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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Kupka
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die Weite gestellt, indem er einfach ein wenig Kraft angewendet und das Ding nach oben gedrückt hatte. Nun beleuchtete der Lichtkegel etwas mehr die Landschaft. Und da! Endlich stand da ein völlig verkümmertes Schild mit dem Wort ‚Vatos‘ drauf. Louis fühlte Jubel und bog ab. Die Straße wurde zur Piste und allmählich tauchten mitten in diesem Waldgebiet Hinweisschilder auf Camping auf. Gleich den erstbesten Campingplatz fuhr Louis an. Dieser war klein und kein einziger Bus war auf dem winzigen Parkplatz zu sehen. Auch ein Gefühl, dass er hier in gar keinem Fall Lea finden würde, befiel Louis. Er entfernte sich sogleich und fuhr zur Straße zurück. Beim nächsten und übernächsten Campingplatz war es genau das Gleiche: Fehlanzeige! Louis klapperte systematisch einige Plätze ab. Irgendwann stand er vor einem riesigen Zaun aus Holzbohlen, welcher, wie es den Anschein hatte, ein sehr großes Gelände einschloss. Davor standen mehrere Busse geparkt. Das Gelände hinter dem Zaun war spärlich beleuchtet. Louis fuhr mit dem Roller langsam an den Bussen vorbei und richtete seinen Blick intensiv auf die Kennzeichen. Alle Nationen schienen hier vertreten zu sein. Und da: Ein Bus von ‚Rainbow-Tours‘ mit EM auf dem Kennzeichen. Wunderbar! Louis triumphierte und stellte sogleich den Motor des Rollers aus, schob das Ding an den Zaun und lehnte es an. Als er vor dem verschlossenen Tor aus Maschendraht und Holz stand, überlegte er, wie er nun vorging. Alles hier schien zu schlafen. Warten kam für ihn jetzt nicht mehr in Frage – also musste er irgendwie hinein kommen. Er inspizierte den Zaun am oberen Rand und da war kein Stacheldraht oder Ähnliches vorhanden, das ihn daran hindern hätte können, hinunter zu springen. Louis stellte sich auf den Sattel des Motorrollers und griff zum oberen Rand des Zauns. Es reichte. Louis zog sich mit einem Klimmzug nach oben, suchte Halt mit einem Fuß und sprang auf der anderen Seite herunter. Er landete auf weichem Waldboden und blieb zuerst einmal in Kauerstellung sitzen. Das Bewusstsein kroch in ihm hoch, dass er im Grunde etwas Verbotenes tat. Er war ein Eindringling, ja, einem Einbrecher gleich; doch was half es? Er hatte ein einziges Ziel vor Augen und davon ließ er sich, gerade nach der ganzen Strapaze dieser Nacht, auf keinen Fall mehr aufhalten. Was war schon ein Zaun? Schließlich hatte er das Tor ja nicht aufgebrochen. Also war er lediglich ein nächtlicher Besucher. Als Louis sich umsah, erkannte er hinter all den Zelten, massive kleine Häuser, neben einem größeren Hauptgebäude stehen. Lea hatte erwähnt, dass sie nicht in Zelten wohnen würden, sondern in Häusern untergebracht waren. Also ging Louis leise in jene Richtung. Als er die ersten Häuser, die sehr klein schienen, erreichte, hörte er plötzlich Schritte. Eine männliche Gestalt kam auf ihn zu. Louis erkannte sofort, dass es sich bei diesem Mann um eine Art Nachtwache handelte. Er war keinesfalls angezogen wie ein Tourist oder ein Camping-Gast. Louis grüßte den Mann und schritt schnurgerade auf eines der Häuser zu. Während der Wächter stehenblieb und ihm nachschaute, blieb Louis nichts anderes übrig, als an der Haustüre des nächstbesten Häuschens leise zu klopfen. Zunächst kam kein Zeichen und der Mann stand noch immer am Weg unten. Jetzt ging Licht an und nun setzte sich der Wächter in Bewegung und ging weiter. Als sich die Tür öffnete schaute ein verschlafen dreinsehender junger Mann aus der Türe. Louis ging einen Schritt zurück, entschuldigte sich höflich und fragte nach einer jungen Frau, mit langem honig-blondem Haar und blauen Augen, die mit einer deutschen Reisetruppe hier sein musste. Der Mann hatte, wenn überhaupt, sicher nur die Hälfte verstanden, entpuppte sich als Holländer und war sehr hilfsbereit, weil er davon ausging, dass es sich um einen Notfall handeln musste. Jedoch konnte er Louis nicht weiterhelfen – er hatte keine Ahnung von den Angaben und meinte nur, dass es hier auf dem Platz eine Menge Menschen gäbe und er in den zwei Wochen, die er schon da sei, sicher noch nicht alle zu sehen bekommen habe. Louis entschuldigte sich noch einmal, dankte für die Hilfsbereitschaft und wünschte eine gute Nacht. Bevor der holländische Gast die Türe wieder schloss, gab er Louis den Rat, er solle doch ab 8.00 Uhr an der Rezeption nach der Person fragen und wies dabei auf das große Gebäude, das Louis bereits entdeckt hatte. Es war 4.30 Uhr und Louis war derart in

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