Heurigenpassion
hartgesotteneren Charakteren als Heribert jeglichen Zweifel an der Notwendigkeit der Lösegeldbezahlung zerstreuen. Und das war schließlich vor allem auch in ihrem Interesse. Sie freute sich richtig darauf, schon in wenigen Tagen mit ihrem Schatz über diese alberne Situationen herzlich lachen zu können. So wie gerade über einen blöden Witz Fredericks.
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Palinski war durchaus gewillt, sein Versprechen gegenüber der Anwältin Annemarie Sumser einzuhalten und sie über sein Gespräch mit Marinov zu informieren. Er schob es im Moment nur vor sich her, weil er sich nicht ganz im Klaren darüber war, was er ihr sagen sollte und was nicht. Einerseits wollte er dem Mann nicht in den Rücken fallen und nichts tun, was die Befreiung seiner Amelie behindern könnte. Andererseits wollte er Annemarie aber auch nicht belügen.
Also hatte er zunächst Wallner angerufen und ihm von Margit Waismeiers Vermutung hinsichtlich des zweiten Täters erzählt. Die auch der Inspektor sehr überzeugend fand.
Dann hatte er noch einige in Form und Inhalt schon wieder recht erfreuliche Worte mit Wilma gewechselt. Wenn nichts Gravierendes geschah, würde er am Heiligen Drei Königs Tag zu seinen Lieben stoßen und zwei, drei Tage mit ihnen verbringen. Jetzt hatte er keinen Grund mehr, das Telefonat mit Dr. Sumser weiter hinaus zu schieben. Sie meldete sich fast unmittelbar nach dem ersten Klingelton, ganz so, als ob sie nur auf diesen Anruf gewartet hätte.
»Ich bin gerade dabei, mir ein Steak in die Pfanne zu geben. Wenn Sie Lust haben, kann ich noch ein zweites daneben legen«, lud sie Palinski ein. »Dazu gibt es warmes Knoblauchbaguette und Salat .«
»Klingt hervorragend«, Palinski blickte auf die Uhr, es war schon kurz nach 20 Uhr und er hatte plötzlich Hunger. Zu Hause wartete niemand auf ihn und »Mama Maria« hatte während der Feiertage den Montag zum Ruhetag erklärt.
»Wenn es Ihnen recht ist, bin ich in einer Stunde bei Ihnen. Wo ist das überhaupt ?«
»Meine Adresse lautet Pötzleinsdorfer Höhe 212. Ich freue mich .«
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Elenas Töter hatte sich gut auf sein Treffen mit dem Erpresser vorbereitet. Das nachmittägliche Gespräch mit dem Alten hatte ihn sehr nachdenklich gemacht. Das war durchaus einleuchtend, was er gesagt hatte. Wenn man solchen Verbrechern einmal nachgab, dann wurde man sie wahrscheinlich nur mehr mit Gewalt los. Und wenn schon Gewalt, warum nicht gleich. Ehe man dem Scheißkerl auch nur einen müden Euro in den Hintern geschoben hatte.
Der Mistkerl glaubte wohl, die besseren Karten zu haben. Na, der Mann würde Augen machen, wenn er erst seine »Verbündeten« ins Spiel brachte. Es war schon gut, wenn man technisch so talentiert war, wie es der Töter für sich in Anspruch nahm.
Er machte eine letzte Kontrollrunde und vergewisserte sich, dass die geballte, von ihm in der Natur versteckte Technik auf Knopfdruck funktionierte. Dann schlüpfte er in den wärmenden Daunenschlafsack und rollte sich hinter einem Gebüsch zusammen. Hier konnte ihn der Erpresser nicht sehen. Das Überraschungsmoment war ihm sicher und der Scheißkerl so gut wie erledigt.
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Annemarie Sumser sah überwältigend aus in ihrem relativ knappen T-Shirt und der noch knapperen Designerjeans. Angesichts dieser Pracht und der Tatsache, dass Wilma gut 100 Kilometer weit entfernt war, gab Palinski ein aus vollem Herzen kommendes, pubertäres »Pfoa« von sich. Das war die höchste spontane Auszeichnung, die er zu vergeben hatte.
Er drückte ihr die Flasche »Mounier«, die er im Büro entdeckt, und die Blümchen, die er am Franz Josef Bahnhof erstanden hatte, in die Hand und ließ noch ein »Pfoa« hören.
Annemarie schien sich wirklich zu freuen, dass er da war. Sie bedankte sich für die Mitbringsel. Sie beugte sich vor und gab ihm ein Willkommensbusserl auf die Wange.
Dann kam aber auch schon ihre nur mühsam unterdrückte Neugierde durch. »Also wie steht die Sache mit Marinov ?«
Palinski ließ sich nicht lange bitten und gab wesentliche Teile seines Gespräches mit dem Mann wieder. »Er will jetzt versuchen, die 250.000 Euro von einem Freund zu borgen«, schloss er seinen Bericht.
»Ganz schöner Betrag für einen Freundschaftsdienst«, meinte Annemarie. »Aber alles ist relativ. Haben Sie den Eindruck, dass Marinov vielleicht irgendwo Geld beiseite geschafft hat, auf das er jetzt zurück greifen wird ?«
Da war sie, die Frage, vor der er sich schon die ganze Zeit über
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