Herzüberkopf (German Edition)
später ein zweites Mal an diesem Nachmittag auf die Uhr sah, war bereits 18.00 Uhr vorbei. Lea bemerkte sein erstauntes Gesicht und sagte:
„Sag nichts – ich schlafe nämlich noch“. Und dabei schloss sie ihre Augen und stellte sich schlafend. Louis meinte, dass er Hunger hatte, worauf Lea ihn foppte, indem sie sagte, dass er doch gerade eben erst gegessen habe. Daraus entstand eine Art Kissenschlacht und als Louis ein drittes Mal auf die Uhr sah, war es kurz vor 20.00 Uhr.
„Wie wäre es, wenn wir in der Nähe ein Restaurant suchen und essen gehen?“, fragte Louis und scherzte: „allmählich klappern die Rippen“.
„Lea kniff ihn in die Seite und sagte mit völlig ernster Schauspieler-Miene:
„Ich dachte schon das Klappern käme vielleicht vom Alter – aber wenn das nur vom Hunger kommt; so lass uns schleunigst etwas essen gehen.“
Louis wollte das Thema ‚Rückfahrt zum Camp‘ anschneiden, Leas Aufbruchsstimmung, Essen zu gehen, ließ ihn jedoch davon Abstand nehmen. Im Treppenhaus begegneten sie Señora Margaritha, die sie beide lächelnd musterte und fragte, ob die Ruhezeit gutgetan habe. Lea und Louis nickten gleichzeitig; Louis nahm ohne weiteren Kommentar die Gelegenheit wahr, Margaritha nach einem guten Restaurant in der Nähe zu fragen. Margarithas Augen begannen zu strahlen und sogleich empfahl sie einen Verwandten, der ihrer Meinung nach, das beste traditionelle Essen auf der ganzen Insel kochte; Louis sollte auf keinen Fall versäumen, Grüße auszurichten. Einige Gehminuten später wurden Lea und Louis herzlich in besagtem Restaurant empfangen. Louis hatte das Gefühl, dass der Ober in dem fürwahr gemütlichen Haus längst über den Besuch informiert worden war. Sie aßen köstlich. Louis hatte etwas Mühe mit dem Knoblauch, der in Griechenland allgemein großzügig zum Kochen Verwendung findet, doch Lea bestand darauf, dass er sein Quantum ebenso zu sich nahm, wie sie es ebenso serviert bekommen hatte. Dabei machten sie allerlei Witze darüber und lachten viel – manchmal wussten sie nicht mehr, worüber sie eigentlich lachten. Lea hatte ein kleines Glas Weißwein bestellt und Louis staunte darüber, welche Wirkung diese geringe Menge bei ihr hatte. Lea wurde zunehmend lustiger und mit durchbluteter Gesichtsfarbe verließen sie später das Restaurant mit den besten Wünschen des Kochs an Señora Margaritha.
„Magst du denn heute noch zurück ins Camp?“, fragte Louis, dem es absolut unangenehm war, Lea überhaupt darauf anzusprechen.
„Weiß nicht – später! Jetzt will ich mich erst ausruhen; so kann ich unmöglich auf dem Roller sitzen“, war ihre Antwort und damit hakte sie sich bei Louis unter und wenig später lagen sie beide wieder im Zimmer quer übers Bett. Als Louis die Augen aufschlug, war es dunkel, sowohl im Zimmer als auch draußen. Louis knipste die Nachttischlampe an.
„Ach du meine Güte“, dachte er, “das wird wieder eine Odyssee, wenn wir heute noch aufbrechen“. Lea schlief erneut tief. Langsam rutschte er aus dem Bett, zog sich an und verließ lautlos das Zimmer. Unten war Leben in der Gaststube von Señora Margaritha. Sie selbst saß mit zwei Männern und einer jungen Frau an einem Tisch und führte eine lebhafte Unterhaltung unter Landsleuten. Als sie Louis erkannte, winkte sie ihn zu sich heran – während die anderen am Tisch verstummten. Dann sagte sie in ihrem speziellen Englisch, dass er eine bezaubernde Freundin habe und mit strahlenden Augen lachte sie ihn an und berichtete der Runde am Tisch augenscheinlich eine kurze Anekdote über die beiden. Louis wurde eingeladen, mitzutrinken – ein Krug Wein stand auf dem Tisch, doch Louis teilte lächelnd verneinend mit, dass er stattdessen beabsichtigte, eine Verlängerung für Leas Aufenthalt zu vereinbaren. Margaritha erhob sich und bat ihn zur Rezeption. Eigentlich war es nur ein in die Wand eingelassener Fenstersims ohne Fenster, der die Rezeption darstellte, auf dem sie alles Nötige liegen hatte: Das Hotelbuch, das Telefon, Schreibutensilien und Ortspläne. Die Kasse befand sich in ihrer Schürzentasche. Louis legte Geld auf das Brett. Margaritha schob einen der Geldschein wieder zu Louis und erklärte, dass sie eine Tür weiter ein Doppelzimmer habe. Louis begrüßte ihre Idee und willigte ein. Mit dem Zimmerschlüssel in der Hand schlich er nach oben und schloss zunächst das neue Zimmer auf – schlug rasch in dem schönen Zimmer die Bettdecke zurück, ließ lediglich das
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