Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
nicht der Wahrheit. Er selbst war gestorben mit Thomas, den er mehr liebte als sich selbst. Nur den Körper betäubte er, aber die Leere in ihm blieb wach.
Es interessierte ihn auch nicht mehr, was der Schatten über Marie-Sophie zu berichten hatte. Er hatte ohnehin ihre Spur verloren.
Ob Thomas’ Frau noch lebte, wusste er nicht. Es war nicht mehr wichtig, weil es niemanden mehr gab, um den es zu kämpfen lohnte.
Fingerabdrücke
Das Gespräch mit Seppi von der Spurensicherung ergab, dass auf der Schere tatsächlich die Fingerabdrücke von Anke Tatge vorhanden waren. Auch das Haar war eindeutig von ihr. Peter hörte per Lautsprecher mit.
Sie mussten Seppis Freude allerdings dämpfen. Er hatte sich den großen Durchbruch mit seiner Entdeckung erhofft.
„Das Haar ist letztendlich auch kein handfester Beweis.
Die Frauen arbeiteten zusammen. Frau Tatges Fingerabdrücke können auch schon vorher auf der Schere gewesen sein, bevor jemand sie genommen hat, um Frau Schulze zu verletzen“, gab Hetzer zu bedenken.
„Sicher, das ist möglich, aber sie waren schon sehr klar zu erkennen, wenn auch einige diffus verwischt waren“, wandte Seppi ein.
„Hätte ein Mörder denn seine Spuren nicht beseitigt, also die Schere abgewischt?“, fragte Peter.
„Na, ich würde es tun!“, lachte Seppi, „aber ich bin kein Maßstab.“
„Vielleicht wollte der Mörder ja, dass Spuren von Frau Tatge auf der Schere zu finden sein würden“, sagte Wolf.
„Du meinst, es will sie jemand bewusst beschuldigen?“ fragte Peter.
„Nun ja, richtig beliebt war sie ja nicht, oder?“ Hetzer dachte nach. „Wir sollten Dr. Wiebking fragen, wer in der Praxis für die Pflege der Instrumente zuständig war. Dann wissen wir mehr.“
„Sagt mal“, warf Seppi ein, „und dieser Arzt, könnte der nicht auch als Täter infrage kommen? Vielleicht hatte die Schulze ein Verhältnis mit ihm und er wollte sie loswerden.“
„Unwahrscheinlich“, sagte Peter. „Wenn ich mich recht erinnere, hatte er auch ein Alibi für den Abend.“
„Hatte er“, bekräftigte Wolf, „durch seine Frau. Ich glaube auch nicht, dass er etwas damit zu tun hat, aber wir müssen ihn sowieso noch mal befragen.“
„Gut“, sagte Seppi resigniert, „dann war mein Einsatz leider für die Katz.“
„Nicht unbedingt, Seppi.“ Hetzer rieb sich das Kinn.
„Würdest du sagen, dass die zum Teil verwischten Abdrücke dadurch entstanden sein könnten, dass jemand die Schere mit Handschuhen benutzt oder angefasst hat?“
„Ja, das könnte möglich sein.“
„Halt, Wolf“, unterbrach Peter, „ich weiß, was du jetzt denkst, aber auch das beweist gar nichts.“
„Was denke ich denn?“
„Du glaubst, jemand habe bewusst diese Anke beschuldigen wollen, aber es könnte auch sein, dass der Täter nichts davon gewusst hat, dass Ankes Fingerabdrücke auf der Schere waren.“
Hetzer stöhnte. „Wir drehen uns wieder im Kreis, Leute!“
„Dann macht mal schön weiter!“, frotzelte Seppi.
„Falls ihr wieder meine Zeit stehlen wollt, meldet euch einfach.“
„Peinlich“, sagte Wolf, als er aufgelegt hatte.
„So ein Quatsch“, antwortete Peter. „Das ist doch ganz klar, dass manche Wege ins Leere laufen, aber man muss doch in alle Richtungen denken dürfen.“
„Stimmt schon, wir sollten jetzt erst noch mal diesen Arzt befragen, ob sein Personal freien Zugang zu den Medikamenten hatte und wer für die Instrumente verantwortlich war. Da fällt mir noch etwas Aberwit-ziges ein“, grübelte Wolf laut vor sich hin, „was, wenn Frau Tatge genau diesen Umstand ausgenutzt hat, dass ihre Fingerabdrücke sowieso auf den Instrumenten sind.“
Peter lachte. „Super Wolf, auch eine klasse Idee, die uns nicht weiterbringen wird!“
Angst
Moni saß auf dem Sofa und hatte Angst. Nackte Angst.
Ein diffuses Gefühl, dass etwas über ihr zusammenschwappen würde wie ein Tsunami, ein Drama, das sie selbst nicht mehr beherrschen konnte und in dem sie Hauptdarstellerin war.
Nein, sie hatte sich nichts anmerken lassen. Wolf durfte davon auf keinen Fall etwas wissen. Er hätte sich Sorgen gemacht, aber jetzt musste sie ihn einweihen.
Am Freitag schon sollte sie stationär ins Mindener Klinikum aufgenommen werden. Proben sollten aus den mysteriösen Knoten in ihren Brüsten entnommen werden, die bei der Mammographie auffällig gewesen waren. Wenn Aisha nicht gewesen wäre, wäre Wolf so eine kurze Abwesenheit vielleicht gar nicht aufgefallen. Er nahm Lady Gaga
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