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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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Mike die Terrassentür, schulterte die schwere Badetasche und verließ das Haus durch die Vordertür. Ein weiterer Blick den Berg hinauf bestätigte seine Annahme, dass es sich bei der Felsformation um Nebel gehandelt hatte. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, umrundete er das Haus und stieg dann mit seiner Familie zum Seeufer hinab.

Der einfache Campingtisch hatte alle Mühe, dem Schlag der wütenden Faust standzuhalten. Eigentlich hatte der Ausbruch dem Laptop gegolten, aber diesem würde er nie etwas antun! ER hatte so lange Daten in die Welt geschickt, bis nur noch ein letzter Notakku übrig geblieben war und ihn zum Aufhören zwang. Keines dieser Datenpakete hatte es geschafft, bis zu der entscheidenden Schaltung des Telefonanbieters durchzukommen, dann begriff er auch, warum. Das Handy befand sich im Ausland und war damit ungewollt geschützt. Sicher, er hätte die Sache einfacher erledigen können, doch dabei hätte er auf so viel Leid verzichten müssen und niemand hätte etwas daraus gelernt! Nein, er hatte zehn Tage Zeit und wollte jeden Einzelnen davon auskosten!
Die Webcam hatte deutlich gezeigt, dass auch diese Familie nur den Schein wahrte! Dass sie sich Gefühle vorspielten, die sie nicht hatten. Sie wollten die Kinder Glauben machen, in einer heilen Welt zu leben, und dabei war alles nur Lug und Trug. Köstner war genau der Richtige, um der Welt wieder eine Lektion zu erteilen. Und seinen Kindern tat er letztendlich nur einen Gefallen. Denn was sollte das für ein Leben sein, wenn man über so viele Jahre in einer Scheinwelt lebte und dann irgendwann begreifen musste, dass man von den eigenen Eltern hintergangen wurde.
Köstner würde lernen müssen, wie es war, verlassen, allein und verzweifelt zu sein!
ER atmete einmal tief durch und versuchte seine Wut unter Kontrolle zu bringen, denn es half nichts, er musste an das Handy!
Nach nur drei Stunden Schlaf weckte ihn sein Laptop mit der Meldung, dass ein Bewegungsmelder im Haus aktiviert wurde. Er erhob sich von seiner Luftmatratze, befahl dem Dämon seiner Träume, sich zurückzuziehen und klickte durch die einzelnen Webcams. Dann machte er sich ein winziges Feuer und hing den kleinen Wasserkessel darüber. Ein dünner Rauchfaden ließ sich nicht vermeiden, aber er war sich sicher, dass dieser durch die Blätter seiner provisorischen Tür genug verteilt wurde. Alkohol, Zigaretten, auf alles konnte er verzichten, nur auf heißen Kaffee nicht. Er brauchte den Schmerz, der entstand, wenn die fast noch kochende Flüssigkeit seine Kehle hinunterlief. Erst dann konnte er sich vorstellen, wie es sein musste, wenn er das Messer ansetzte, um langsam die Kopfhaut abzulösen. Dieses Gefühl musste unbeschreiblich sein, was ja auch die lustvollen Schreie derer, die das schon genießen durften, immer wieder bestätigten.
Er goss den Kaffee auf und nahm sofort den ersten Schluck des noch brodelnden Getränks. Webcam Nummer vier erwachte zum Leben und zeigte die ganze Familie, wie sie schlaftrunken versuchte, langsam in den Pool zu kommen. Nur der große Herr und Meister sprang natürlich sofort in das Wasser und tat dann so, als wäre gar nichts dabei, was bei seiner Tochter einen angepissten Gesichtsausdruck auslöste.
Felix schien es dagegen zu imponieren und anzutreiben. Der schmutzige Finger strich über die Stelle des Monitors, auf der der Junge zu sehen war, und laut sagte er: »Du hast es bald geschafft, bald werde ich dich erlösen!«
Nach nur zwei geschwommenen Bahnen verschwanden die Kinder und, wie schon kurz nach der Ankunft, versuchte Köstner bei seiner Frau zum Zuge zu kommen, bekam aber offensichtlich eine Abfuhr. Schließlich verschwand auch sie und nur der Polizist blieb im Bild. Irgendetwas schien ihn zu irritieren, da Köstner eindeutig zu den Bergen hinaufstarrte?
Etwas stimmte nicht, und als er sich umdrehte, wusste er auch was! Er war so auf den Monitor konzentriert, dass er den Rauch, der ihn umgab, nicht mitbekommen hatte. Eine Ecke seines Schlafsackes hatte zu nahe am Feuer gelegen und langsam begonnen, vor sich hin zu qualmen. Er sprang auf und stampfte barfuß auf dem Stoff herum, bis dieser zu qualmen aufhörte. Dann löschte er auch noch das Feuer mit einem großen Blecheimer, den er einfach darüberstülpte. Danach war auch Köstner vom Bildschirm verschwunden und Webcam vier schaltete sich ab, um dem Bild von Nummer drei Platz zu machen.
Als er wusste, was sie geplant hatten, galt es keine Zeit zu verlieren. Er zog

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