her! Haben wir uns verstanden?« Er schaut sie streng an, aber sie bemerkt doch das Zwinkern in seinen Augen.
»Danke!«
Pia grinst Cleo an, als sie sich neben sie auf ihren Platz setzt.
»Was hat er gesagt?«
»Er steht auf Romantik! Nur nicht auf Wiederholungen!«
Erst in der großen Pause findet Pia Gelegenheit, Cleo von ihrem Streit mit Leon zu erzählen. »Er ist total abgedreht, als ich gesagt habe, ich will Model werden wegen der schönen Kleider.«
»Du willst modeln, im Ernst?«
»Ja, aber nicht wegen der Kleider. Auch, aber vor allem, weil ich deiner Mutter beweisen will, dass ich es schaffe. Die hasst mich doch, seit ich mit Leon zusammen bin. Und sie findet, dass ich immer so schlampig angezogen bin.«
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
»Ich kann es doch versuchen. Deiner Mutter gefällt die Idee.«
»Was? Bist du sicher? Gestern Mittag hat sie sich über dich lustig gemacht.«
»Aber als ich gestern bei euch war, hat sie mir sogar ein Kompliment gemacht.«
Cleo verzieht ungläubig ihr Gesicht. »Dir ein Kompliment? Meine Mutter?«
»Ja, nur Leon war stinksauer. Dabei müsste er das doch am besten verstehen. Aber er will nicht mal darüber reden.« Sie schaut ihre Freundin fragend an.
»Na ja, es nicht seine Lieblingsgeschichte. Er ist quasi auf dem Catwalk aufgewachsen. Hätte sicher ’ne tolle Karriere machen können. Aber das Thema ist für ihn durch.«
»Und warum hat er aufgehört?«
Cleo zögert. »Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen sollte. Frag ihn doch selber.«
»Bitte, Cleo. Ich muss das wissen, sonst streiten wir uns wieder.«
Aber Cleo schüttelt den Kopf. »Frag ihn selber. Aber wenn ich du wäre, würde ich mir einen anderen Weg suchen, um meiner Mutter zu gefallen.«
Kapitel 6
Schon nach vier Metern stoß Posen einübt und nicht nur Leon ausflippt
»Un…nd Kopf hoch! Gerade halten! Komm schon, Pia! Zuerst mit dem Ballen auftreten, dann mit dem Hacken! Stell dir vor, du bist beim Ballett! Und jetzt: Lau…fen! Setze einen Fuß vor den anderen, Zehen nach außen.«
Nie hätte Pia sich vorstellen können, dass sie eines Tages ausgerechnet mit Leons Mutter den Catwalk üben würde. Sie gibt sich alle Mühe, deren Anweisungen zu befolgen, drückt die Schultern nach hinten, die Brust raus, dreht die Zehen nach außen und geht im Zickzackschritt los. Schon nach vier Metern stoßen ihre Fußknöchel zusammen, sie stolpert und fällt.
»Kein Problem! Anfängerfehler!«, kommentiert Frau Bergmann.
Es tut höllisch weh, aber Pia beißt die Zähne zusammen und steht wieder auf.
st wichtig. Daon vorne! Warte!« Frau Bergmann geht zum Bücherregal, nimmt ein Lexikon und legt es Pia auf den Kopf. »So, jetzt versuch einmal, so gerade zu gehen, dass das Buch nicht herunterfällt.«
Unter den kritischen Augen von Frau Bergmann setzt Pia vorsichtig einen Fuß vor den anderen.
»Nicht schlecht für den Anfang. Und noch einmal von vorne! Gerade halten! Halte die Spannung! Spannung ist das A und O. Nicht so verkrampft! Locker bleiben!«
Pia bleibt mit einem Ruck stehen. »Aber angespannt und locker, wie soll man das gleichzeitig machen? Entweder angespannt oder locker!«
»Das ist ja genau die Kunst! Versuch es einfach! Nicht diskutieren! Du bist hier nicht in der Schule! Ein Model muss vor allem pflegeleicht sein und das tun, was man ihm sagt!«
»Ich dachte, Ausstrahlung ist wichtig. Dass man ein unverwechselbarer Typ ist.«
»Klar, aber bitte stumm. Noch einmal: Ein Model diskutiert nicht.«
Seit zwei Stunden üben sie nun schon. »So, und jetzt zum Posen. Hände auf die Hüfte, Ellenbogen weg vom Körper! Und die Füße …! F, damit sie in die zweite Runde bei der Castingshow am Samstag kommt.
Als Pia vor zwei Stunden kam, um sich mit Cleo zu treffen, war die noch nicht zurück vom Ballettunterricht.
»Komm herein!«, sagte Frau Bergmann. »Hast du einen Moment Zeit?«
Pia nickte und folgte ihr mit einem mulmigen Gefühl im Bauch ins Wohnzimmer.
»Wie hast du dich entschieden? Machst du mit?«
Wieder nickte Pia und zog aus ihrem Rucksack die ausgefüllte Anmeldung.
»Was sagt Leon dazu?«
»Er ist dagegen. Er möchte das nicht! Er glaubt nicht, dass ich das schaffe.«
Frau Bergmann nickte zufrieden. »So, so, er ist dagegen. Na, dann solltest du ihm das Gegenteil beweisen. Komm, hilf mir mal.«
Zur Verwunderung von Pia fing sie an, die Wohnzimmermöbel zu verrücken, sodass eine acht Meter lange, freie Bahn entstand.