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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Anwalt .«
    »Das haben Sie sicher vom vielen Fernsehen«, meldete sich jetzt Sandegger zu Wort. »Von diesen amerikanischen Serien. Aber bei uns ist das etwas anders geregelt. Sie werden schon sprechen, sobald wir sämtliche Beweise beisammen haben. Und Ihr Sohn gestanden hat.«
    »Denn müschen Schie aber erscht finden«, stellte Schwarzenbach triumphierend und nicht ganz zu Unrecht fest.
    »Das lassen Sie nur unsere Sorge sein«, gab Wallner zurück. »Wir haben sie noch alle gefunden .« Was zwar nicht stimmte, aber immer gut klang.
    »Karl und Stefanie Schwarzenbach, ich nehme Sie beide vorläufig wegen des Verdachts der Ermordung und der Beihilfe zur Ermordung von Ernst Schwarzenbach fest«, schloss Wallner die Amtshandlung ab und gab den beiden Polizisten das Zeichen, das Ehepaar abzuführen.
    Den Fall Elena hatte er vorerst bewusst ausgeklammert, da die mögliche Beteiligung der beiden derzeit noch nicht zu klären war. Zurück blieben drei ratlose und heillos überforderte Servierkräfte. Nach kurzer Nachdenkpause ergriff die jüngste der drei Frauen die Initiative und schickte die ebenso verwirrten Gäste einfach nach Hause. Dann erklärte sie das Lokal bis auf weiteres für geschlossen.

     
    * * *
    Also ich hätte viel dafür gegeben, noch ein, zwei Tage in Ottenschlag bleiben zu können. Wegen dieses blöden Vortrags bei diesem dummen Kongress muss ich jetzt meine Familie alleine lassen und wieder nach Wien.
    Aber wenn selbst meinem Freund Josef, dem Innenminister, so viel daran liegt, dass ich den Kollegen aus wer weiß wie vielen Ländern etwas erzähle, dann kann ich ja schlecht nein sagen.
    Wenn ich gleich nach dem Referat losfahre, könnte ich gegen Mittag oder spätestens zum Nachmittagskaffee schon wieder bei meinen Lieben sein.
    Was soll ich denn der internationalen Polizeiprominenz eigentlich erzählen? Keine Ahnung. Improvisieren ist ja ganz schön, aber irgendwie sollte ich mir zumindest eine Richtung zurecht legen. Wie lautet das Thema noch, zu dem ich sprechen soll? Wenn ich mich recht erinnere, steht im korrigierten Programm etwas von »Änderung wegen Erkrankung des Referenten .« Also kann ich mir den Titel eigentlich aussuchen, oder?
    Da nehme ich doch gleich mein Lieblingsthema »Die Interdependenz zwischen der Kriminalliteratur und dem realen Verbrechen .« Da kann ich stundenlang schwafeln und habe auch zwei gute Beispiele aus der Praxis. Also das Problem ist gegessen.
    Das Taxifahren macht richtig Spaß. Wenn man bedenkt, dass ein Leihwagen ja auch Geld kostet, ist der Komfort, sich fahren zu lassen, gar nicht mehr so teuer. Der Fahrer, wie heißt er noch, muss mir unbedingt seine Nummer geben. Damit ich ihn morgen wieder anfordern kann. Oder soll ich gleich etwas ausmachen? Lieber nicht, wer weiß, wie lange mich der Josef morgen nerven wird.
    Was, schon Ausfahrt Strebersdorf, das ist aber rasch gegangen. Wird langsam Zeit, Wallner anzurufen. Hoffentlich dauert es heute nicht mehr lange. Immerhin schon halb Zehn und ich muss morgen ausgeschlafen sein.

     
    * * *

     
    Sandegger war schon gegangen, dafür hatte sich Franca Aigner bei ihrem Freund Wallner eingefunden, um ihn abzuholen. Palinski tat es leid, bei der spektakulären Verhaftung am Nachmittag nicht dabei gewesen zu sein. Aber alles konnte man eben nicht haben.
    »Jetzt fehlt uns nur noch Schwarzenbach junior«, sinnierte Wallner vor sich hin. »Ich verstehe nicht, dass wir noch überhaupt keine Reaktionen auf den Steckbrief haben. Nicht einmal die üblichen Fehlalarme, nichts.«
    »Mir geht dieses weiße Kabel nicht aus dem Kopf«, meldete sich Palinski. »Ihr habt doch bei der Hausdurchsuchung auch die Kellerräume durchsucht ?«
    »Natürlich, da war nichts. Aber komisch, ich habe mich noch gewundert, dass der Kutscherhof keinen größeren Keller hat. Diese alten Winzerhäuser sind doch meistens voll unterkellert .« Wallner machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Eine ehemalige Freundin von mir gehört zu einer bekannten Weinhauerfamilie. Die haben Kellergänge, die hunderte Meter weit bis in die Weinberge führen«, erinnerte sich Palinski. »Nehmen wir einmal an, da gibt es noch Keller, die aber nicht vom Haus oder dem Hof aus zugänglich sind. Oder nur einen versteckten Zugang haben, eine Falltüre oder so was in der Art .«
    Jetzt begann auch Franca, an den Spekulationen Gefallen zu finden. »Wäre es möglich, dass der Sohn mit dem Motorrad zum Schein weggefahren, später aber unbemerkt wieder zurückgekehrt ist.

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