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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Zollwache eine Personenbeschreibung gegeben und um Amtshilfe gebeten. Zwei Beamte standen neben den Ausgängen bereit, um eingreifen zu können, falls Marinov Schwierigkeiten machen sollte. Alles war vorbereitet für den Fuchs, er musste nur mehr in die Falle gehen.
    Auf der riesigen Anzeigentafel wurde der Austrian Flug aus Frankfurt als »gelandet« gemeldet. 7 Minuten früher als laut Flugplan vorgesehen. Annemarie Sumser hoffte, dass das Objekt ihrer anwaltlichen Begierde jetzt langsam eintreffen würde. Ihr Tag hatte früh begonnen und sie war schon rechtschaffen müde. Sie winkte nach der Bedienung, um ihre und Zwettlers Konsumation zu bezahlen. Es wäre ja auch zu lächerlich, wenn ihr Marinov möglicherweise durch die Lappen ging, nur weil sie nicht rechtzeitig die Rechnung verlangt hatte.
    Einige Minuten später machte Zwettler die Anwältin auf den einen Polizisten aufmerksam, der sich offenbar bemühte, ihnen mit Zeichen etwas mitzuteilen. Anscheinend hatte er irgendeine Meldung bekommen, die mit Marinov zu tun hatte. Annemarie Sumser und Waldemar Zwettler standen auf und stellten sich gegenüber der Türen auf, durch die die Fluggäste kommen mussten.
    Plötzlich erblickte sie ihn in einer Gruppe mehrerer Männer, mit denen er aber nichts zu tun hatte. Hoffte sie zumindest. Er blickte recht zufrieden drein und schien sich, wieder am Boden und zu Hause, in vertrauter Umgebung sicher zu fühlen. Annemarie hatte fast ein schlechtes Gewissen, diese kleine Idylle in wenigen Sekunden empfindlich stören zu müssen.
    Zwettler blickte sie fragend an und sie deutete auf Marinov. Mit einer Geschwindigkeit, die man dem schweren, 1,90 m großen Mann nicht zugetraut hätte, war er bei dem Pleitier. Der erkannte sofort, dass »the good times« für heute vorüber waren. Die beiden Polizisten kamen ebenfalls näher und ließen ihn die Aussichtslosigkeit einer für Sekunden ins Auge gefassten Flucht erkennen. Resigniert folgte er Zwettler zur Seite, heraus aus dem Strom der Angekommenen. Dr. Sumser war inzwischen ebenfalls herangetreten und die Amtshandlung konnte ihren Lauf nehmen.
    »Sie sind Heribert Marinov«, stellte der Vollzugsbeamte fest und zeigte ihm seine Legitimation. »Mein Name ist Zwettler vom BG Döbling und ich pfände hiermit das Geld und alle Wertgegenstände, die Sie an und mit sich tragen .«
    Neben den 5 Packerln zu je 50.000 Euro, die sich im Aktenkoffer befanden, büßte Marinov auf diese Art auch seine gute Uhr ein, eine klassische Tissot Navigator, die mindestens 2.000 Euro wert war.
    Am meisten aber berührte die Anwältin das fassungslose Gesicht des Mannes, aus dem ihr die Frage förmlich entgegen sprang. »Was wird jetzt mit Amelia werden ?«
    Fast sanft berührte sie seinen Arm und sagte »Sie müssen Acht geben. Da gibt es jemanden, der Ihnen schaden möchte. Ich bin anonym über Ihre Schritte informiert worden .«

     
    * * *

     
    Während Marinov abgeräumt wurde wie ein Christbaum am 6. Jänner und froh sein musste, dass ihm Dr. Sumser 100 Euro für das Allernotwendigste gelassen hatte, saß Palinski endlich wieder einmal an seinem Computer. Seine bevorzugte Tageszeit für die Arbeit an der Datei »Crimes-facts and ideas« war die nach 10 Uhr abends. Früher war er fast jeden Abend in die faszinierenden Abgründe realer und literarischer Verbrechen gestiegen, hatte Muster gesucht, Zusammenhänge hergestellt und Antworten gefunden. Seit er wieder bei der Familie im 3. Stock logierte, war dieser wichtige Teil seiner Tätigkeiten deutlich zu kurz gekommen. Vielleicht konnte er Wilma dazu bewegen, in Zukunft zwei, drei Nächte in der Woche bei ihm im Institut zu übernachten. Dann konnte er arbeiten, während sie schon oder noch schlief. Tina und Harry würden es sicher auch schätzen, wenn sich ihre Übernachtungsgäste nicht jeden Morgen den kritischen Blicken der Mutter aussetzen mussten.
    Er überlegte eben, ob er Wilma um 22.35 Uhr noch anrufen sollte, auf dem Lande ging sie immer ziemlich früh zu Bett, als sein Telefon läutete.
    Es war Annemarie, die sich auf der Heimfahrt vom Flughafen befand und ihn aufgeregt über die aktuellen Ereignisse informierte.
    »Das war eine berufliche Sternstunde«, bekannte sie, »aber irgendwie bin ich nicht stolz darauf. Der Bursche ist zwar ein Gauner, aber ein sympathischer. Und er macht sich wirklich Sorgen um seine Amelia .«
    Palinski verstand nur zu gut, was sie meinte. Nachdem Marinov offenbar bereit gewesen war, seine Altersvorsorge für das

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