Heurigenpassion
Mit den 3.500 Euro, die er nach Aussage des Vaters bei sich haben soll, kommt er ja nicht wirklich weit .«
Die Vorstellung, dass Hans Schwarzenbach in einem geheimen Keller des elterlichen Betriebes saß, während ihn die Polizei überall, nur nicht dort suchte, hatte plötzlich etwas Bestechendes für sich, fanden die Drei.
Palinski stand auf und Wallner blickte ihn fragend an. »Willst du schon gehen ?«
»Ich denke, wir sollten uns Gewissheit verschaffen, und das sofort. Der Untersuchungsbefehl gilt doch noch ?« Wallner nickte und stand ebenfalls auf. »Schließlich ist ja auch nicht auszuschließen, dass Hans Schwarzenbach auf die Versorgung durch seine Eltern angewiesen ist«, bemerkte Franca Aigner. »Und Ihr werdet doch nicht Gefahr laufen wollen, dass Euch Euer Hauptverdächtigter verhungert oder verdurstet .«
Damit hatte sie, wie schon so oft, wieder einmal völlig recht .
* * *
Die anderen Heurigenbetriebe in Grinzing waren noch gut im Geschäft, als Wallner, Franca, Palinski und zwei Beamte in Uniform vor dem verschlossenen und unbeleuchteten Kutscherhof eintrafen. Mit dem noch gültigen Durchsuchungsbefehl und einer möglichen Gefahr in Verzug hatte Wallner kein Problem damit, das Tor fachmännisch selbst aufzubrechen.
Im Eingangsbereich des Domizils des Großvaters fanden sie das Verdacht erregende weiße Kabel. Dieses erwies sich als offenbar illegaler Ableger der Zuleitung des Kabelfernsehens. Ein Indiz dafür, dass es da unten einen Fernsehapparat geben musste. Und nolens volens auch jemanden, der davor saß und sich die Sendungen zu Gemüte führte.
Bloß, weit und breit war kein Zugang zu einem Keller zu finden. Während die beiden Beamten in Uniform noch im Haus suchten, machten sich die anderen drei daran, den Hof und vor allem den kleinen Schuppen in der Ecke zu erforschen.
In der mit Geräten für den Weinbau vollgeräumten Holzhütte fiel Wallner etwas auf, was bei der ersten Durchsuchung noch nicht da gewesen war. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern.
»Das ist ein chemisches WC, wie es in Wohnwägen verwendet wird«, wusste Palinski. Er hatte in jungen Jahren einen Caravan-Urlaub mit Wilma gemacht. Vier Wochen durch Frankreich und Spanien. Das war eine schöne Zeit gewesen. Aber »So ein Häusl ist wirklich nur eine Lösung auf Zeit .«
»Auch für jemanden, der sich versteckt, beispielsweise ?« , wollte Wallner wissen. Palinski nickte.
»Und Ihr glaubt wirklich, dass Hans Schwarzenbach irgendwo da unten steckt und jedes Mal hochkommt, wenn er auf den Topf muss ?« Man konnte sehen, dass diese Vorstellung Franca Probleme bereitete.
»Nicht unbedingt«, stellte der kurzfristig zum WC-Experten mutierte Palinski richtig. »Ich tippe eher darauf, dass das Ding hier oben entleert und alle zwei, drei Tage gegen den Thron ausgetauscht wird, der gerade im Einsatz ist .« Er deutete unbestimmt auf den Boden.
»Wenn unsere Vermutungen zutreffen, und ich bin immer mehr davon überzeugt, dann müssen wir nur mehr den Zugang zum Keller finden .«
Es dauerte aber noch mehr als eine halbe Stunde, bis sie die unter einer schweren alten Truhe versteckte Falltüre fanden, über die auch noch ein alter Kotzen gebreitet war.
»Sollte Hans Schwarzenbach wirklich da unten sein«, stellte Wallner fest, »dann hat er sich aber nicht versteckt, sondern ist eingesperrt worden .« Genau diesen Eindruck hatten die anderen auch gewonnen.
* * *
Ingrid Marinov-Wondrak hatte eben beschlossen, ihre Zelte in Lech abzubrechen und nach Wien zu fahren. Erstens vermisste sie Heribert und zweitens hatte sich ihr Schilehrer Toni Mösinger das Bein gebrochen. Damit waren ihre Möglichkeiten, sich die Zeit am Arlberg angenehm zu vertreiben, mit einem Schlag gegen Null gesunken. Und einen dieser »Alpin-Papagalli« an sich heran zu lassen, kam für sie nicht in Frage. Sie war trotz allem eine treue Frau. Ziemlich zumindest.
Die steinreiche Kauf- und Versandhauserbin wusste natürlich über die gelegentlichen Seitensprünge ihres um einige Jahre jüngeren Mannes Bescheid. Auch gab sich die attraktive und für ihr Alter noch ziemlich jugendlich wirkende Frau keinen Trugschlüssen hinsichtlich der Motive ihres Mannes hin. Heribert mochte sie gerne, da war sie sicher. Das Einzige, was er aber wirklich liebte, war ihr Geld und die Möglichkeiten, die sich daraus für ihn ergaben.
Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte. Heribert war ein Scheißkerl, aber ein sympathischer und im
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