Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:

    »Eine tote Frau würde ich nicht als dummen Scherz bezeichnen«, widersprach Sandegger. »Das ist und bleibt ein schweres Verbrechen .«
    »Na, so hab ich das a net gmeint«, korrigierte der Heurigenwirt. »Ich mein nur, wir ham keine Ahnung, wer des gwesn sein könnt .«
    »Wird denn das Tor zur Straße in der Nacht nicht versperrt ?« , wandte Palinski ein. »Oder kann jedermann jederzeit aus- und eingehen ?«
    »Na, wir sperrn nachm letztn Gast imma zu, aba das war der Süvestaabnd«, erklärte der Wirt. »Da ham wir die leztn Bsoffanen erst um fünfe aussebracht .«
    »Wir haben hinten an der Hausmauer einen roten Fleck gefunden .« Sandegger holte ein Plastiksackerl heraus und hielt es demonstrativ in die Höhe. »Im Labor wird man feststellen, ob es sich dabei um das Blut von Elena Kalkonides handelt. Falls das zutrifft, steht mit ziemlicher Sicherheit der Tatort fest .«
    »Haben Sie im Verlauf des Abends nichts bemerkt? Die Frau muss ja geschrien haben« mischte sich Wallner ein.
    »Mein Gott, Herr Inspekta, wir ham an dem Abend mehr als zwahundert Leit da ghabt. Und um Mitternacht war die Höll’ los. Die Pummerin, der Donauwalza, Bussi, Bussi. Da hätt a Bombn im Hof eischlagn können und die Leid hättns für a Hetz ghalten .«
    Palinski war beim Betreten des Hofes ein kleines Gebäude im hintersten Teil aufgefallen. Von dort musste man eine ausgezeichnete Sicht auf den vermutlichen Tatort haben. »Dort wohnt unser Opa«, erklärte Frau Schwarzenbach.
    »Heißt der Großpapa mit Vornamen Anton ?«
    »Nein, der Vorname meines Schwiegervaters ist Ernst«, erklärte Steffi Schwarzenbach. »Aber mein Vater heißt Anton .«
    Das Baby auch, wollte Palinski schon sagen, aber er nickte nur mit dem Kopf.
    Sandegger holte ein Bild Elenas heraus. »Unsere Beamten haben Sie das schon einmal gefragt und ich frage Sie noch einmal. Haben Sie diese Frau schon einmal gesehen ?«
    Die Wirtsleute studierten das Bild mit gebührender Aufmerksamkeit, dann schüttelten beide den Kopf. »Möglich, dass die Frau einmal hereingeschaut hat«, räumte die Chefin ein, »aber an dem Abend waren viele junge Frauen da .« Obwohl Hans Schwarzenbach, der Sohn des Hauses, das Bild kaum angesehen, ja fast peinlich berührt weggeschaut hatte, schloss auch er dezidiert aus, diese Frau zu Silvester hier bemerkt zu haben.
    »Zwischen 21 und 22 Uhr wurde Elena Kalkonides auf jeden Fall in diesem Teil Grinzings gesehen«, stellte Wallner dezidiert fest, »zwei Zeugen haben das unabhängig voneinander bestätigt .«
    »Gibt es übrigens jemanden unter Ihnen oder im Betrieb, der eine Verletzung am Arm hat ?« , Sandegger blickte dabei auf den linken Arm des Seniors. Unter dem Ärmel seines blauen Flanellhemdes blickte das Ende einer elastischen Binde bevor.
    »Den Verband trage ich wegen meiner Sehnenscheidenentzündung«, rechtfertigte sich der Chef, »soll ich ihn abmachen? Oder genügt Ihnen die Verschreibung meines Arztes ?«
    »Lassen Sie nur«, winkte Sandegger ab, »aber nett, dass Sie es angeboten haben .«
    Die restlichen Fragen brachten auch keinerlei neue Erkenntnisse. Nach einer halben Stunde standen die Beamten und Palinski auf, um sich zu verabschieden.
    »Aba gern gschehn, die Herrn . Tut uns leid, dass net mehr dabei raus kommen is«, bekräftige Schwarzenbach senior nochmals die prinzipielle Kooperationsbereitschaft seiner Familie.
    In der Türe drehte sich Palinski noch einmal um. »Eine Frage noch, Blacky.«
    Sowohl der Kopf des Vaters als auch der des Sohnes drehten sich ruckartig zu dem Fragesteller.
    »Was, Sie hören beide auf den Spitznamen Blacky ?« wunderte sich der private Kriminologe, »das ist aber interessant.«
    Der Sohn hatte einen roten Kopf bekommen, doch der Vater war um eine plausible Erklärung nicht verlegen.
    »Bei dem Familiennamen heißens in der Schule automatisch Blacky«, versicherte er treuherzig, »aba seither hat mi keiner mehr so grufn. Und dich, Hansi?«
    Doch der Junior nickte nur stumm verneinend mit dem Kopf.

     
    * * *

     
    Während Heribert Marinov das Schlimmste befürchtete, lag das Objekt seiner Besorgnis am Bauch auf einem etwa ein Meter breiten und zwei Meter langen Tisch. Amelia Balos’ Oberkörper war nackt, von den Hüften an war sie mit einem weißen Tuch bedeckt. Ein nicht ungefährlich aussehender Mann mittleren Alters stand hinter ihr, beugte sich über sie und fuhr ihr mit kräftigen Bewegungen seiner beiden Hände routiniert über Schultern und Rücken. Wieder und

Weitere Kostenlose Bücher