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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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sich an, nahm das vorbereitete Handy und verließ die Höhle.

Petra und Katja zierten sich erst ein wenig, wagten sich dann aber doch in das kalte Wasser des Sees. Ein Umstand, den Felix sofort nutzte, um die beiden mit seiner Luftmatratze aufzunehmen. Mike saß am Ufer und sah seiner Familie dabei zu, wie sie nebeneinander liegend immer weiter auf den See hinaus paddelten. Ein tiefes Gefühl von Liebe und Zufriedenheit machte sich in ihm breit. Es war heutzutage nicht mehr selbstverständlich, in einer intakten Ehe zu leben und die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen! Wie viele seiner Kollegen waren inzwischen geschieden? Er hatte viele von ihnen leiden sehen, weil erst die Frau und dann auch noch die Kinder aus ihrem Leben verschwanden. Manchmal kamen sie ihm vor wie Zombies, die einsam und dumpf durch das Leben stolperten, weil es einfach keinen Sinn mehr hatte.
Auch Katja würde nicht mehr ewig bleiben, dachte er, als er sie so neben ihrer Mutter sah. Beide waren schon gleich groß und von hinten fast nicht zu unterscheiden. Einzig die etwas sportlichere Figur und Katjas lange braune Haare bildeten noch einen Unterschied. Wo waren nur die Jahre geblieben? Mike hatte das Gefühl, dass sich Katja immer schneller entfernte. Sicher, er wusste, dass es normal war, dass sie sich irgendwann abnabelte, aber leicht war es trotz dieses Wissens nicht!
Felix war mit seinen zehn Jahren dagegen immer noch das Nesthäkchen. Sie hatten lange überlegt, ob sie mit fünf Jahren Abstand noch einmal ein Kind wollten, doch jetzt stellte sich diese Frage nicht mehr. Vor allem Mike war stolz noch einen Sohn zu haben, denn Töchter waren einfach anders!
Er zündete sich die letzte Zigarette aus dem Päckchen an und genoss es einfach einmal, nichts tun zu müssen. Petras Wunsch hierher nach Finnland zu fahren war genau das Richtige gewesen und er fragte sich, warum sie das nicht schon viel früher gemacht hatten. Urlaub zu Hause bedeutete Post, Computer und im schlimmsten Fall auch noch Anrufe vom Revier. Hier war alles ganz weit weg. Hier gab es nur ihn selbst und seine Familie!
»Kann ich auch eine Zigarette haben?« Mike hatte gar nicht mitbekommen. dass die drei inzwischen wieder an Land gekommen waren.
»Die sind leider leer, aber ich könnte sowieso langsam eine Kleinigkeit zu essen vertragen!«, antwortete Mike.
»Willst du etwa schon wieder zum Haus?«, fragte Petra.
»Nein, aber wir könnten etwas holen!«
»Soll ich?«, fragte Felix beflissen. »Ich brauche eh noch einen Haken für meine Angel, der andere ist mir vorhin abgerissen.«
»Wenn du magst! Wir bräuchten das Brot, ein Messer und die Dose mit der Wurst. Ach, und ein Päckchen Zigaretten aus dem Schlafzimmer. Schaffst du das?« Felix sah seine Mutter empört an: »Natürlich schaffe ich das!« Dann zog er seine Sandalen an und verschwand über die Böschung in Richtung Ferienhaus.

Erst klemmte der Schlüssel, ließ sich dann aber doch umdrehen und mit einem leisen Schnalzen schlug der Riegel zurück. Felix überkam ein eigenartiges Gefühl der Angst. Trotz des strahlenden Sonnenscheins wirkte der Waldrand hinter ihm dunkel und bedrohlich. Schnell schlüpfte er durch die Tür und schloss sie von innen. Im Haus war es still, sehr still! Felix fühlte sich unwohl und beschloss den Toilettengang auf später zu verlegen. Dann kam ihm der Gedanke in jedes Zimmer zu schauen, um sich selbst damit zu zeigen, dass seine Angst unbegründet war, aber er konnte nicht. Am liebsten hätte er kehrtgemacht und seinen Vater gebeten, die Sachen zu holen, aber wie würde er dann dastehen?
Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, schimpfte sich selbst einen Narren und ging dann in den großen Wohnraum, wo es etwas besser wurde. Durch die große Terrassentür fiel genug Licht herein und man hatte einen besseren Überblick als in dem kurzen, engen Flur. Er schnappte sich eine leere Tüte und stopfte schnell die Lebensmittel hinein.
Die Tür zu seinem Zimmer stand wie immer offen, was es leichter machte, die Angelhaken zu holen. Jetzt musste er nur wieder durch den Flur zurück und dann hatte er es geschafft! Er hatte die Klinke der Haustür schon in der Hand, als ihm die Worte seiner Mutter durch den Kopf gingen: »Ach, und ein Päckchen Zigaretten, die liegen im Schlafzimmer …« Felix hielt inne. Wenn er ohne die Zigaretten zurückkam, würden sie ihn bestimmt noch einmal schicken! Ein leises Knarren drang von der Wohnstube herüber und sorgte dafür, dass sich jedes Härchen in seinem

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