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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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genauer gesagt bis gestern Abend hatte ich ihr die Wahrheit verschwiegen, um sie zu schonen. Zum Glück nahm sie die Nachricht mit meinem unsicheren Job besser auf als gedacht, was vor allem damit zusammenhing, dass sie nicht mehr so sehr abhängig war von meinen Gagen, denn das Waldhaus konnte sich nach der Seliger-Affäre auch so tragen. Nervös sah ich auf die Uhr.
    »Na, der Termin ist um vier Uhr, das heißt, ich denke, ich werde spätestens um sechs Uhr wieder hier sein.«
    Ursprünglich war der Termin auf drei Uhr anberaumt gewesen. Frau Knaupp, Professor Bruckners Assistentin, hatte aber gestern im Waldhaus angerufen, um mitzuteilen, dass der Termin sich um eine Stunde nach hinten verschob. Keine Ahnung, was das bedeutete, es half auf alle Fälle nicht, mich entspannter werden zu lassen. Omi sah ebenfalls auf die Uhr.
    »Aber es ist doch gerade erst zwei, willst du jetzt schon los?«
    Nein, aber ich konnte nicht mehr ruhig sitzen und abwarten. Um mich abzulenken, wollte ich mit Eddie im Englischen Garten spazieren gehen.
    »Das ist eine gute Idee. Stress gehört in die Beine«, befand Omi.
    Eingepackt und mit meinem iPod ausgerüstet, schnappte ich mir die Leine und Eddie. Zur Entspannung hörte ich Leonard Cohen, ging langsam Schritt für Schritt und im Kopf durch, was ich sagen würde. Stellte mir vor, was sie mich fragen würden, und versuchte, mich auf jeden möglichen Ausgang des Termins seelisch einzustellen. Auf dieses Gespräch bereitete ich mich wie für ein Konzert vor, machte im Gehen meine Atemübungen und brachte mich in eine immer konzentriertere Stimmung. Eine gute halbe Stunde war ich bereits gegangen, als ich meinte, meinen Namen gehört zu haben. Ich blieb stehen und nahm meine Kopfhörer von den Ohren.
    »Clara!«
    Tatsächlich, aus einiger Entfernung sah ich Valentin auf mich zu rennen. War das eine Fata Morgana? Wenn ja, kam sie immer schneller näher. Außer Puste und mit rotem Kopf stand Valentin schließlich vor mir und rief. »Schnell, du musst los. Dein Termin ist bereits um drei Uhr!«
    Valentin sah, dass ich nicht verstand. »Der Anruf von Professor Bruckners Assistentin gestern war ein Fake. Dein Termin wurde nicht auf vier Uhr geändert. Amelie ließ bei euch anrufen, damit du zu dem Termin heute nicht erscheinst und die Stelle auf alle Fälle an sie geht.« Sofort war ich hellwach.
    »Woher wusste denn Amelie von meinem Termin, und woher weißt du, dass sie hinter dem Anruf steckt?«
    Valentin sah schuldbewusst zu Boden. »Jutta hat alles mitbekommen, als ich Ulrike davon erzählt habe. Vorhin wähnte sie sich alleine im Haus und rief Amelie an. Sie kicherte und freute sich ungemein, dass du auf die Falle reingefallen bist, und sie haben sich verabredet, um heute Abend darauf anzustoßen und zu feiern. Es tut mir so leid!«
    Dafür konnte Valentin doch nichts, also mal von seinem schlechten Frauengeschmack, was Jutta anging, abgesehen.
    »Wie viel Uhr ist denn?«, fragte ich Valentin, denn mein Handy hatte ich vorsorglich im Waldhaus gelassen, um nicht gestört zu werden.
    »Zwanzig vor drei. Das schaffen wir locker. Ich fahr dich hin!«
    So schnell wir konnten rannten wir los zum Auto.
    Gerade rechtzeitig kam ich am Konservatorium an.
    »Danke!«, rief ich Valentin zu, der mit den Händen eine abwehrende Geste machte.
    »Das Gremium hat jetzt Zeit für Sie!«
    Frau Knaupp, die mich noch aus Studentenzeiten kannte und mochte, lächelte mir aufmunternd zu. Wenn sie wüsste, dass Amelie in ihrem Namen jemanden bei mir anrufen ließ, damit ich diesen Termin versäumte, wäre sie bestimmt auf die Barrikaden gegangen. Geschickt eingefädelt von Amelie, denn das hätte mir niemand geglaubt, dass sich jemand als Frau Knaupp ausgeben würde, um mir eine andere Uhrzeit zu sagen, und beweisen hätte ich es nicht können. Stattdessen wäre das Gremium zu Recht wütend gewesen, wenn ich nicht aufgetaucht wäre oder mit einer Stunde Verspätung. Frau Knaupp ging in den Sitzungssaal vor. Bestimmt wusste sie von meinem Skandal, umso mehr freute ich mich, dass sie mich immer noch zu mögen schien. Heute war der erste Tag, an dem das Konservatorium nach den Winterferien oder der vorlesungsfreien Zeit, wie es korrekt hieß, geöffnet war. Mein Puls schlug so laut, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn die Assistentin mich gebeten hätte, bitte meinen iPod auszuschalten.
    Im Sitzungssaal saßen Professor Bruckner, Professor Wiese, ein weiteres Mitglied, dessen Namen ich nicht kannte, und zwei

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