Heurigenpassion
Wertkartenhandy erreicht .«
»Können Sie mir dieses Gerät zeigen ?« , wollte Wallner wissen, doch Schwarzenbach deutete auf die gerade eintretenden neuen Gäste. »Ich habe keine Ahnung, wo sich das Ding im Augenblick befindet. Und fürs Suchen habe ich jetzt beim besten Willen keine Zeit. Sie sehen ja .«
Langsam wurde der Inspektor grantig. Nicht wirklich, sondern nur »dienstlich« sozusagen. »Sie werden sich Zeit nehmen müssen, wahrscheinlich mehr, als Ihnen lieb sein wird. Sie werden jetzt mit meinem Kollegen«, er deutete auf Pitzany, einen jungen Kriminalbeamten aus seiner Gruppe, »ins gerichtsmedizinische Institut fahren, damit wir einen Abdruck Ihres Gebisses nehmen können .«
Jetzt wurde Schwarzenbach, der nicht so leicht einzuschüchtern war, wild. »Was wollen Sie von mir? Einen Gebissabdruck machen? Das können Sie einfacher haben .«
Er fuhr sich mit den Händen in den Mund, nahm die beiden Hälften seines falschen Gebisses heraus und knallte sie auf die Schank. »Hier, bedienen Schi schich .« Der spektakuläre Akt der »Selbst-Entzahnung« war natürlich nicht ohne Folgen auf die Aussprache des Wirtes geblieben.
»Das wäre also erledigt .« Wallner reagierte ganz kühl. Er zog Handschuhe aus der Jackentasche, streifte sie über und nahm die beiden Gebisshälften auf, um sie in dem von Pitzany schon bereitgehaltenen Plastikbeutel zu deponieren.
Langsam wurde Schwarzenbach der Ernst seiner Lage bewusst. »Aber Schie werden mir doch nicht meine Tschähne wegnehmen. Ich kann doch scho nicht arbeiten. Um Gotteschwillen, scheien schie doch nicht scho gemein .«
»Das hätten Sie sich früher überlegen müssen. Bevor Sie sich auf die Gemeinheiten gegen Elena Kalkonides und Ihren Vater eingelassen haben«, begegnete ihm Wallner.
»Ich weisch nicht, wovon Schie schprechen«, schrie der Mann gequält auf und die Polizisten mussten anerkennen, dass es beinahe echt wirkte.
»Als nächstes würde ich gerne Ihren Unterarm sehen«, der Inspektor deutete auf den unbandagierten Arm.
»Aber den habe ich Ihnen doch schon gezscheigt«, jammerte Schwarzenbach los, »warum schikanieren Schie mich ?«
Die Argumentation des Heurigenchefs zeigte langsam Wirkung, einige der Gäste begannen zu murren und etwas von Polizeistaat zu faseln. Zeit, um langsam richtig zur Sache zu kommen, fand Wallner.
»Wer hat Ihrem Vater gestern eigentlich das Insulin gespritzt ?« , wollte er wissen.
»Dasch mascht meischtensch meine Frau«, sagte Schwarzenbach. »Mein Schohn hat esch auch schon einige Male gemacht, aber der ischt ja nischt da .«
Da der Bericht der Spurensicherung über die Fingerabdrücke auf der im Zimmer des Verstorbenen gefundenen Einwegspritze neben anderen auch noch nicht vorlag, konnte Wallner nicht widersprechen.
Schwarzenbach hatte inzwischen beide Unterarme entblößt und hielt sie dem Inspektor hin. »Na schehn Schie hier etwasch, wasch Ihre rüde Vorgangschweische rechtfertigt ?« , fuhr er ihn an.
»Hier nicht«, musste Wallner zugeben. »Aber Ihr Vater wurde gestern durch eine Überdosis Insulin ermordet, die Sie oder Ihre Frau ihm gespritzt haben müssen .« Jetzt hob Wallner die Stimme und donnerte los. »Und dann hat ihn noch jemand in den Unterarm gebissen, um den alten Herrn in den Verdacht zu bringen, an der Tötung dieser jungen Frau beteiligt gewesen zu sein. Falls Sie unschuldig sind, entschuldige ich mich schon jetzt für meinen Ton. Aber für mich sind Sie zumindest mitschuldig .«
Ernst Schwarzenbach musste vor allem bei den älteren Stammgästen recht beliebt gewesen sein. Denn jetzt kippte die Sympathie plötzlich und einige erregte Stimmen begannen, gegen Karl Schwarzenbach Stellung zu nehmen.
»Aber dasch ischt doch lächerlich. Warum scholl meine Frau meinen Vater umgebracht haben? Dasch ischt doch Irrschinn .«
Während der letzten Worte ihres Mannes war Frau Schwarzenbach aus der Küche gekommen. Ungläubig starrte sie zuerst ihren Mann und dann die Beamten an. »Was soll ich gemacht haben ?«
»Einer von Ihnen beiden, Sie oder Ihr Mann haben Ernst Schwarzenbach durch das Spritzen einer Überdosis Insulin ermordet«, stellte Wallner nochmals fest. »Oder Sie haben es gemeinsam getan .«
Die Frau setzte sich an den nächsten freien Tisch, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und begann zu heulen.
»Ich habe gleich gewusst ... «, begann sie, doch ihr Mann fiel ihr scharf ins Wort. »Du hältscht schofort den Mund. Wir schpreschen kein Wort mehr ohne unscheren
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