Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
Schinken bitte.“
Schattengedanken
Der Schatten war noch einmal zurückgekehrt. In den frühen Morgenstunden näherte er sich dem Haus vorsichtig vom Garten her. Aber da war immer noch nichts zu hören, nichts zu sehen. Kein Hund bellte.
Alles blieb still, obwohl die Rollläden nicht herabgelassen waren. Es war auch kein Licht zu sehen. In einem düsteren Moment dachte er, dass ihm jemand zuvorgekommen sei. Aber das konnte nicht sein. Es war seine Aufgabe.
Erste Ergebnisse
Nadja glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie die Blutwerte aus dem Labor in den Händen hielt. Da inzwischen sichergestellt war, dass es sich eindeutig um das Blut von Marie-Sophie Schulze handelte, überraschten die erhöhten Werte der weißen Blutkörperchen nicht. Schließlich hatte ihr Körper mit den Folgen der Schussverletzung zu kämpfen. Auffällig waren der niedrige Hb-Wert und der höchst bedenkliche Gerinnungsfaktor. Er war viel zu niedrig. Die Folge davon war, dass es bei einer Verletzung für diesen Menschen ebenso gefährlich war wie für einen Bluter. Das erklärte unter Umständen auch das viele Blut. Möglicherweise war die Verletzung gar nicht so groß gewesen, aber die Folgen waren bedrohlich, da die Blutung nicht aufhörte. Das alles erklärte auch, warum sich das Blut nicht so klebrig angefühlt hatte.
Nadja schüttelte den Kopf und fragte sich, was dort im Wald passiert sein mochte. Ihrer Ansicht nach war es bei diesem Befund unwahrscheinlich, dass das Opfer überlebt hatte. Hetzer musste das dringend wissen. Wenn sie die Frau bis jetzt noch nicht gefunden hatten, musste man den Fokus eher auf das Auffinden ihrer Leiche legen. Sie seufzte, nahm das Telefon und überlegte, wann sie die Bestätigung ihrer Diagnose auf dem Tisch haben würde. Es klingelte in der Leitung.
Nadja konnte nicht sehen, wie Hetzer fluchte und versuchte, sein Handy während des Fahrens aus der Hosentasche zu ziehen. Als es ihm endlich gelang, drückte er Peter das Telefon in die Hand.
„Kruse an Hetzers Apparat.“
„Ach Peter, du bist es, hier ist Nadja. Wieso gehst du an sein Telefon? Ist Wolf auch in der Nähe?“
„Ja, ganz nah, näher als mir lieb ist.“ Peter lachte.
„Er fährt gerade in Richtung Bückeburg, und ich sitze neben ihm. Du musst mit mir vorlieb nehmen. Er hat keine Freisprecheinrichtung. Du kennst den Steinzeitmenschen ja.“
Nadja stöhnte grinsend. „Und den Neandertaler namens Kruse kenne ich auch. Ich würde gerne mal deine Magensäure untersuchen. Die ist bestimmt ganz anders zusammengesetzt. Vielleicht ließe sich wirklich eine Verwandtschaft nachweisen. Aber jetzt zur Sache.“
„Ist gut, schieß los!“
„Ich habe etwas Interessantes herausgefunden. Eure Vermisste hatte im Prinzip wohl wirklich keine Chance.“
„Warte, ich mach mal laut, damit Wolf mithören kann.“
„Ich sagte, eure Frau Schulze hatte wahrscheinlich keine Überlebenschance.“
„Wieso?“, fragte Peter, dem fast das Telefon aus der Hand gefallen wäre, weil Wolf einen Schlenker gemacht hatte. „Pass doch auf, Mensch.“
„Worauf soll ich aufpassen?“, fragte Nadja verdutzt.
„Nicht du, Wolf. Der bringt uns noch ins Grab mit seiner Fahrweise.“
„Also noch mal von vorn“, sagte Nadja. „Marie-Sophie Schulze ist höchstwahrscheinlich verblutet. Der Blutfluss kam nicht zum Stillstand, egal durch wen oder was sie verletzt wurde. Die Gerinnung setzte nicht oder nur sehr gering ein. Eine Anomalie im Blut.
Es laufen noch Untersuchungen, ob sie ein Medika ment zur ,Blutverdünnung‘ eingenommen hatte, wie man im Volksmund sagt. Es wird nicht wirklich verdünnt, aber es läuft einfach ohne zu stoppen. Ihr müsst euch das wie bei einem Bluter vorstellen. Es ist höchst fraglich, ob sie noch aus eigener Kraft dort weggekommen ist. Und das scheint ja wohl auch nicht der Fall gewesen zu sein. Seppi hat nur an dieser Stelle Blut gefunden, keine Spur, die vom Tatort wegführte, keine Tropfen auf dem Weg oder so.“
„Da ist ja krass. Du meinst“, sagte Peter, „dass sie dort verblutet ist und dann weggetragen wurde?“
„Sehr gut möglich. Ein Täter wird kaum zu seinem Auto gelaufen sein, den Verbandskasten geholt und ihr einen Druckverband angelegt haben.“
„Wohl kaum“, antwortete Peter. Hetzer schwieg.
„Habt ihr schon mal in den Krankenhäusern nachgefragt, ob da jemand mit einem großen Blutverlust eingeliefert worden ist? Ich meine, es besteht immer noch die Möglichkeit, dass sie einen Unfall gehabt
Weitere Kostenlose Bücher