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Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Titel: Hetzer & Kruse 03 - Schattengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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mal ,Tschüss‘. Wir sind nämlich gerade beim Essen.“

    „Okay, alles klar. Bis demnächst.“ Peter legte auf und fragte sich, ob er noch daran glauben sollte, dass sie jemals zusammen essen gehen würden.

Kopflos
    Es bereitete Anke Tatge große Mühe, in ihren Wagen zu steigen. Sie brauchte frische Luft. Sie musste raus.
    Scheißegal, ob sie Auto fahren durfte oder nicht.
    Der Schmerz war allgegenwärtig. Sie würde ihn besiegen. Nichts anderes war mehr wichtig.
    Über Vehlen, Echtorf und Tallensen fuhr sie nach Meinsen und von dort in Richtung Rusbend. Kurz vor dem Restaurant „Schäferhof“ bog sie in den kleinen, asphaltierten Wirtschaftsweg ab.
    In ihren Kofferraum hatte sie einen Tritt und einen Spanngurt geladen. Zugkraft 4000 daN. Das sollte reichen.
    Zuerst hatte sie überlegt, mit dem Auto in den Mittellandkanal zu fahren. Aber sie war sich nicht darüber im Klaren, ob das sicher genug war. Möglicherweise hätte sie es sich nach dem Eintritt ins Wasser aus lauter Panik noch anders überlegt. Sie wollte auf Nummer sicher gehen.
    Es war noch ein altes Seil im Keller. Als sie es gefunden hatte, verwarf sie die Idee. Sie befürchtete, es würde nicht halten. Dann war ihr der zweiteilige Spanngurt ins Auge gefallen, den Manuel in ihrem Keller vergessen hatte. Er hatte ihn zum Vertauen von Lasten auf seinem Anhänger gebraucht. Das Band war unglaublich reißfest. Irgendwo lag auch noch ein Karabiner.
    Der war so groß, dass sie ihn kaum öffnen konnte. Eigentlich hatte sie die Sachen längst entsorgen wollen.

    Diesen ganz Mist von Manuel, der sie auch enttäuscht hatte.
    Sie hatte hin und her überlegt, wie es zu bewerkstelligen sein könnte. Der Gurt bestand aus zwei Teilen. Am einen Ende des ersten befand sich eine Befestigungsvorrichtung, auch Ratsche genannt, am anderen ein triangelförmiges Metallstück. Der zweite Gurt hatte ein loses Ende und eines ebenfalls mit Triangel-Öse. Probehalber hatte sie das lose Ende durch die dreieckige Öse desselben Gurtes gesteckt. Eine große Schlinge war entstanden, die sie immer weiter zugezogen hatte, bis gerade noch ihre Hand hindurchpasste. Das lose Ende steckte sie in die Ratsche des zweiten Gurtes. So konnte es klappen, hatte sie gedacht und die Utensilien mühsam im Wagen verstaut.

Warten
    Nur mit großer Mühe erreichte sie den vereinbarten Treffpunkt und ließ sich ins Gras fallen. Es war ihr egal, dass alles nass wurde. Es war ihr alles egal. Sie konnte nicht mehr. In ihr war nur Müdigkeit und Schmerz.
    Wäre Anna noch etwas später gekommen, hätte es sich nicht vermeiden lassen, Marie-Sophie ins Krankenhaus zu bringen. Sie war gerade dabei, das Bewusstsein zu verlieren.
    Vorsichtig, dann etwas kräftiger, tätschelte sie ihre Freundin auf die Wange.
    „Nicht schlapp machen jetzt! Sprich mit mir!“, sagte sie, aber Marie-Sophie hatte Mühe, die Augen offen zu halten.
    „Keine Sorge, wir sind gleich zu Hause.“ Sie lud noch schnell das Fahrrad in den Kombi und fuhr los.
    Fünf Minuten später kam sie in Vehlen an, fuhr in die Garage und führte ihre Freundin in den Keller. Hinter einem Regal gab es einen weiteren Raum, den man dort nicht vermutet hätte. Hier war im 19. Jahrhundert eine Art Kühlkeller in den Stein geschlagen worden.
    „Ich habe dir hier alles vorbereitet. Hoffentlich ist es nicht zu kühl, aber es sind Wolldecken da und eine Isomatte.“
    Marie-Sophie nickte.
    „Leg dich hin. Was hast du da mit deiner Hand gemacht? Die Finger sind schon ganz blau. Wir müssen die Blutsperre lösen. Wozu brauchtest du die?“ Anna wurde heiß und kalt.

    „Erst Infusion!“, stöhnte Marie-Sophie und ließ sich fallen. „In meinem Rucksack…“
    Jetzt wurde Anna schnell. Der Schalter war umgelegt.
    Sie war im Dienst, war plötzlich OP-Schwester. In Maries Sack fand sie, was sie brauchte. Stauschlauch, Infusionsbesteck, eine Plastikflasche mit Kochsalzlösung und eine Butterfly-Braunüle. Wo zum Teufel war das Desinfektionsspray? Ach, da war ein alkolholischer Tupfer, besser als nichts.
    Marie-Sophies Augen begannen sich zu verdrehen.
    „Nicht einschlafen, hierbleiben!“ Anna wurde rabiat und schlug ihrer Freundin ins Gesicht. Die reagierte kaum noch. Mit zitternden Händen gelang es ihr, die Butterfly-Kanüle in die Vene zu stechen. Die Infusion hatte sie zuvor an einen alten Fleischerhaken an der Wand gehängt. Endlich tropfte es. Sie atmete durch.
    Marie-Sophies Hand sah nicht gut aus. Der Verband war voller Blut. Es half nichts, sie

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