Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
Gedanken zur Seite und überlegte, was sie denn für Wolf und sich kochen könne. So wie es aussah, kam er heute weder zum Einkaufen noch zum Kochen und Peter ebenfalls nicht, fiel ihr ein. Sie entschied sich für einen Auflauf aus Nudeln, Porree und Käse. Für die beiden Männer würde sie separat zusätzlich Frikadellen braten. Sie musste sie ja nicht essen, aber ein rein vegetarisches Essen wollte sie Wolf und Peter nach dieser Nacht nicht antun.
Wolf Hetzer musste lächeln, als er die SMS von Moni bekam. „Essen um eins! Sag Kruse, dass er sich keine Sorgen machen soll. Es gibt Bio-Frikadellen aus Fleisch!“ Sie waren gerade auf dem Weg zu Dr. Wiebking, den sie glücklicherweise an diesem Samstag zu Hause erwischt hatten. In einer halben Stunde sei er für die Herren Kommissare zu sprechen, hatte er gesagt.
„Peter, dein Abend ist gerettet!“
„Wie meinst du das?“
„Moni kocht für uns. Sie hat Mitleid mit uns.“
„Oh weh! Das hat mir heute noch gefehlt, Vegetariererfraß…“
„Keineswegs, sie macht uns extra Frikadellen!“
„Aus Fleisch? Hoffentlich nicht aus so einem Sojamist.“
Hetzer musste laut lachen.
„Mein Gott, bist du misstrauisch. Nein, sie holt extra Biohackfleisch.“
„So ganz ohne Antibiotika? Ich weiß nicht, ob das schmeckt.“
Kruse schmunzelte. Sein Zwei-Tage-Bart juckte ihn.
„Ich habe noch Reste aus der Zeit der Behandlung von Gagas Pfote. Schon ein bisschen abgelaufen, aber für die Frikadellen gehen sie vielleicht noch. Oder wir fragen diesen Dr. Wiebking, ob er noch so ein Würzmittel zu Hause hat.“
Kruse boxte ihn auf die Schulter.
„Untersteh dich, du Gourmet!“
Bei Wiebkings
Dr. Wiebking wohnte in einem alten Bauernhaus in Evesen. Mit einem Schwung umrundete Wolf den Pfeiler aus Sandstein und hielt direkt vor der ehemaligen Hoftür, die durch einen Rundbogen aus Glasscheiben ersetzt worden war. Wiebking saß gerade mit einer Tasse Kaffee am Esstisch, als es klingelte.
„Ich gehe schon!“, rief ihm seine Frau Marion zu und öffnete. „Hereinspaziert, meine Herren. Kaffee steht schon auf dem Tisch“, sagte sie und zog sich zurück.
Als die Kommissare den Raum betraten, erhob sich Dr. Wiebking und ging auf die beiden zu.
„Guten Tag. Das sind ja schlimme Neuigkeiten, die Sie mir am Telefon mitgeteilt haben. Möchten Sie Kaffee?“
„Ja, vielen Dank. Du auch, Peter?“ Peter nickte und Wiebking füllte die Tassen.
„Ich wundere mich“, begann der Arzt das Gespräch,
„dass Sie von Marie-Sophie als vermisster Person sprechen. Gestern war ich noch bei ihr. Das ist keine vierundzwanzig Stunden her. Und heute suchen Sie schon nach ihr?“
„Wann genau waren Sie bei ihr?“, fragte Wolf.
„Am Mittag, so zwischen halb eins und eins. Ich wollte noch mal nach ihr sehen wegen der Schussverletzungen.“
„Und, wie sah der Fuß aus?“
„Nun ja, er war jetzt doch ein bisschen geschwollen.
Wahrscheinlich war sie mehr herumgelaufen, als sie sollte, oder sie hatte vergessen, ihn hochzulegen. Ich erinnere mich noch, dass ich darüber nachgedacht habe, sie ins Krankenhaus einzuweisen. Vielleicht ist sie mit dem Taxi später selbst dorthin gefahren.“
„Das können wir sicher ausschließen“, wandte Peter ein. „Wir haben mehrfach in den Krankenhäusern der Umgebung nachgefragt.“
„Haben Sie ihr irgendwelche Medikamente verabreicht?“ Hetzer sah in Dr. Wiebkings Augen.
„Ich habe ihr ein Schmerzmittel gegeben und ihr dringend angeraten, sich selbst jeden Tag eine Thrombosespritze zu geben. Sie schien davon aber nicht sehr überzeugt zu sein.“
„Ist es nicht so“, fragte Hetzer, „dass diese Spritzen das Blut verdünnen?“
„So in etwa. Im Volksmund sagt man das wohl so. Es wird die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabgesetzt. Dadurch bilden sich keine Blutgerinnsel.“
„Verstehe ich das richtig“, hakte Wolf nach, „dass das Blut einfach nicht so klumpt wie sonst?“ In seinem Gehirn ratterte es. Hatte nicht Nadja irgendetwas in der Richtung erwähnt? Sie hatte von einer mangelnden Gerinnungsfähigkeit wie der eines Bluters gesprochen.
„Genau“, antwortete Dr. Wiebking, „der Nachteil ist nur, dass es auch viel langsamer zu bluten aufhört, wenn man sich frisch verletzt hat.“ Das bestätigte Hetzers Gedanken. Er warf Peter einen vielsagenden Blick zu.
„Können Sie mir aufschreiben, wie dieses Mittel hieß, das Sie Frau Schulze dagelassen haben?“
„Aber sicher.“ Er schrieb den Namen der Spritzen auf
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