Heute morgen und fuer immer - Roman
Ich bin im Kopf alles durchgegangen und habe gemerkt, dass ich zukünftig beides machen kann, den Job an der Hochschule und meine begonnene Arbeit im Waldhaus. Ich hoffe, ihr freut euch so sehr wie ich, wenn nicht, tut bitte wenigstens so!«, witzelte ich. Omi und Helene waren völlig aus dem Häuschen.
»Wenn das eure Eltern erleben könnten! Sie haben sich das immer gewünscht, aber wollten euch nie unter Druck setzen!«
Omi war überglücklich, denn das bedeutete auch, dass sie wirklich kürzertreten und sich mehr ihrem Kurschatten widmen konnte. Hubertus und Luisa freuten sich über jede Hand, die half, und Valentin lief bereits zum Auto, wo er einen Champagner für besondere Anlässe aufbewahrte. Bei den Temperaturen musste man ihn nicht mehr kalt stellen. Als der Korken knallte, stießen wir auf die Zukunft und das Familienunternehmen Waldhaus an, und auf Valentin, unseren Retter in der Not.
Alles fühlte sich rundum gut an!
»Wo bleibt denn bloß Valentin?« Nervös schaute ich auf die Uhr, während ich eine Blumenlieferung entgegennahm und abzeichnete. Wir standen kurz vor der Eröffnung, in ein paar Stunden würden hier die schriftlich eingeladenen Gäste samt Presse einlaufen und von Valentin, der das alles mit auf die Beine gestellt hatte, keine Spur. Eigentlich sollte er schon längst hier sein, aber an sein Handy ging er nicht ran. Hektisch zupfte ich mein Kleid zurecht und sah in den Spiegel, ob alles saß. Für den feierlichen Anlass der Neueröffnung trug ich ein graues, glänzendes Seidenkleid, hochgeschlossen. Meine Haare hatte ich zu einer schlichten, aber eleganten Hochsteckfrisur gebunden, dazu trug ich längere Perlenohrringe und um den Hals eine verspielte Perlenkette mehrmals umgewickelt. Mit den hohen Schuhen und meiner passenden Pudertasche in Grau sah ich wirklich festlich aus. Helene, die mich im Vorbeigehen sah, nickte anerkennend. Sie selbst war auch nicht wiederzuerkennen. Bislang kannte man sie im eher sportlichen Look oder eben ihrer Schwesterntracht. Seit sie im Waldhaus arbeitete, veränderte sich ihr Stil. Er wurde weiblicher, eleganter, auch ihre Haare hatte sie anders geschnitten. Grinsend pfiff ich ihr hinterher, was sie mit einem »Schön siehst du aus! Wirklich schön! Hat Valentin sich schon gemeldet?« quittierte. Ich verneinte und stellte Tischkarten auf die eingedeckten Tische gemäß der Sitzordnung. Wo blieb er denn nur? Wir waren so weit im Plan und hatten alles im Griff, aber mir wäre wohler, wenn er da war, zumal wir vorwiegend seine Weine anboten, deren Herkunft und Herstellung Valentin erklären wollte. Für alle, die es zünftiger mochten, boten wir das extra für uns gebraute Waldhaus-Bier an. Luisa trug wie alle aus der Küche ihre neue Arbeitskleidung, lange, hellgraue glänzende Schürzen, die übers Knie gingen, dazu eine weiße Bluse und eine aus demselben grauen Stoff gefertigte Krawatte. Das sah einfach, aber edel aus und stand wirklich allen. Die Männer trugen dasselbe Outfit nur mit Hosen, bodenlangen grauen Schürzen, weißen Hemden und grauen, glänzenden Krawatten. Mein Blick schweifte umher, und ich konnte es immer noch nicht fassen, was wir in knapp drei Monaten alles verändert hatten. Das Waldhaus war nicht wiederzuerkennen, ein wahres Schmuckstück, es war zu neuem Glanz erstrahlt! Das Parkett abgeschliffen und neu geölt, die Wände frisch gestrichen, einige neue Lampen und Möbel, die Akzente setzten, frische, üppige, frühlingshafte Bouquets, schlichte Gemälde, die aber durch die richtige Beleuchtung bestens zur Geltung kamen, neue hochwertige Fenster mit weißen Holzrahmen, moderne Bäder mit freistehenden Badewannen und englischen Armaturen, die dicken Vorhänge in hellen Tönen. Vom neuen Spabereich mal ganz abgesehen, wirkte das Waldhaus hell, freundlich, natürlich, dabei sehr charmant und ein wenig luxuriös und dennoch familiär und so, dass man sich willkommen fühlte. Nervös schaute ich auf die Uhr, von Valentin immer noch keine Spur ... Das sah ihm so überhaupt nicht ähnlich, und die Zeit raste nur so dahin. Schließlich vibrierte mein IPhone, Valentin hatte eine SMS geschickt.
»Bitte fangt ohne mich an, ich erklär alles später! Versuche, so schnell wie möglich da zu sein! Keine Sorge, du machst das!«
Mein Herz rutschte in die Hose, und ein altbekanntes Gefühl stieg in mir hoch: Lampenfieber vom Feinsten! Helene kannte mich gut genug, um zu erkennen, was los war.
»Valentin schafft es nicht, rechtzeitig hier zu
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