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Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Titel: Hetzer & Kruse 03 - Schattengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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sie sich nicht auf diese Frage konzentrieren. Sie war eben zu Hause angekommen und war gerade noch in der Lage, den Hund in den Garten zu lassen, da hatte sie das Gefühl, ihr Leib sei aufgequollen wie in einer fortgeschrittenen Schwangerschaft. Sie fühlte sich von Minute zu Minute schlechter. Sie rief Aisha wieder hinein und schaffte es gerade noch zur Toilette. Mit letzter Anstrengung nahm sie sich einen Eimer, denn ihr Körper wollte in allen Richtungen alles los sein, was er zu sich genommen hatte.
    Erst nach Stunden schaffte sie es, ins Schlafzimmer zu kriechen. Aus dem Medikamentenschrank nahm sie ein Mittel gegen Krämpfe und Schmerzen als Zäpfchen ein und hoffte, dass es drinbleiben würde. Völlig erschöpft sank sie gegen fünf Uhr morgens auf ihr Bett und fiel in einen totenähnlichen Schlaf.
    Hätte Anke geahnt, dass Marie-Sophies Reaktion auf Schalentiere mittlerweile lebensbedrohlich war, hätte sie es sich vielleicht noch einmal überlegt, pürierte Krabben in den Thunfischsalat zu mischen. Dass die Kollegin am anderen Morgen zwei Infusionen brauchte, weil sie durch die Lebensmittelunverträglichkeit sämtliche Flüssigkeit ausgeschieden hatte, versetzte ihr einen Schreck.
    Sie musste vorsichtiger sein.

    Marie-Sophie war im Grunde froh, ein paar Tage ausfallen zu können. Sie musste nachdenken, Zeit gewinnen. Sie musste sich darüber klar werden, wie sie mit der Situation umgehen sollte.

Kadenz
    Als Sven an jenem Sommerabend mit zu Thomas nach Hause fuhr, waren sich beide sicher, dass etwas in ihrem Leben vollkommen anders geworden war. Sie waren überwältigt von der Intensität der Gefühle. Für Thomas würde es das erste Mal sein, dass er mit einem Mann allein war, den er berühren wollte. Sven war sich seiner Neigung schon vorher bewusst gewesen, aber das einzige Treffen, das er damals mit einem Kommilitonen gehabt hatte, war schüchtern verlaufen und hatte mit einem flüchtigen Kuss seinen Abschluss gefunden.
    Jetzt waren beide überzeugt, dass etwas ganz Neues, Wichtiges beginnen würde. Etwas, das sie für immer verändern würde.
    Drängende Sehnsucht trieb sie die Treppen empor.
    Den Aufzug hatten sie gemieden. Der erste Ort, an dem sie allein waren, sollte kein Fahrstuhl sein. Als Thomas seine Tür aufschloss, spürte er Svens Atem in seinem Nacken. Er schauderte und bebte innerlich.
    Hinter der Tür ließen sie alles fallen. Nichts anderes war mehr wichtig, als sich möglichst nah zu sein, ohne etwas, das sie trennte. Als sie das Bett erreichten, hatten sie eine Spur von Kleidung hinter sich gelassen. Irritiert und erregt zugleich krochen sie unter die Decke und hielten sich aneinander fest. Die Wärme umfing sie wie ein Freund und wiegte sie. Sie sagten nichts. Es war ihnen, als wären sie endlich angekommen im Leben. Sie lagen bestimmt eine halbe Stunde regungslos, bis Sven begann, Thomas’ Brust zu küssen. In Thomas kämpfte das Verlangen mit der Scham, doch Sven beruhigte ihn mit sanftem Streicheln und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. „Sch… nicht sprechen, nur genießen!“, sagte er und spielte mit den Finger-kuppen auf Thomas’ Haut. Dann nahm er seine Hand und führte sie zu seinem Körper.
    Thomas fühlte die harten Muskeln, die Hautoberfläche, fühlte Sven, der sich voller Leidenschaft in seine Finger schmiegte und wunderte sich, wie vollkommen das Gefühl in ihm war.
    „Ich weiß nicht…, ich habe noch nie…“, flüsterte er.
    „Ich auch nicht“, antwortete Sven. „Lass uns herausfinden, was es zu wissen gibt!“, drängte er.
    Sein Blick nahm Thomas die letzte Scheu. In ihren Augen verband sich das Gefühl zu einem großen Ganzen, das alle Zweifel wegwischte. Sie hielten sich, sie berührten sich. Was sie spürten, trug sie auf einer Woge davon. Die Befriedigung war nur der Schlussakkord ihrer Symphonie, eine logische, harmonische Konsequenz aus tiefer, innerer Liebe. Auch wenn sie das Wort vorerst mieden, sagten sie es sich doch mit jeder Zelle und in jedem Atemzug. Es war nichts Anrüchiges dabei, nur zwei Menschen, die eins geworden waren.

Verwirrung
    Sie war irritiert. Dieser Kommissar…, sie musste immer wieder an ihn denken. Er hatte so verloren gewirkt, als sie ihn in seinem Wagen aus dem Schlaf gerissen hatte. Die Augen, dachte sie, es waren die Augen gewesen. Sie waren ihr wie ein Spiegel vorgekommen. Sie hatte sich selbst darin gesehen.
    Vielleicht war sie deshalb so ärgerlich gewesen. Sein Blick schrie das, was sie fühlte, was sie immer

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