Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
Gefahr bringen sollen.“
„Ja“, stimmte Nadja zu, „sie war medizinisch kein Laie. Sie wusste genau, was das Einnehmen eines solchen Medikamentes zu Folge haben würde. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie es freiwillig eingenommen hat.“
„Das heißt dann aber, dass es ihr jemand verabreicht hat!“, sagte Peter.
„Genau!“ Hetzer war mit einem Mal, als hätten sie einen Durchbruch erzielt. „Und das bedeutet auch, dass es ihr jemand gegeben hat, der ihr schaden wollte.“
„Ja, das scheint mir eine gute Richtung zu sein, in die ihr da denkt“, meinte Nadja. „Etwas kann man sicher auch noch sagen. Derjenige, der ihr da etwas untergemischt hat, wusste auch, was er tat. Damit reduziert sich eventuell die Zahl eurer Verdächtigen.“
„Nur gering“, bedauerte Wolf, „die meisten Menschen in ihrer nahen Umgebung arbeiten im medizinischen Bereich.“
„Wer sagt denn“, überlegte Peter laut, „dass es sich nur um einen Täter handelt?“
Nadja lachte und verabschiedete sich mit den Worten. „Na, dann hat euch meine Fingergeschichte auch nicht sehr viel weitergebracht. Aber wer kann diese Frau so gehasst haben, oder was muss sie für ein Mensch gewesen sein, dass mehrere ihr schaden wollten? Es gibt so viele Ungereimtheiten. In eurer Haut möchte ich nicht stecken.“ Dann legte sie mit einem
„Tschüss, ihr zwei!“ auf.
Sonnenstunde
Anna Ebeling lag mit ihrer Katze Ludmilla in der Sonne. Es waren die ersten Sonnenstrahlen seit Tagen.
Sie mussten ausgenutzt werden. Auch Ludmilla fand das. Sie lag auf Annas Bauch und schnurrte. Das beruhigte. Anna musste trotzdem an Marie-Sophie denken und an Thomas, dessen Beerdigung sich noch verzögern würde, bis alle Untersuchungen abgeschlossen waren. Marie würde nicht teilnehmen können.
Das Schicksal war ein launischer Genosse.
Sie dachte daran zurück, wie Marie-Sophie damals bei Dr. Heiner Wiebking angefangen hatte. Voller Elan hatte sie alles geben wollen und wuchs im Team schnell zu einer wertvollen Kraft heran. Sie fühlte sich dort wohl. Neben ihrem eigenen Arbeitsbereich übernahm sie nach und nach auch Aufgaben ihrer Kollegin Anke. Die war oft krank und fiel aus. Heiner hatte Marie-Sophie unter anderem deswegen eingestellt.
Anna erinnerte sich auch daran, dass sie am Anfang etwas eifersüchtig auf die neue Kollegin gewesen war, weil sich die beiden so oft getroffen hatten. Doch das legte sich schon bald. Später hörte sie mit Verwunderung, wie sich Ankes Verhalten Marie-Sophie gegenüber auf einmal verändert hatte.
Fragen
Am Nachmittag standen Wolf Hetzer und Peter Kruse wieder einmal vor Anke Tatges Haustür. Heute jedoch würden sie sie sprechen können. Sie waren angekündigt.
Wolf ärgerte sich ein bisschen, dass Seppi die Auswertung der Fingerabdrücke noch nicht durchgegeben hatte. Er selbst hatte mehrfach versucht ihn anzurufen, hatte ihn aber nicht erreicht.
Bevor sie klingelten, flüsterte Wolf seinem Kollegen noch zu, dass sie diesbezüglich einen kleinen Bluff starten sollten und Peter nickte. Der Türöffner surrte.
Sie wurden eingelassen.
Im zweiten Stock öffnete ein älterer Herr die Tür.
„Guten Tag, meine Herren, Tatge mein Name. Ich bin der Vater. Ich darf Sie doch bitten, etwas rücksichtsvoll vorzugehen. Meine Tochter leidet immer noch unter entsetzlichen Schmerzen.“
„Selbstverständlich. Wir fassen uns kurz“, versprach Hetzer.
„Danke! Bitte kommen Sie herein.“
Anke Tatge lag mit einer dicken Halsmanschette auf dem Sofa und rührte sich mit keinem ihrer Kilos. Sie hob nur kurz die Hand und zeigte auf den Platz ihr gegenüber.
„Tut mir leid, wenn ich Sie beim Sprechen nicht anschauen kann. Ich kann und darf den Kopf nicht drehen.“
Ihre Augen starrten zur Decke.
„Oh, dann stellen wir uns hinter die Lehne“, schlug Peter vor.
„Meinetwegen“, antwortete sie, „aber bitte fassen Sie sich kurz. Ich kann kaum klar denken.“ In diesem Moment klingelte Hetzers Mobiltelefon.
„Sie verzeihen?“, sagte er und stellte sich etwas abseits.
Sie konnten nicht verstehen, was er sagte. Das Gespräch war auch nur kurz. Dann kehrte er zum Sofa zurück, beugte sich über die Lehne und sagte:
„Frau Tatge, gerade am Telefon hat sich eine interessante Neuigkeit ergeben. Aber zuerst hätten wir gerne gewusst, wie Ihr Verhältnis zu Marie-Sophie Schulze war.“
„Ganz gut so weit. Es war nicht mehr dieselbe Verbundenheit wie im ersten Jahr, als sie bei uns angefangen hatte, aber wir
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