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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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schaffen machte als die berufliche. Dass sie das Schicksal dieser Amelie mehr beschäftigte als die Frage, ob sich nicht noch einige Tausend Euro für die Banken herausholen lassen würden. Das sprach zwar gegen sie als Anwältin, aber sehr für die Menschin Sumser.
    Am liebsten hätte sie sich mit diesem Palinski gleich in der Früh in Verbindung gesetzt. Aber das wäre doch zu aufdringlich gewesen. Jetzt war es bereits Mittag und sie musste einfach anrufen.
    »Entschuldigen Sie, Mario, wenn ich störe«, meldete sie sich und kam gleich auf den Punkt. »Aber ich platze vor Neugierde. Haben Sie bereits mit Heribert Marinov gesprochen ?«
    »Guten Morgen Annemarie, Ich hoffe, es geht Ihnen gut .« Palinski wollte zuerst etwas Spannung aus dem beginnenden Gespräch nehmen. Dann berichtete er ihr über das morgendliche Telefonat und das vereinbarte Treffen am Abend. »Meine Mitarbeiterin hat mich inzwischen informiert, dass Amelia Balos, so heißt die junge Dame, um die es geht, spurlos verschwunden zu sein scheint .«
    »Also ich weiß nicht, ob wir nicht doch die Polizei einschalten sollten ?« Die Schmetterlinge in Annemaries Magen hatten sich in einen Schwarm wütender Felsenbienen verwandelt.
    »Da Amelie seine Geliebte und gleichzeitig die Assistentin seiner Frau ist, befürchtet Marinov in diesem Fall schwere Kalamitäten bei sich zu Hause .« Palinski versuchte Dr. Sumsers Bedenken zu zerstreuen und damit auch seine eigenen. »Heute ist Montag und bis Freitag ist noch Zeit. Ich werde die Sache im Auge behalten und, sobald erforderlich, die Notbremse ziehen. Warten wir einmal ab, wie das Gespräch am Abend läuft .«
    »Aber Sie halten mich auf dem Laufenden«, Annemarie Susmer konnte ganz schön hartnäckig sein.
    »Ja, Annemarie, versprochen .«
    »Noch heute Abend ?« »Gut, noch heute Abend.«
    »Versprochen, Mario ?« »Versprochen, Annemarie .«
    »Neue Freundin ?« , wollte Wallner wissen, in dessen Büro die Anwältin Palinski erreicht hatte.
    »So was in der Art«, Palinski war etwas wortkarg. »Es geht um einen Kunden des Instituts. Möglicherweise bahnt sich hier ein neuer Geschäftszweig an .«
    »Das musst du mir einmal genauer erzählen«, meinte Wallner, »im Moment haben wir aber andere Sorgen. Also ich bin auch sicher, dass die Schwarzenbachs etwas mit der Sache zu tun haben. Wir müssen es nur beweisen .«

     
    * * *

     
    Gegen 16.30 Uhr hatte Marinov die Autobahnausfahrt St. Christophen passiert und noch rund 30 Kilometer bis Wien vor sich. Zeit, das Treffen mit diesem Herrn Palinski abzustimmen. Er steuerte den nächsten Parkplatz an und suchte den Wisch, auf dem er die Telefonnummer notiert hatte.
    Es war gar nicht so einfach gewesen, seine Frau von der plötzlichen Notwendigkeit zu überzeugen, sofort nach Wien fahren zu müssen. Ein Freund aus besseren Tagen würde ihm Deckung für die Ausrede geben, die er gewählt hatte. Die Möglichkeit eines Gespräches mit einem amerikanischen Konzernchef, der einen Repräsentanten für Mitteleuropa suchte. Er war sich aber gar nicht sicher, ob ihm Ingrid das abgenommen hatte. Sie hatte ihm so eigenartig nachgesehen, als er die Suite verlassen hatte. Na ja, egal. Jetzt war er da und konnte ohnehin nichts mehr ändern. Früher oder später würde er sowieso eine Entscheidung treffen müssen. Aber das hatte noch Zeit. Jetzt musste er vor allem einmal danach trachten, Amelie so schnell wie möglich frei zu bekommen. Hier war die Nummer. Er hatte schon Angst bekommen, sie vergessen oder verloren zu haben. Aber da war sie und er tippte sie in sein Handy.
    Fünf Minuten später setze Marinov seine Fahrt fort. Interessant, dachte er sich, dass Palinskis Büro nur zwei Ecken weit von seiner Villa lag. Der Villa seiner Frau, korrigierte er sich unwillig.

     
    * * *

     
    Jetzt hat mich Wilma tatsächlich verlassen. Allerdings nur ein wenig. So wie die Franzosen den Schlaf »le petit mort« nannten, empfinde ich Wilmas Fahrt in das winterliche Waldviertel als »kleines Verlassen.«
    »Die Kinder und ich fahren einige Tage zu Onkel Alois nach Ottenschlag«, hat sie mir auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. »Guido und Beate sind auch mit von der Partie. Und die beiden Hunde haben wir ebenfalls mitgenommen. Du kümmerst dich ja gar nicht richtig um die Tiere. Falls du es einrichten kannst, komm doch nach. Aber nur wenn es Deine Zeit und die Wiener Polizei erlauben.«
    Das hat schon ganz schön patzig geklungen. Wilma ist sauer über mein Verhalten und ich kann

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