mit der jeweiligen Umgebung zu verschmelzen schien. Mimese. Sie putzte, schälte Kartoffeln, fegte, hängte Wäsche auf, schrubbte die Klos und arbeitete sich mit offenen Augen und Ohren durch alle Räume, wobei sie sich dem Rhythmus der sie umgebenden Menschen anpasste. Sie bekam die Gespräche der Kinder genauso mit wie die der Küchenfrauen und der Betreuer, und wenn im Büro des Heimleiters das Telefon klingelte, spitzte sie die Ohren. Am späten Mittag schickte sie von der Toilette aus eine Nachricht an Boris: »Nichts bisher.« Sie hatte vor, sich über Nacht einschließen zu lassen und das Büro des Heimleiters zu durchsuchen. Falls sie erwischt wurde, dürfte das böse für sie enden. Sie hatte dann nur eine Chance – sich überzeugend als Diebin auszugeben, in der Hoffnung, dass man die Polizei rief.
    Am späten Nachmittag traf ein Mann ein, der von zwei Kindern mit »Igor« angesprochen wurde, und Irina, die den Flur zum dritten Mal fegte und dabei leise und abwesend vor sich hin summte, hatte das Gefühl, dass er sie einen Augenblick lang abschätzig fixierte. Dann öffnete er nach einmaligem Klopfen die Tür zu Iljas Büro. Was die beiden zu besprechen hatten, konnte sie nicht verstehen. Zehn Minuten später tauchte Igor wieder auf und eilte an ihr vorbei zum Hinterausgang. Irina folgte ihm mit ihrem Besen und fegte bedächtig weiter. Durch den offenen Türspalt konnte sie zwar hören, dass er

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