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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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klappt!«
    Ich öffnete das längliche, leichte Päckchen vorsichtig. Zum Vorschein kam ein gerolltes Papier. Ich entrollte es und brach in Entzücken aus. Es enthielt ein selbst gemaltes Bild von Ulrike für mich. Das abstrakte Gemälde interpretierte das Thema Musik mit angedeuteten Noten, einem Flügel und wallenden roten Locken. Eine Hommage an Klimt, aber abstrakter und in unglaublich tiefen warmen Farben. Valentin gab mir ein zweites Geschenk.
    »Und das ist von Nele!«
    Nele! Wie ging es ihr wohl? Ob sie schon Bescheid wusste, dass ihre Eltern sich wieder getrennt hatten? Würde Jutta in München bleiben? Ich öffnete das kleine Päckchen, in dem sich eine kleine Schmuckschatulle aus Samt befand. Neugierig öffnete ich sie und musste lächeln. Darin lag einer von Neles Milchzähnen, einer ihrer Glücksbringer. Einen Talisman konnte ich immer gut brauchen, und wenn sie Nele bislang Glück gebracht hatten, konnte das nicht schaden.
    Dann mussten wir zu den Gästen, die sich unter viel Lachen und Geplänkel auf ihren Plätzen eingefunden hatten und gespannt auf das Frühlingsmenü und den ersten Gang warteten, der auf weißem Porzellan hereingetragen wurde. Die Bärlauchsuppe mit selbst gepflücktem Bärlauch aus dem Englischen Garten, angebratenen Flusskrebsen und frischem Kerbel roch so verführerisch, dass ich trotz Aufregung Appetit bekam. Dazu drei verschiedene Sorten selbst gebackenes Brot, das noch warm war, mit leicht gesalzener Butter dazu, ließ die Gäste »hm« und »lecker« an allen Tischen sagen. Als Zwischengang gab es Radi mit Petersilienpesto, was ich noch nie zuvor gegessen hatte, was aber nicht nur fantastisch schmeckte, sondern auch hübsch anzusehen war. Der Rettich war rund und am Stück wie eine Girlande geschnitten, die aufdrapiert in der Mitte des Tellers thronte, das Petersilienpesto als grüner Kranz um den Radi geträufelt. Zum Trinken gab es frischen Apfelsaft aus Südtirol oder aber einen Riesling, zu dessen Herkunft und Herstellung Valentin Auskunft gab. Er machte das wirklich fantastisch, spannend und interessant, ohne dabei lehrmeisterhaft zu sein, ohne Dünkel und für jede Frage offen.
    »Wissen Sie, ich kann Ihnen noch so detailliert erzählen, in welchen Fässern, mit wie viel Gold der Wein gesiebt wurde oder wie viele Jahrhunderte fleißige Bauernjungen die Fässer wenden mussten, wenn wir ehrlich sind, interessieren uns am Ende des Tages doch nur drei Fragen: Schmeckt mir der Wein? Hab ich Kopfweh am nächsten Morgen? Und was kostet der Spaß?«
    Gelächter und zustimmendes Nicken an den Tischen. Weiter ging es mit dem Hauptgang, der aus einem Schweinsbraten mit Biersoße, Brezenknödeln und Apfelrotkraut bestand. Wer wollte, bekam zum Schweinsbraten das eigens für das Waldhaus gebraute Weißbier oder einen schönen Rotwein. Nach dem, was ich aufschnappen konnte, waren die Gäste bislang mehr als zufrieden. Draußen war es inzwischen dunkel, wir zündeten alle Kerzen im Raum an und bereiteten das Kaminzimmer vor, in dem auch mein Flügel aufgestellt stand. Hugo heizte den Kamin kräftig ein und verbrannte ein paar Zweige Rosmarin mit, für den angenehmen Duft. Die Kerzen in den Windgläsern auf den Fensterbänken tauchten den Raum in ein warmes Licht. Wir rückten die Stühle zurecht, die wir in kleinen Reihen jeweils durch einen Gang getrennt aufgestuhlt hatten. Es gab noch einige bequeme Sessel und eine lange Couch, auf die man sich setzen konnte. Zuerst aber beendeten wir das Menü mit dem Dessert: drei kleine Variationen von karamellisiertem, geeistem Kaiserschmarrn, einer bayerischen Creme und einem weißen Topfenmousse mit frischen Beeren. Dazu gab es zwei verschiedene Dessertweine, einen weißen und einen roten. Ich hätte am liebsten von beiden getrunken. Als das Geklapper der Teller und Bestecke langsam leiser wurde, stand Omi auf.
    »Wir hoffen, es hat Ihnen so gut geschmeckt wie uns. Wir dürfen Sie jetzt in unser Kaminzimmer bitten, wo Sie Kaffee, Tee und vor allem aber unsere selbst gemachte traditionsreiche Waldmeisterbowle probieren dürfen. Das Besondere ist aber, dass Clara ein kleines Konzert geben wird, mit einigen Stücken, die herrlich zum lang ersehnten Frühling passen!«
    Anscheinend eine gelungene Überraschung - zumindest sah ich erfreute Gesichter, wohin ich blickte. Seltsamerweise war ich fast nervöser als bei einem großen Publikum, da es bei großen Konzerten im dunklen Raum abtauchte und anonym wurde. Hier konnte ich einzelne Gesichter

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