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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Kupka
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Spanien oder an Italien, wo in der Zeit um den Sonnenuntergang herum das Leben begann. Auf den Straßen und vor allem in den Innenhöfen der Wohnviertel war überall Musik zu hören. Wahrscheinlich galt das hier nur an der Küste entlang, wo der Tourismus unterhalten werden musste. Louis hielt einmal am Straßenrand an, schaltete den Motor seines Rollers ab und horchte nur in die Natur. Zikaden stellten eine Geräuschkulisse her, als müssten sie noch vor der Nacht diesen Teil der Insel unbedingt aussägen. Nie zuvor hatte Louis deren Werben in den Bäumen so laut empfunden. Kurz vor Alepou waren unzählige Werbeschilder am Straßenrand; riesengroß, schmutzig, teils längst verrostet, spotteten sie dem Betrachter, wenn man gleichzeitig die Ödnis dahinter wahrnahm. Louis blieb auf der Umfahrungsstraße des Ortes. Der Asphalt hatte keinerlei Markierung, sodass es in der Dunkelheit anstrengend wurde, die Spur zu halten. Eine Straßenbeleuchtung gab es nur in großen Abständen und äußerst spärlich an Licht; wenn überhaupt etwas einmal heller beleuchtet war, so war das ein Hotel mit prächtiger Einfahrt inmitten der stadtnahen verwahrlosten Natur.  Nach Alepou wurde es völlig dunkel. Ein Hinweisschild; besser gesagt, das was von einem solchen durch Schmutz und Rost übrig war, ließ den Namen Pelekas erkennen. Das war zunächst richtig, wie ihm die Vermieterin des Rollers erklärt hatte. Danach sollte er, so wie er sich an ihre Beschreibung erinnerte, Richtung Agios Loannis halten und jene versteckte Kreuzung auf keinen Fall verpassen, denn sonst würde er in eine verkehrte Richtung fahren. Das Kartenlesen war mühsam im Licht des Motorrollers, denn eine Taschenlampe hatte Louis leider nicht an Bord. Zudem war es eine griechische Karte mit englischem Untertext in nummerierten Blocks – das bedeutete, jedes Mal neu studieren, die für Louis lesbaren Worte erst zwischen den griechischen herausfinden et cetera – genug! Louis war indes äußerst angespannt, fuhr langsam, da der Scheinwerfer des Rollers seinen Lichtkegel beinahe schon nach Austritt aus dem verstaubten Schutzglas verlor. Und … halt, da war doch ein Schild am Wegrand aufgetaucht. Louis drehte in einem Zug um und ohne sich umzusehen, da ihm bereits eine Weile kein einziges Fahrzeug mehr begegnet war, geschweige denn ihn überholt hatte. Langsam fuhr er wieder zurück und tatsächlich tauchte ein Schild in der Dunkelheit auf. Ratlos stand er davor, denn er konnte die Schrift nicht lesen. Da fiel ihm ein, dass er die Buchstaben mit denen auf seiner Karte vergleichen konnte, holte die Karte heraus und hielt sie ins Scheinwerferlicht. Tatsächlich konnte er Pelekas erkennen und da sollte er nicht hin, weshalb er sich für die Abbiegung nach rechts entschied. Ja, es fühlte sich gut an, als er sich entschieden hatte. Die Straße wurde zwar immer schmaler, doch immerhin war sie noch asphaltiert. Irgendwer; Louis meinte sich an die Worte des Busfahrers zu erinnern, hatte erwähnt, dass es teilweise nur Pisten gäbe. Das erinnerte Louis an seine Reisen nach Tunesien und in die Wüstengebiete der Sahara, vor ein paar Jahren. Der Nachtwind war kaum kühler als bei Tag. Es war wundervoll, so durch die Nacht zu fahren; einmal davon abgesehen, dass er eine doch ziemlich komplizierte Suchaktion gewählt hatte. Der Motor stotterte kurz und riss Louis auf dieser schnurgeraden Straße aus seinen Gedanken. Mit der Hand vor dem Scheinwerfer versuchte Louis das Licht auf die Tankanzeige umzuleiten und erkannte nichts. Es war zu dunkel und weder der Tachometer noch die Tankanzeige waren beleuchtet. Aber der Motor lief bereits wieder ruhig – vielleicht waren es Verdauungsprobleme der Maschine, möglicherweise durch die  verschiedenen Spritsorten, welche sich aus dem abenteuerlichen Tanken vor der Abfahrt ergeben hatten. Das hätte ihm gerade noch gefehlt, dass der Roller abgestellt und er sich zu Fuß weiter durchschlagen gemusst hätte. Sein Puls hatte jedenfalls unwillkürlich darauf reagiert. Doch der Roller lief ohne Komplikationen weiter. Weit und breit war kein einziges Licht zu sehen. Louis war Waldgebiete gewohnt, jedoch in rabenschwarzer Nacht und dazu ohne jegliche Ortskenntnis, war es ein echtes Abenteuer. Wieder tauchte im Scheinwerferlicht ein Hinweisschild für eine Abbiegung auf. Louis hielt an und probierte es mit der Vergleichstaktik der Karte. Es war mehr Einbildung als Sicherheit, dass er den Namen Glyfada zu erkennen meinte. Und eben dort hin

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