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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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wollen. Aber da hatte ihr nach einem harten Tag erschöpfter Mario schon tief und fest geschlafen.
    Heute hatte er angesichts des dichten Tagesprogramms keinen Zeitverlust in Form unangenehmer morgendlicher Diskussionen riskieren wollen und war schon früh ins Büro gegangen.
    Jetzt stand Palinski am Fenster und riskierte einen Blick auf das Außenthermometer. 11 Grad unter Null und ein strahlend blauer wolkenloser Himmel. Die Sonne ließ sich mit ihrem Erscheinen über den Dächern noch etwas Zeit. Einem wettermäßig wunderschönen Tag stand nichts entgegen, wie meistens am Beginn der Arbeitswoche. Wie der Tag sonst werden würde, war allerdings überhaupt nicht absehbar.
    Es war kurz nach 8 Uhr. Eine Zeit, zu der man dem Empfänger eines Droh- und Erpresserbriefes die bittere Pille durchaus schon verpassen konnte. Immerhin würde der Mann in Kürze völlig andere Sorgen haben als möglicherweise noch nicht ausgeschlafen zu sein. Palinski suchte nach der Telefonnummer, die ihm Annemarie Sumser gegeben hatte.
    »Hier bei Wondrak«, meldete sich eine ältere weibliche Stimme.
    Palinski nannte seinen Namen und bat darum, mit Herrn Marinov sprechen zu dürfen.
    »Die Herrschaften sind nicht Wien. Sie kommen erst nach dem 6. Jänner wieder«, teilte der gute Geist mit und wollte schon aufhängen.
    Sie hatte aber nicht mit Palinski gerechnet. Seine Stimme wurde einige Spuren schärfer und ein kurzer Hinweis auf das Koat Döbling reichte, um die gute Frau etwas mitteilsamer zu machen.
    »Die Herrschaften sind in Lech im Grand Hotel Lärchenspitz. Aber sagens bitte nicht, wer ihnen des gsagt hat«, ersuchte sie ihn. »Die Gnä Frau geht in letzter Zeit eh schon wegn jeder Klanigkeit in die Höh .«
    »Wie könnte ich sagen, von wem ich das weiß«, beruhigte Palinski sie. »Ich kenne ja gar nicht Ihren Namen .« Der Scherz war offenbar sedierender als lustig. Denn die Frau lachte nicht, schien aber durchaus beruhigt zu sein.
    Eine halbe Stunde und einige scheinbar überzeugende Schmähs später hatte Palinski Marinov am Apparat. Der war offenbar noch nicht richtig munter oder noch gar nicht im Bett gewesen. Er hörte sich Palinskis Geschichte an, wie er irrtümlich in den Besitz des Briefes gelangt war und Kenntnis von dessen Inhalt erhalten hatte. Aber er reagierte überhaupt nicht auf das doch recht bedrohlich klingende Schreiben. Zumindest nicht so, wie man es allgemein erwartet hätte.
    »Das ist ja gut und schön, aber warum erzählen Sie mir das ?« Entweder der Mann war völlig daneben oder es war jemand im Raum, der nichts davon wissen sollte.
    Palinski wurde das langsam zu dumm. Er redete sich seit einer halben Stunde den Mund fusselig, um Marinov einen Gefallen zu tun. Und der Kerl machte auf cool und »geht mich nichts an .«
    »Tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe. Es muss sich also um einen Irrtum handeln«, ging er scheinbar auf Marinovs Verhalten ein. »Dann werde ich den Brief jetzt der Polizei übergeben .«
    Jetzt wachte der Mann plötzlich auf. »Warten Sie noch einen Moment. Möglicherweise betrifft das einen Freund von mir .« Palinski hörte ihn schlucken. »Geben Sie mir bitte Ihre Nummer, ich rufe Sie im Laufe des Vormittags zurück .«
    »Tun Sie das besser innerhalb der nächsten dreißig Minuten«, Palinski dachte nicht daran, sich den ganzen Vormittag blockieren zu lassen. »Danach bin ich nicht mehr zu sprechen .«
    Es dauerte zwar 34 Minuten, bis sich Marinov meldete, aber sein Gesprächspartner war noch nie kleinlich gewesen. Palinski hätte das Telefonat auch noch nach 45 Minuten angenommen. Viel länger hätte er diesem Traumtänzer nicht gegeben. Wallner wartete bereits auf ihn.
    »So, jetzt kann ich sprechen«, Marinovs Stimme klang fast devot. Von dem goscherten Alt-Juppy von vorhin war nichts mehr zu spüren. »Sie müssen schon entschuldigen, aber meine Frau ...«
    »Ist schon in Ordnung«, gab sich Palinski versöhnlich. Immerhin war das keine einfache Situation für den Mann.
    »Sie müssen wissen, ich bin in schrecklichen finanziellen Schwierigkeiten und kaum in der Lage, den geforderten Betrag aufzubringen«, gestand Marinov ein. Das »kaum« irritierte Palinski etwas. Nach dem Gespräch mit Dr. Sumser hätte er eigentlich ein definitives »Nein« erwartet.
    »Kann Ihnen Ihre Frau nicht helfen ?« , warf er ein.
    »Das Geld dazu hätte sie, aber ich kann sie nicht fragen. Da muss ich mir etwas anderes einfallen lassen .« Marinov seufzte laut auf. »Ist es Ihnen recht, wenn

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